Letzte Aktualisierung: um 8:46 Uhr

Nach Beinahe-Zusammenstößen

Piloten fordern Drohnen-Crashtests

Immer wieder kommen Drohnen Flugzeugen gefährlich nahe. Eine Pilotengewerkschaft will nun wissen, was passiert, wenn die Fluggeräte tatsächlich in Flugzeugtriebwerke gelangen.

Am 19. Februar kam es im französischen Luftraum zu einer unheimlichen Begegnung. Gerade einmal fünf Meter entfernt flog eine Drohne an einem Airbus A320 von Air France vorbei. Der Flieger kam aus Barcelona und befand sich gerade im Anflug auf den Pariser Flughafen Roissy, als der Kopilot rechts aus dem Fenster sah und das andere Flugobjekt entdeckte. Laut der französischen Ermittlungsbehörde BEA leitete die Crew ein Ausweichmanöver ein – mit Erfolg. Der Zwischenfall wird als «schwer» eingestuft und nun untersucht.

Nur eine Woche vorher wurde berichtet, dass ein Flugzeug am Londoner Flughafen Heathrow nur eine Flügelspanne entfernt an einer Drohne vorbeiflog. Es sei nur einer von vielen Zwischenfällen, so die Behörden. Für viele Experten ist es inzwischen nur eine Frage der Zeit, bis es wirklich einmal zu einer Kollision kommt. «Drohnen sind eine der größten Herausforderungen, die wir in der Branche angehen müssen», sagte Willie Walsh, Chef der British-Airways-Mutter IAG vor Kurzem den britischen Medien.

Katastrophaler Triebwerksausfall möglich

Piloten fordern nun, dass man schnell handelt. Der Verband British Airline Pilots Association (Balpa) verlangt von der Luftfahrtbehörde und dem britischen Transportministerium, dass sie Drohnen-Crashtests unterstützen. Es sei, so der Balpa-Sicherheitsbeauftragte Steve Landells zum Sender Sky News, «sehr wahrscheinlich», dass es zu einem so genannten «uncontained engine failure» komme, wenn eine Drohne in ein Triebwerk gerate.

Normalerweise ist ein Triebwerksbrand harmlos. Die Motoren sind so konstruiert, dass ein Feuer von den Piloten durch Knopfdruck gelöscht werden kann. Auch ein Ausfall eines Triebwerks während des Fluges ist keine Katastrophe. Der Pilot muss dann zum nächsten Flughafen fliegen und landen. Das können heutige Jets problemlos. Bei einem «uncontained engine failure» werden Teile des Triebwerks abgesprengt und das Triebwerk selbst und sogar das Flugzeug können stark beschädigt werden.

Tests wie bei Vogelschlag

Der Verband verlangt daher, dass man mit Drohnen ähnliche Tests durchführt, wie es sie bereits für Vogelschlag gibt. Jedes Triebwerk wird darauf getestet, was passiert, wenn es zu einem Zusammenstoß mit einem oder mehreren Vögeln kommt. Daraus könne man aber nicht direkt schließen, was mit einer Drohne geschehe. «Vögel haben keine Lithium-Batterien und sind nicht aus Metall», so Landells.

Wenn Batterien und Metall unkontrolliert durch die Gegend geschleudert würden, sei das gefährlicher als bei Vögeln. Die Metalle könnten laut dem Experten mit hoher Geschwindigkeit sogar in die Treibstofftanks und die Hydraulik und sogar in die Kabine gelangen, so Landells. Diese Risiken müsse man testen.

Windschutzscheibe könnte zerstört werden

Außerdem solle getestet werden, was passiert, wenn eine Drohne die Windschutzscheibe des Cockpits trifft. «Dann könnte ziemlich viel Glas ziemlich schnell durch die Gegend fliegen», so Landells. Die britische Luftfahrtbehörde hat bereits reagiert. Man arbeite daran, die Risiken, die sich durch Drohnen ergeben, zu untersuchen. Man arbeite dabei mit dem Transportministerium und verschiedenen Branchenvertretern zusammen.