Letzte Aktualisierung: um 10:11 Uhr

Vorfall in Paris

Airbus A330 hob nach Kollision beinahe ab

Ein Fluglotse musste die Piloten eines Airbus A330 von Air France auf eine Bodenkollision hinweisen. Die Besatzung hatte den Rempler falsch gedeutet und den Start vorbereitet.

Die Piloten von Air-France-Flug AF498 wartenden schon auf einem Rollweg darauf, ihren Airbus A330-200 auf die Startbahn bringen zu können. Am 30. Oktober vergangenen Jahres sollte der Langstreckenflieger 191 Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder vom Flughafen Paris Charles De Gaulle zur Karibikinsel St. Maarten bringen. Ein Funkspruch eines aufmerksamen Bodenmitarbeiters beendete die Reise allerdings noch am Boden.

Denn wenige Minuten zuvor war das Flugzeug von einem anderen Airbus A330 von Delta Air Lines am Heck gerammt worden. Die Piloten der Air-France-Maschine konnten zwar nicht sehen, wie der A330 von Delta mit seiner linken Tragfläche gegen das hintere Ende ihres Flugzeuges stieß und es beschädigte. Doch der Rempler verursachte einen Ruck – den die Air-France-Piloten allerdings einer anderen Ursache zuordneten.

Delta-Kapitän schätzte Platz falsch ein

Vor dem A330 von Air France rollte ein anderes Flugzeug auf eine Startbahn, wie aus einem Bericht der französischen Flugunfallbehörde Bea hervorgeht. Die Piloten dachten, dass der vor ihnen rollende Flieger mit seinen Triebwerken einen Rückstoß erzeugte, der an ihrem A330 rüttelte. Sie bereiteten sich anschließend weiter auf den Start vor.

Im anderen A330 von Delta blieb der Zusammenstoß nicht unbemerkt. Noch bevor die Delta-Piloten ihre Maschine quer hinter dem Air-France-Flieger vorbeirollten, bemerkten sie, dass der Platz zum Passieren knapp war. Allerdings schätzte der Kapitän den Abstand zum anderen Flieger als ausreichend ein, reduzierte jedoch trotzdem vorsichtshalber die Geschwindigkeit.

Nach vier Minuten über Schaden informiert

Zwanzig Sekunden, nachdem die Flugdatenschreiber beider A330 einen Stoß aufzeichneten, wurden die Delta-Piloten von der Kabinenbesatzung auf die Kollision aufmerksam gemacht. Ein Passagier hatte den Zusammenstoß sowie eine Beschädigung des Flügels beobachtet und den Flugbegleitern gemeldet.

Für den A330 von Air France vergingen mehr als vier Minuten, bis die Piloten über den Schaden informiert wurden. Einem Bodenmitarbeiter des Flughafens fiel eine Minute zuvor die Beschädigung am Heck auf. Dies meldete er einem Fluglotsen, der anschließend die Air-France-Crew informierte. Zuvor war das Flugzeug zu einem Wartepunkt vor der Startbahn gerollt, auf dem sich zuvor das Flugzeug befunden hatte, dass den vermeintlichen Rückstoß verursachte.

Bodenmitarbeiter verhinderte Schlimmeres

Beide Flugzeuge konnten ihre Flüge nicht mehr antreten. Am A330 von Delta wurden bei dem Vorfall der Winglet an der Spitze der linken Tragflächen abgerissen. Beim A330 von Air France wurde die Verkleidung des Hilfstriebwerks, das sich im Heck befindet, sowie Sensoren beschädigt, schreibt das Bea. Analysen von Airbus hätten ergeben, dass sich die Verkleidung höchstwahrscheinlich beim Start oder im Flug abgelöst hätte, heißt es in dem Bericht weiter.

Die Unfallermittler kritisieren, dass die Piloten von Delta die Kollision mit dem Air-France-Flugzeug nicht meldeten, sondern dem Fluglotsen nur den Schaden an ihrem Flugzeug bestätigten. Hätten die Lotsen direkt von der Delta-Crew vom Zusammenstoß erfahren, hätte sie das andere Flugzeug schneller warnen können. Nur durch die Aufmerksamkeit des Bodenmitarbeiters konnte die Flugsicherung überhaupt den Start des A330 von Air France stoppen, sagen die Ermittler.

Luftfahrtbehörden sehen keine Besserung durch Kamerasysteme

Für Kamerasysteme, die Piloten großer Flugzeuge helfen, die Tragflächen beim Rollen zu überblicken, spricht sich die Behörde dennoch nicht aus. Weil bei Kollisionen zwischen Flugzeugen am Boden bisher keine Menschen zu Schaden kamen, sieht die Bea zusammen mit der europäische Luftfahrtbehörde Easa und ihrem amerikanischen Pendant FAA die Mehrkosten solcher Systeme als nicht gerechtfertigt. Die amerikanische Untersuchungsbehörde NTSB hatte im Jahr 2012 die Einführung solcher Cockpitkameras empfohlen.

Viel mehr hoffen die französischen Ermittler, dass der Vorfall andere Piloten warnt. So zeige die Kollision der beiden A330, dass ein Einhalten der Mittellinie beim Rollen Zusammenstöße nicht ausschließe, wenn sich Rollwege nicht parallel zueinander befinden würden.

Sehen Sie in der oben stehenden Bildergalerie Aufnahmen aus dem Ermittlungsbericht der Bea zur Bodenkollision.