Mysteriöse PGL-Tochter
Polen klont Lot
Die Dachgesellschaft der polnischen Nationalairline hat eine zweite Lot gegründet. Spekulationen über einen kontrollierten Bankrott der Nationalairline widerspricht die Regierung.
Flieger von Lot: PGL hat eine neue, mysteriöse Tochter.
Flieger von Lot: PGL hat eine neue, mysteriöse Tochter.
Den Namen Polska Grupa Lotnicza PGL hörten viele Deutsche zum ersten Mal am 24. Januar 2020. Damals kündigte die staatliche Dachgesellschaft der polnischen Nationalairline Lot an, den deutschen Ferienflieger Condor zu übernehmen. Mitte April war dann klar: Die Polen machen einen Rückzieher und verzichten auf die Übernahme.
Nach dem Wirbel, den PGL damit in Deutschland auslöste, sorgt sie nun in ihrem Heimatland Polen für Gesprächsstoff. Anfang dieser Woche bemerkte das Portal Pasazer nämlich, dass PGL ein neues Tochterunternehmen gegründet hat. Der Name: Lot Polish Airlines. Der Unternehmenszweck: Lufttransport von Passagieren.
PGL widerspricht Bankrott-Spekulationen
Auf die Frage, warum man die Firma gegründet habe, erklärte PGL, die neue Tochter trage dazu bei, die betrieblichen Aktivitäten zu ordnen. Sie verwies zudem darauf, dass sie insgesamt acht Ableger habe, die das Wort Lot im Namen tragen. Was eine Ordnung der Aktivitäten bedeutet, erklärte die staatliche Gesellschaft derweil nicht weiter.
Pasazer und andere Medien mutmaßten, dass der polnische Staat und PGL einen kontrollierten Bankrott der aktuellen Lot planen könnten, die offiziell Polskie Linie Lotnicze Lot heißt. PGL bestreitet das. Sogar Jacek Sasin, Minister für Staatsunternehmen und stellvertretender Ministerpräsident, meldete sich zu Wort. Er sagte, man werde in jedem Fall das Überleben von Lot sichern, notfalls auch mit einer staatlichen Finanzspritze. Er habe keine Zeit, so Sasin, jeder Falschmeldung zu widersprechen, welche die Runde mache.
Potenzielle Vorteile einer neuen Firma
Das Portal Pasazer rückt dennoch nicht von seiner These ab und legte in einem zweiten Artikel die Gründe dar: Wirtschaftlich habe Lot schon vor der Corona-Krise schlechter dagestanden als viele Wettbewerber in Europa und mit aktuell 15 Boeing 787 sei gerade die Langstreckenflotte zu groß und kostspielig. Eine radikale Lösung wie ein kontrollierter Bankrott würde daher vieles einfacher machen, etwa im Umgang mit Leasingverträgen und Lohnverhandlungen. Vorbild könnte der Aufbau der neuen Alitalia sein.