Platoon Aviation
Mysteriöse Business-Airline will in Hamburg starten
Eine neue Charterairline möchte in Hamburg mit Pilatus PC-24 abheben. Wer hinter dem Projekt steht, ist unklar - doch im Schriftzug von Platoon Aviation findet sich ein Hinweis.
Pilatus PC-24 und der Schriftzug von Platoon Aviation: Start in Hamburg geplant.
Pilatus PC-24 und der Schriftzug von Platoon Aviation: Start in Hamburg geplant.
Die Corona-Krise vernichtet Airline-Arbeitsplätze, freie Stellen gibt es im Cockpit derzeit selten. Für umso mehr Beachtung sorgt unter Piloten eine Anzeige, die sich bis vor Kurzem bei einem Jobportal fand: Platoon Aviation sucht Kapitäne und Kopiloten für Pilatus PC-24.
«Auf Sie wartet ein junges, dynamisches Team mit Sitz in Hamburg», hieß es. Ziel sei, «ein neues Produkt am Markt der Business-Aviation zu etablieren». Die Stellenanzeigen sind nicht mehr online, die Firmenbeschreibung ist es noch. «Platoon ist die neue Business Airline, die ab 2021 europaweite Business Charterflüge im Premium Segment anbieten wird», heißt es. «Platoon wird dafür fabrikneue Pilatus PC-24 Business Jets einsetzen.»
Geheimnisvolle Platoon Aviation
Das klingt nach einem potenziellen Konkurrenten für den etablierten Charteranbieter Air Hamburg. Nach einer Firma, die darauf setzt, dass sich Geschäftsreisende und gutbetuchte Privatleute in der Pandemie öfter in einen Privatjet setzen. Allerdings ist das Spekulation.
Denn Platoon Aviation ist ein mysteriöses Projekt: Es findet sich keine Webseite, keine Kontaktadresse, keine Information im Handelsregister. Mehrere Kenner der Hamburger Luftfahrt, die aeroTELEGRAPH fragte, hatten noch nie etwas von Platoon gehört.
Parallele zu Weltmeister-Boot
Dennoch gibt es einen Hinweis darauf, wer hinter Platoon Aviation stecken könnte. Denn in der Stellenanzeige ist der Platoon-Schriftzug zu sehen und das in einer ganz besonderen Typographie, bei der das O oben rechts und unten links nicht rund ist, sondern eckig. Genau so findet sich der Schriftzug auch auf einem bekannten Segelboot wieder.
Das Boot «Platoon» und seine Besatzung wurden 2017 und 2019 Weltmeister in der Klasse Transpac 52. Eigner und Steuermann ist der wohlhabende Hamburger Segler und Immobilienunternehmer Harm Müller-Spreer. Der 58-Jährige hat mit der Müller-Spreer Air Verwaltungs GmbH und der Müller-Spreer Air GmbH & Co. KG auch Verbindungen zur Luftfahrt. Im April 2020 wurde er zudem Vorstand von NJK Aviation, die einst eine Embraer Phenom 100 nutzte, wickelte die Firma aber bereits im wieder August ab.
Alles nur Zufall?
Aber steckt Müller-Spreer wirklich hinter Platoon Aviation? Oder handelt es sich um einen Zufall? Oder hat sogar jemand den Schriftzug des Bootes dreist kopiert? aeroTELEGRAPH wendete sich mit diesen und weiteren Fragen erstmals im Januar an das Büro der Müller-Spreer AG in Hamburg. Trotz mehrmaliger Nachfragen äußerte sich bis heute weder der Geschäftsmann selbst noch einer seiner Mitarbeitenden zu den Fragen.
Dabei ist das Projekt Platoon Aviation durchaus spannend – besonders auch durch die Ankündigung, «fabrikneue Pilatus PC-24» einzusetzen. Bei dem Schweizer Flugzeug handelt es sich um die neuste Generation von Geschäfts- und Privatjets. Gerade erst hat Pilatus den flexiblen PC-24 auch in einer zehnsitzigen Commuter-Version vorgestellt.
Ein Jahr Wartezeit beim PC-24
Es ist allerdings nicht einfach, schnell neue PC-24 zu bekommen. Die Wartezeit liegt etwa bei einem Jahr. Für einen Start 2021 müsste Platoon also schon geordert haben. Pilatus selbst will das nicht kommentieren. Zu Kundenbeziehungen äußere man sich nicht, so ein Sprecher.