Letzte Aktualisierung: um 16:02 Uhr

Erster Bericht zu PIA-Unglück

Piloten fuhren das Fahrwerk wieder ein

Nach dem tödlichen Absturz eines A320 von Pakistan International Airlines liegt nun ein erster Bericht vor. Er zeigt, dass die Piloten viele Vorschriften missachteten.

Nach dem Absturz eines Airbus A320 von Pakistan International Airlines PIA im Mai präsentiert Pakistan am Mittwoch (24. Juni) einen ersten Untersuchungsbericht. Nach einer missglückten Landung auf dem Flughafen Karachi war der Jet während des Fluges PK8303 bei einem zweiten Landeversuch in ein Wohngebiet gestürzt – 97 Insassen und ein Mensch am Boden starben.

Nach dem Unglück gab es bereits Anzeichen, dass der A320 beim ersten Landeversuch mit den Triebwerksgehäusen die Landebahn berührte und die Motoren dabei womöglich beschädigt wurden. Das Fahrwerk war dabei nicht ausgefahren, zeigten Bilder einer Überwachungskamera. Dies bestätigt jetzt der Bericht der pakistanischen Zivilluftfahrtbehörde CAA.

Piloten zeigten wenig Disziplin

Mithilfe der französischen Untersuchungsbehörde Bea, die den Herstellerstaat des Airbus vertritt, werteten die Ermittler den Flugdatenschreiber und die Stimmrekorder aus. Der Start im pakistanischen Lahore sowie der Reiseflug verliefen demnach ohne besondere Vorkommnisse. Jedoch fiel der Behörde auf, dass die Piloten nicht nach vorgeschriebenen Prozeduren miteinander kommunizierten und zusammenarbeiteten (im Fachjargon: Crew Ressource Management).

Pakistans Luftfahrtminister Ghulam Sarwar Khan sagte bei der Vorstellung des Berichts, die Piloten hätten sich über die Corona-Pandemie unterhalten und die Lage des Flugzeugs dabei nicht immer im Blick behalten. «Ihre Gedanken haben sich um Corona gedreht. Denn ihre Familien waren von der Pandemie betroffen», so der Minister. Einen technischen Defekt habe das Flugzeug zu diesem Zeitpunkt nicht gehabt.

Fahrwerk zu früh ausgefahren

Im Bericht bestätigt die Behörde auch vorher durchgesickerte Meldungen, dass die Piloten im ersten Anflug auf Karachi zu steil sanken. Eine von einem Fluglotsen vorgeschlagene Warteschleife führte der A320 nicht durch. Durch den zusätzlichen Flugweg wäre der Jet in Einklang mit dem vorgesehen Sinkpfad gekommen.

Stattdessen führten die Piloten ihren aggressiven Sinkflug weiter fort. Mehrere Male wies ein Lotse sie auf die zu große Anflughöhe hin. In einer Höhe von etwa 7500 Fuß über Grund oder umgerechnet 2286 Metern fuhren sie das Fahrwerk aus. Dies geschah viel zu früh, das Flugzeug war zu dem Zeitpunkt noch nicht mal auf die Landebahn ausgerichtet.

Auch Fluglotsen in der Kritik

Etwa elf Kilometer vor der Landung fuhren die Piloten das Fahrwerk dann wieder ein, ohne es später erneut herauszuholen. Kurze Zeit später fingen sie den korrekten Sinkpfad des Endanflugs ein, führten den Anflug dann aber instabil fort.

Der Bericht kritisiert weiterhin, dass die Fluglotsen bei der missglückten Landung bemerkten, dass die Airbus-Triebwerke die Piste berührten, dies aber nicht den Piloten meldeten. Eine Absturzursache nennt die CAA bislang nicht. Noch immer laufen die Ermittlungen zu dem Unglück.

Sehen Sie in der oben stehenden Bildergalerie Aufnahmen aus dem ersten Untersuchungsbericht zum Absturz des Flugs PK8303.