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Auch mehr Airbus A330

Neuer Aerolineas-Chef will Embraer behalten

Die argentinische Staatsairline hat einen neuen Chef. Er kritisiert seine Vorgänger und verwirft auch den Plan, die Embraer-Jets auszuflotten.

Die Regierung des wirtschaftsliberalen Präsidenten Mauricio Macri hatte in den vergangenen vier Jahren ein klares Ziel für Argentiniens Luftfahrtsektor: Deregulierung. Unter anderem strich sie Untergrenzen für Flugticketpreise, vergab neue Rechte für Hunderte Flugrouten und ermöglichte so den Start von Billigfliegern wie Flybondi und Norwegian Air Argentina. Die staatliche Fluglinie Aerolíneas Argentinas sollte derweil wettbewerbsfähiger werden, um eines Tages ohne Subventionen auszukommen.

Doch im Dezember 2019 endete Macris Amtszeit und der linke Politiker Alberto Fernández übernahm das Amt des Präsidenten. Im Zuge des politischen Machtwechsels legte auch Aerolíneas-Argentinas-Chef Luis Malvido sein Amt nieder und für ihn übernahm Pablo Ceriani. Für den ist es eine Rückkehr, denn er war nach der Wiederverstaatlichung der Airline von 2009 bis 2015 im Management für die Finanzen verantwortlich. Nun äußert sich Ceriani zum Zustand der Fluglinie und seinen Plänen.

Vorwürfe an Vorgänger

Im Interview mit der Zeitung Pagina 12 geht Ceriani erst einmal hart ins Gericht mit seinen Vorgängern in der Zeit der Macri-Regierung. Er wirft ihnen unter anderem vor, sie hätten Aerolíneas Argentinas Kapital entzogen, das Unternehmen finanziell noch deutlich tiefer ins Minus gedrückt, die Wartung der Flugzeuge vernachlässigt und manche Jets sogar unnötigerweise stillgelegt und als Ersatzteillager für andere Flieger genutzt.

Der neue Chef kündigt an, eine seiner ersten Maßnahmen werde es sein, den Wartungsstau abzubauen. Das werde nicht nur Geld, sondern vor allem auch Zeit kosten. Die Flotte bestehe zurzeit aus 44 Boeing 737 NG, zehn Airbus A330 sowie 26 Embraer E190 bei der Tochter Austral, so der Manager. Allerdings könnte es hier im Interview ein Missverständnis gegeben haben, denn alle führenden Flugzeugdatenbanken zählen insgesamt 44 Boeing 737, 39 NG (31 737-800, acht 737-700) und fünf zurzeit 737 Max.

Embraer E195-E2 und mehr Airbus A330

Pläne seiner Vorgänger, die Embraer-Flugzeuge von Austral zu verkaufen und durch deutlich größere Flieger zu ersetzen, nennt Ceriani «verrückt». Es handle sich um ein sehr vielseitiges Modell, das Starts und Landungen erlaube, wo größere Flugzeuge nicht zum Einsatz kommen könnten. Man wolle bei Embraer-Fliegern bleiben. Allerdings sei es das Ziel, auf E195 der neuen Generation umzustellen – also die E195-E2.

Die Gewerkschaft Asociación Argentina de Aeronavegantes teilt zudem mit, Ceriani habe ihr mitgeteilt, dass weitere Airbus A330 beschafft werden sollen. Diese werden demnach die letzten Airbus A340-300 ersetzen, deren Ausmusterung der vorherige Chef Luis Malvido noch kurz vor seinem Rücktritt einleitete, ohne einen Ersatz zu bestimmen.

700 Millionen Dollar Staatshilfe

Außerdem will der neue Aerolíneas-Chef ausgelagerte Dienstleistungen wie Social Media zurück ins Haus holen und damit Geld sparen, wie er im Gespräch mit der Zeitung erklärt. Zudem kritisiert er, dass 2019 rund 13 Millionen US-Dollar alleine für Google-Werbung ausgegeben worden seien. Auch das will er offenbar zurückfahren. Zudem kommen Verträge mit externen Rechtsberatern auf den Prüfstand. 2020 werde die Fluggesellschaft rund 700 Millionen US-Dollar an Staatshilfe brauchen, schätzt Ceriani. Er sagt, so viel sei es etwa auch im vergangenen Jahr gewesen, allerdings sei die Zahl schön gerechnet worden.