Letzte Aktualisierung: um 12:39 Uhr

Marktausblick

Aktuell sind nur 47 Geschäftsflugzeuge auf dem Markt, die jünger sind als fünf Jahre

Die Geschäftsluftfahrt boomt. Die Auftragsbücher der Hersteller sind voll. Doch Gebrauchtflugzeuge sind kaum erhältlich und das wird zum Problem.

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Wer eine Wohnung in einer europäischen Großstadt gefunden hat, kann sich freuen. Wohnraummangel wird nicht nur in Deutschland, sondern europaweit zum Problem. Der Immobilienmarkt gilt als angespannt, wenn die Leerstandsquote unter 2 Prozent liegt. Ein Blick auf die deutschen Metropolen zeigt, dass die Lage mehr als angespannt ist: Berlin liegt bei 0,8 Prozent, Frankfurt bei 0,3 Prozent und in München liegt die Leerstandsquote bei 0,2 Prozent.

Fliegen ist zwar kein zentrales Grundbedürfnis wie Wohnen. Doch auch hier gibt es eine Knappheit, die der am Wohnungsmarkt ähnlich ist. Zu dem Ergebnis kommt das Analyseunternehmen Jetnet IQ. Wer heute ein gebrauchtes Flugzeug kaufen will, das jünger als fünf Jahre ist, kann weltweit zwischen gerade mal 47 Flugzeugen wählen. Und das bei einem weltweiten Bestand von 40.400 Flugzeugen. Erfasst werden vor allem Businessjets, aber auch Turboprops im Geschäftsreiseverkehr, jedoch keine kleinen Maschinen wie etwa Cessna 172.

Volle Auftragsbücher

Leicht besser sieht es bei älteren Modellen aus. Der Gebrauchtmarkt habe sich seit 2022 zwar leicht erholt, sei aber weiter sehr angespannt, so Rollie Vincent, Gründer und Chef von Jetnet auf der Businessjet-Messe Ebace. Der Gesamtanteil der weltweit zum Verkauf stehenden Fliegern liegt bei 7,5 Prozent. Der Großteil davon ist aber über zehn Jahre alt. Zehn und auch maximal fünf Jahre alte Flugzeuge sind kaum zu haben.

Der Mangel ist auch da, weil die Auftragsbücher der großen Hersteller mehr als voll sind. Laut Jetnet haben die Auftragsbestände bei Geschäftsflugzeugen einen 16-Jahreshöchststand von 50 Milliarden Dollar erreicht. Gleichzeitig fahren die Hersteller ihre Produktion hoch und erreichen Höchststände bei den Auslieferungen.

820 Auslieferungen erwartet

Vincent rechnet damit, dass die Auslieferungen von Geschäftsflugzeugen in diesem Jahr voraussichtlich um 13 Prozent auf 820 Einheiten steigen werden, gegenüber 729 im Jahr 2023. Für das kommende Jahr rechnet sein Analyseunternehmen mit einem Anstieg um 3 Prozent auf 845. Die Hersteller erleben laut Vincent zwar «gute Zeiten». Dennoch steht die Branche vor Problemen, weil die Nachfrage nicht gedeckt werden könne.

Die wichtigsten Märkte sind Nordamerika und Europa. Zusammen kommen sie auf 80 Prozent der weltweiten Flotten. Die Herausforderungen der kommenden fünf Jahre schätzen Unternehmen beider Kontinente unterschiedlich ein. In Europa sind Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit das zweitgrößte Problem, in Nordamerika sind Umweltaspekte nicht mal unter den Top Fünf.

Nachhaltig in Nordamerika weniger wichtig

Ähnlich sieht es bei der Verwendung nachhaltiger Flugkraftstoffe aus. In Europa stimmte mehr als ein Viertel aller Befragten der Aussage zu, in den kommenden zwei Jahren Sustainable Aviation Fuels (SAF) einsetzen zu wollen. In Nordamerika stimmten dem nur unter zehn Prozent der Befragten zu. Gleichzeitig haben der Aussage in Nordamerika sogar 24,1 Prozent widersprochen.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit müsse sich noch gerade in Nordamerika eine Menge ändern, so Vincent. Europa wird laut dem Jetnet-Chef eine Vorreiterrolle bei dieser Entwicklung einnehmen.