Notlandung von Ural Airlines
Piloten des Airbus A320 machten vor Landung im Weizenfeld viele Fehler
Der erste Bericht der russischen Behörden zeigt, dass ein technischer Defekt am Anfang der Notlandung des Airbus A320 im Weizenfeld stand. Aber am Ende führten Fehler der Piloten dazu, dass dem Flugzeug das Kerosin ausging.
Das eingegrabene Fahrwerk, die Landestrecke: Die Crew von Ural Airlines hatte Glück.
Das eingegrabene Fahrwerk, die Landestrecke: Die Crew von Ural Airlines hatte Glück.
Fachleute von Ural Airlines arbeiten derzeit daran, den Airbus A320 wieder flugtauglich zu machen. Denn erste Untersuchungen zeigten, dass das Flugzeug bei der Landung in einem Weizenfeld in Sibirien Mitte September nicht stark beschädigt wurde. Sobald das Fahrwerk repariert sowie Gewicht aus dem Jet ausgebaut ist und der Winterfrost den Boden hart genau macht, soll der Jet mit dem Kennzeichen RA-73805 wieder starten.
Noch ist es nicht so weit. Doch inzwischen ist bekannt, wie es genau zum Zwischenfall kam, bei dem niemand verletzt wurde. Ende Oktober veröffentlichte die russische Luftfahrtbehörde Rosaviatsiya ihren ersten Bericht zu Flug U6-1383. Er zeigt, dass zwar ein technischer Defekt am Anfang stand, aber am Ende Fehler der Piloten dazu führten, dass dem Flugzeug das Kerosin ausging und sie deshalb auf dem Feld landen mussten.
Bei Wartung keine Mängel aufgefallen
Der A320 von Ural Airlines, der 80.000 Flugstunden* auf dem Buckel hat, war im März zum letzten Mal in einer periodischen Wartung. Zwei Tage vor dem Zwischenfall war er nochmals überprüft worden. Dabei fielen keine Probleme auf. Vor dem Start in Sochi wurden am Flieger keinerlei Mängel festgestellt.
Die Bruchstelle des Schlauches. Bild: Rosaviatsiya
Doch während des Landeanflugs auf Omsk fiel plötzlich eines der drei Hydrauliksysteme aus, über die große Flugzeuge gemeinhin verfügen. Betroffen war das grüne System, das für das Fahrwerk, die Schubumkehr, Klappen und Vorflügel zuständig ist. Schuld an seinem Ausfall war ein Bruch eines Schlauches bei einem Anschluss, wie der Bericht festhält.
Falsche Berechnung der Treibstoffmenge
Danach reagierten die Piloten aber nicht richtig auf das Problem. Wegen schlechtem Wetter entschieden sie sich, nach Novosibirsk auszuweichen. Die Cockpitbesatzung habe dabei die tatsächliche Position des Fahrwerks und der Klappen nach dem Ausfall des grünen Hydrauliksystems nicht berücksichtigt. Und so habe sie nicht beachtet, dass dies einen erhöhten Verbrauch zur Folge gehabt habe, heißt es im Bericht.
Wegen den bremsenden Elementen fiel die Berechnung der Treibstoffmenge falsch aus. Beim Abflug in Sochi hatten sich 14.200 Kilogramm Kerosin an Bord des Flugzeugs befunden. Beim Landeversuch in Omsk waren davon noch rund 5000 Kilogramm übrig. Mit ausgefahrenen Klappen und ausgefahrenem Fahrwerk hätte der Airbus A320 bis nach Novosibirsk aber 7000 Kilogramm benötigt. Das bemerkten die Piloten viel zu spät bemerkt, wie es der Bericht von Rosaviatsiya festhält.
550 Meter Landestrecke
Aber nicht nur das. Auch nahm die Crew keine «rechtzeitige Kontrolle des Treibstoffverbrauchs und des Resttreibstoffs im Flug» auf dem Weg nach Novosibirsk vor. Und so wurde sie plötzlich überrascht. Rund 50 Minuten nach dem Abdrehen in Omsk und bei einer Restmenge von 1300 Kilogramm Kerosin entschieden sie sich zur Notlandung. Das war dringend nötig. Denn nach der Landung fanden sich nur noch 184 Kilogramm Sprit in den Tanks, wie es im Bericht heißt – noch weniger als zuerst gemeldet.
Die vom Flugzeug bei der Landung im Weizenfeld zurückgelegte Strecke beträgt etwa 550 Meter. In der Endphase versank das Flugzeug bis zu 30 Zentimeter tief im Boden. Dadurch wurde das Bugfahrwerk um 90 Grad verdreht, wie dem Bericht zu entnehmen ist.
Diverse Teile müssen zur Reparatur
Es ist nicht der einzige Schaden. So wurde die Abdeckung des rechten Hauptfahrwerks abgetrennt, zudem seien Schaufeln des Triebwerkfans verbogen worden. Die Motoren seien aber sonst intakt. Sie müssten allerdings demontiert und zur Reparatur und Reinigung an einen Wartungsbetrieb geschickt werden, so Rosaviatsiya. Schließlich müssten auch alle Räder und Bremsen ersetzt werden.
Schäden am Flugzeug. Bild: Rosaviatsiya
Den Bericht von Rosaviatsiya zu Flug U6-1383 von Ural Airlines können Sie hier herunterladen (auf Russisch).
* In einer ersten Version stand fälschlicherweise die Zahl von 120.000 Flugstunden. Das ist aber die Angabe zur maximalen Lebensdauer. Wir entschuldigen uns für den Fehler.