Interview
«Passagierzahlen bei Rhein-Neckar Air konstant gut»
Hauptgeschäftsführer Ansgar Gerken erklärt, wie es bei Rhein-Neckar Air finanziell läuft, wo Expansionspläne bestehen und warum er die Dornier Do328 für ideal hält.
Dornier Do328 von Rhein-Neckar Air: «Sie kommt unkritisch mit der relativ kurzen Landebahn in Mannheim zurecht».
Dornier Do328 von Rhein-Neckar Air: «Sie kommt unkritisch mit der relativ kurzen Landebahn in Mannheim zurecht».
Rhein-Neckar Air fliegt nun seit bald drei Jahren. Wie läuft es heute?
Ansgar Gerken*: Rhein-Neckar Air hat sich in den letzten drei Jahren gut entwickelt. Die Strecken zwischen Mannheim und Berlin, Mannheim und Hamburg und auch die 2016 neu aufgenommene Strecke zwischen Mannheim und Sylt haben sich sehr gut entwickelt. Die Passagierzahlen sind konstant auf einem guten Niveau. Für Sylt erwarten wir in 2017 noch eine Verbesserung.
Gab es Dinge, die Sie beim Start unterschätzt haben und wie reagierten Sie darauf?
Zwei Dinge sind beim Neustart einer Airline sehr wichtig und kompliziert. Zum einen das Buchungs- und Abrechnungssystem, das am besten auch mit Reisebürobuchungen funktionieren sollte. Zum anderen die Gewinnung von Kunden also der Bekanntheitsgrad. Beides ist sehr kostenintensiv. Das Abrechnungssystem wurde von uns zusammen mit dem Dienstleister für das System in den letzten Jahres kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. Den Bekanntheitsgrad werden wir weiter steigern, indem wir gezielt neue Kunden in Raum Mannheim aber auch in Hamburg und Berlin ansprechen werden. Auch die Aufnahme von Sylt in den Flugplan hat beim Bekanntheitsgrad sehr positiv gewirkt.
Welche Auslastung erreichen Sie inzwischen – und rechnet sich das auch finanziell?
In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass man mit der aktuellen Auslastung einen profitablen Linienflugbetrieb betreiben kann. Wir werden aber weiter daran arbeiten, die Auslastung zu erhöhen. Für das Jahr 2017 haben wir uns vorgenommen, im Durchschnitt zwei Fluggäste mehr auf unseren Flügen zu haben.
Welche Ziele haben Ihre Aktionäre – darunter SAP, Heidelberg Cement oder Südzucker – Ihnen denn vorgegeben?
Die Gesellschafter sind daran interessiert, dass sich Rhein-Neckar Air trägt, also einen profitablen Linienflugbetrieb umsetzt. Das war von Anfang an die Zielsetzung und ist sie auch heute.
Ihre Basis ist der Flughafen Mannheim. Er liegt nur 70 Kilometer vom Flughafen Frankfurt entfernt. Braucht es da wirklich eine eigene Fluggesellschaft?
Unsere Passagiere kommen vorwiegend aus der weiteren Region um Mannheim herum. Dass ein Frankfurter mit der Rhein-Neckar Air fliegt, ist seltener der Fall. Die Passagiere schätzen dabei die kurzen Wege zum Flugzeug und das kostenfreie Parken am Cityairport Mannheim. Ganz besonders ist für unsere Reisenden aber der familiäre Flair der Rhein-Neckar Air. Die meisten Vielflieger werden mit Namen begrüßt und die Flugbegleiterin kennt bereits Vorlieben beim Essen und Trinken. Ach ja, bei uns fliegt man noch mit vollem Service an Bord. Es gibt Brötchen vom regionalen Bäcker, Kaffee von einer Privatrösterei aus Ludwigshafen sowie Wasser und auf den Abendflügen Bier einer Brauerei aus Heidelberg. Neu bieten wir Obst an. Dies gilt für alle Passagiere an Bord – eine Business Class mit Vorhang gibt es bei uns nicht.
Natürlich überlegen und rechnen wir regelmäßig, was noch interessant sein könnte.
Sie fliegen nach Berlin und Hamburg, zudem saisonal nach Sylt. Gibt es da Pläne für einen Ausbau? Wenn Ja, was ist für Sie interessant?
Jede neue Strecke ist eine neue Herausforderung. Daher werden wir nur nach guter Vorbereitung weitere Strecken hinzunehmen. Natürlich überlegen und rechnen wir regelmäßig, was noch interessant sein könnte. Namen oder Orte können wir aber nicht nennen.
Rhein-Neckar Airs Verbindungen sind auf Geschäftsleute ausgelegt – sie konzentrieren sich schwerpunktmäßig auf Morgen und Abend. Dazwischen ist es noch relativ ruhig. Planen Sie diese Stunden besser zu füllen?
Natürlich sind die Leerstunden ein Punkt. Allerdings sind Verbindungen um die Mittagszeit für Geschäftsleute in der Regel nicht so interessant. Da dies unsere Hauptkunden sind, müssen wir hier vorsichtig sein.
Könnte Rhein-Neckar Air auch zunehmend von anderen Flughäfen aus operieren?
Ganz direkt: Dazu gibt es keine Pläne.
Die Dornier Do328 gilt als nicht ganz einfaches Flugzeug, da sie nur rund 30 Passagiere fasst. Sie setzten voll auf das Modell. Warum?
Die Dornier Do328 Turboprop ist für den Einsatz in Mannheim das perfekte Modell, da es unkritisch mit der relativ kurzen Landebahn in Mannheim zurechtkommt. Außerdem gibt es bei der Rhein-Neckar Air und bei allen beteiligten Unternehmen wie zum Beispiel dem Wartungsbetrieb einen sehr großen Erfahrungsschatz mit der Do328. Never change a winning team!
Könnten Sie sich vorstellen, größere Flieger anzuschaffen oder ganz von der Do328 weg zu wechseln?
Auch dazu gibt es keinerlei Pläne.
* Ansgar Gerken ist Hauptgeschäftsführer von Rhein-Neckar Air. Zuvor arbeitet er bei MHS Aviation und Aviation Investment in München. Nach abgeschlossenem Studium der Volkswirtschaftslehre in Münster begann er seine Karriere bei der Deutschen Telekom in Bonn. Nach zehn Jahren im Großkonzern wechselte er in den Mittelstand und ist seit 2008 in der Luftfahrt tätig.