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Niederländer nicht begeistert

Neuer Chef rückt Air France und KLM näher zusammen

Konzernchef Benjamin Smith krempelt Air France KLM um. Den niederländischen KLM-Chef Pieter Elbers hat er auf Linie gebracht. Dessen Landsleute fürchten die Folgen.

Trotz des wirtschaftlichen Erfolges seiner Airline musste KLM-Chef Pieter Elbers vergangene Woche um seinen Job bangen. Denn dass der neue Konzernchef von Air France KLM, Benjamin Smith, die gut wirtschaftende niederländische Airline enger mit der problemgeplagten französischen Schwester verzahnen will, gefiel Elbers nicht. Am Dienstag (19. Februar) stand dann fest: Der Vertrag des KLM-Chefs wird doch verlängert.

Grund dafür war aber kaum, dass sich KLM-Manager und sogar Politiker für Elbers einsetzten, sondern, dass der Niederländer nachgab. Die Entscheidung dazu sei am Freitag im KLM-Aufsichtsrat gefallen, berichtet La Tribune, «als der niederländische Chef dem Plan von Benjamin Smith zustimmte», so die französische Zeitung. «Der Chef von KLM hatte verstanden, dass er keine andere Wahl hatte, um seinen Kopf zu retten.»

Smith bei KLM nominiert

Das Ergebnis: Air France KLM bekommt ein neues Chef-Komitee, das für die strategische Ausrichtung aller Fluglinien und Geschäftseinheiten zuständig sein wird. Den Vorsitz hat Benjamin Smith inne. Ebenfalls vertreten sind KLM-Chef Pieter Elbers, Air-France-Chefin Anne Rigail und Konzern-Finanzchef Frederic Gagey. Ziel des Ausschusses sei es, die Kooperation im Konzern auszubauen und Synergien besser zu nutzen, so Air France KLM.

Elbers und Rigail werden zudem beide Smiths Stellvertreter als Konzernchef. Brisanter ist jedoch: Mit Smith wird erstmals in der Geschichte von Air France KLM ein Konzerchef als Mitglied des Aufsichtsrats von KLM vorgeschlagen. Die Wahl findet im April 2019 auf der KLM-Hauptversammlung statt. «KLM zahlt einen hohen Preis für die Wiederernennung von Chef Pieter Elbers», kommentiert die niederländische Zeitung De Telegraaf. Die Kontrolle würde künftig von Paris aus stattfinden und KLM müsse Smith im Aufsichtsrat «tolerieren».

Jobs bei KLM in Gefahr?

Noch drastischer sieht Luftfahrtberater Ruud Jansen die Situation: «Alle Kontrolle geht nach Paris und das wird natürlich Jobs kosten», so der Niederländer gegenüber der Zeitung. «Ich schlage vor, einen schwarzen Schwan für KLM-Werbung zu verwenden.»

Warum die Niederländer so skeptisch gegenüber Air France sind, zeigen auch die gerade veröffentlichten Jahreszahlen des Konzerns für das vergangene Jahr. Während bei KLM das Betriebsergebnis 2018 im Vergleich zum Vorjahr nur minimal um 6 Millionen Euro auf immer noch 1,07 Milliarden Euro zurückging, brach es bei Air France auch streikbedingt um 597 Millionen auf nur noch 266 Millionen ein.

Neuer Chef schafft Joon ab

Smith ist erst seit Herbst 2018 Chef von Air France KLM, hat jedoch schon einige Änderungen auf den Weg gebracht. So stampft Air France etwa ihre junge Marke Joon ein. Die Regionalmarke Hop verstecken die Franzosen künftig – sie war Smith zu verwirrend.