Wegen Krieg
Nachfrage nach Israel-Flügen bricht ein – El Al baut Flugplan um
Nur noch wenige wollen nach Israel fliegen. Die Nachfrage ist massiv eingebrochen. El Al reagiert darauf und streicht diverse Routen - und erwartet keine schnelle Erholung.
Eine Boeing 777 von El Al am Flughafen von Tel Aviv: Die Nachfrage nach Flügen nach Israel ist weltweit eingebrochen.
Eine Boeing 777 von El Al am Flughafen von Tel Aviv: Die Nachfrage nach Flügen nach Israel ist weltweit eingebrochen.
Im Rekordjahr 2019 fertigte der Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv fast 25 Millionen Reisende ab. Die Pandemie brachte die globale Luftfahrt zum Erliegen. Im vergangenen Jahr erholte sich auch der israelische Luftverkehr deutlich. 2022 zählte er wieder 20 Millionen Passagiere und 2023 versprach nochmals deutlich besser zu werden.
Doch ab dem 7. Oktober brachen die Verkehrszahlen massiv ein. Damals griffen Hamas-Terroristen israelische Zivilistinnen und Zivilisten an, danach rief Israel einen Krieg in Gaza aus. Zahlreiche internationale Fluggesellschaften setzen daraufhin den Luftverkehr in die Region zeitweise aus. Während Lufthansa Group zurückgekehrt ist, halten sich amerikanische Airlines mehrheitlich bedeckt. Einzig United hat die Rückkehr angekündigt.
Quellmärkte brechen weg
Zählte der wichtigste Flughafen Israels in den ersten neun Monaten bereits knapp 21 Millionen Reisende und damit fast zwei Millionen mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2019, waren es nach den Anschlägen der Hamas und dem Beginn des Krieges in Gaza bis zum Jahresende nur noch knapp zwei Millionen Passagiere. Oder anders ausgedrückt: Betrug der Monatsschnitt zuvor 2,3 Millionen Reisende, waren es in den letzten drei Monaten nur noch 0,7 Millionen monatlich.
Mit einer schnellen Rückkehr der Nachfrage ist nicht zu rechnen. Laut dem Reiseanalyse-Unternehmen Forward Keys liegen die Ticketverkäufe für Flüge nach Israel zwischen Juni und August 74 Prozent niedriger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Wichtige Quellmärkte wie die USA (minus 77 Prozent), das Vereinigte Königreich (minus 67 Prozent) und Deutschland (minus 79 Prozent) brechen weg. Vergleicht man die Zahlen mit 2019, liegt der Rückgang bei 80 Prozent.
Keine Flüge mehr von El Al nach Südafrika …
Das trifft auch die größte Fluggesellschaft des Landes. El Al teilte kürzlich mit, das Angebot der schrumpfenden Nachfrage anpassen zu müssen, berichtet das Portal Allisrael. «Aufgrund der anhaltenden Sicherheitslage ist die Nachfrage der Israelis nach Tickets zu verschiedenen Zielen weltweit deutlich zurückgegangen», heißt es.
El Al streicht aktuell Ziele aus dem Flugplan, deren Regierungen die israelische Führung für ihr Vorgehen in Gaza kritisieren. Ende Januar stellte die Airline alle Flüge nach Südafrika ein, nachdem die Regierung Israel des Völkermords in Gaza beschuldigt und vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag Anklage erhoben hatte.
… Irland und Marokko
Nun streicht El Al Flüge nach Marrakesch und Dublin. Die Airline begründet den Schritt mit einem Nachfragerückgang. Irlands Regierungschef Leo Varadkar warf Israel unfaires Vorgehen im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas vor. Die Flüge nach Marokko wurden erst im 2021 im Zuge des Abraham-Abkommens aufgenommen. «Die Aussetzung dieser Strecken ermöglicht eine Ausweitung des Betriebs und die Aufnahme von Hunderten von Flügen zu bestehenden und gefragten Zielen sowie die Erkundung von Möglichkeiten für neue Ziele», heißt es von El Al.
Die Fluggesellschaft als auch israelische Wirtschaftsexperten rechnen nicht damit, dass sich der Tourismus in absehbarer Zeit erholen wird. «Wir werden auch im Jahr 2024 nicht zur völligen Normalität zurückkehren. Auch wenn morgen alle Geiseln zurückkehren, die Kämpfe in Gaza enden und keine Nordfront eröffnet wird, werden wir dennoch Schaden nehmen» sagte Shlomi Zafrany, Vizepräsident für Handels- und Industrieangelegenheiten von El Al.