Letzte Aktualisierung: um 15:35 Uhr

Interview mit Rob Dewar

«Mussten kleine Dinge an der C-Series anpassen»

Was Bombardier bei der C-Series noch verbessern musste, warum Konkurrenten klagen und ob es eine CS500 geben wird, sagt Programmchef Rob Dewar im Interview.

Die C-Series fliegt nun seit einem Jahr im regulären Betrieb. Wie zufrieden sind Sie mit dem Flugzeug?
Rob Dewar*: Wir sind sehr, sehr zufrieden. Andere Hersteller haben mit ihren neuen Modellen nach der Inbetriebnahme durch die Kunden einige Probleme. Bei uns läuft es sehr gut. Das hat zwei Gründe. Wir haben zuvor ein sehr ehrgeiziges Testprogramm durchgezogen. Das war aufwändig und teuer, hat sich aber gelohnt. Zudem war Swiss ein guter Erstbetreiber mit einem wirklich profunden Know-how in Sachen Technik. Das half auch.

Dennoch mussten Sie die Produktion in den letzten Monaten verlangsamen…
Das stimmt. Wegen der Probleme mit den PW1500G-Triebwerken kam es bei Auslieferungen zu Verzögerungen von einigen Monaten. Das war ein Problem für uns. Doch Pratt & Whitney holt jetzt auf. Wir haben jetzt 13 Flugzeuge ausgeliefert und steigern laufend das Tempo. Im zweiten Halbjahr werden wir verschobene Auslieferungen nachholen.

Sie nutzen die Verzögerungen um gewisse Dinge am Flugzeug anzupassen. Was genau wurde neu gemacht?
Ja. wir mussten kleine Dinge an der C-Series anpassen. Zum einen sind es Software-Updates, zum anderen haben wir aufgrund von Kundenfeedback kleinere Dinge in der Kabine angepasst, die nicht zufriedenstellend waren. Gewisse Sachen kann man noch so gut testen, die wahre Prüfung kommt wenn regelmäßig Passagiere im Flieger sitzen und die Einrichtung auch brauchen. In den ersten zwei Jahren im Betrieb rechnen wir mit weiteren Anpassungen.

Was waren das für Dinge?
Wir mussten etwa bei den Sonnenblenden, den Türen und den Toiletten nachbessern. Das waren kleine Dinge, die für die Passagiere aber wichtig sind.

Welche Fluggesellschaft bekommen als nächste eine C-Series?
Die nächste Fluggesellschaft, die neu die C-Series in die Flotte aufnehmen wird, ist Korean Air. Sie bekommt ihre erste CS300 in der zweiten Jahreshälfte. Delta folgt 2018, danach kommt Air Canada.

Wann wird die Produktion voll hochgefahren sein?
Wir haben immer erklärt, dass wir 2020 so weit sein werden. Das gilt immer noch und wir liegen voll im Plan.

Wenn alle Betreiber so zufrieden sind – warum gab es denn seit zwölf Monaten keine größere Bestellung mehr?
Dem ist so. Wir sind aber sehr zufrieden mit unserem Auftragsbestand. Wir haben mehr als 350 feste Bestellungen, mit den Optionen stehen wir bei 800 Exemplaren. Ich denke, wir beobachten derzeit allgemein eine leichte Bestellflaute bei Passagierflugzeugen. Die spüren auch wir. Zudem warten viele mögliche Kunden einfach auch nochmal ab und sehen zu, wie es mit der C-Series läuft.

Also weiterhin keine Orders?
Das habe ich nicht gesagt. Wir verspüren in den letzten Monaten ein verstärktes Interesse. Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass wir dieses Jahr noch eine größere Bestellung an Land ziehen werden. Zudem zeigen Kunden, die bereits C-Series im Einsatz haben, Interesse, ihre Optionen auszuüben.

Einige Bestellungen sind aber auch gefährdet.
Es gibt Kunden mit Herausforderungen, das ist korrekt. Dennoch machen wir uns deswegen keine Sorgen. Das Risiko von Annullierungen ist überschaubar.

Gewisse Konkurrenten versuchen Bombardier das Leben mit Wettbewerbsklagen schwer zu machen…
Ja, das ist so. Die Klage von Boeing ist aber völlig haltlos. Sie haben selbst ja gar kein Produkt für den Markt für Flugzeuge mit bis zu 150 Plätzen, den wir bearbeiten. Sie haben dieses Geschäft 2006 aufgegeben. Delta hat ja auch offiziell ausgesagt, dass Boeing nie eine Option für sie war. Wir haben zudem auch keine Subventionen bekommen. Der Staat hat in die C-Series investiert und ist Aktionär des Unternehmens. Wir sind überzeugt, dass alles nach internationalen Regeln verlaufen ist.

Aber Bombardier hat nach der Kapitalbeteiligung durch die Provinz Québec auch noch einen Kredit von der kanadischen Regierung angenommen. Gibt das den Konkurrenten nicht noch mehr Munition, um gegen Sie zu argumentieren?
Es ist eine Verzweiflungstat. Die Produkte von Embraer sind unseren unterlegen. Zudem entwickelt sich der Markt nach oben, so dass ihre Flieger auch zu klein sind. Weniger Sitzplätze, weniger Reichweite, weniger Technik… sie suchen nach Möglichkeiten, um im Rennen bleiben zu können. Embraer hat das bei der CRJ 200 schon einmal versucht.

Wenn Bombardier die C-Series streckt, könnten Sie aber durchaus zur Konkurrentin von Boeing und auch von Airbus werden. Das wollen die Amerikaner unbedingt verhindern. Ist die Angst vor einer CS500 und CS900 begründet?
Unsere Flugzeuge wurden spezifisch für den Markt von 100 bis 150 Plätzen entwickelt. Das sieht man auch in der Kabine. Wir haben fünf Sitze pro Reihe, Boeing hat bei der 737 sechs. Das Triebwerk ist ebenfalls voll auf diese Flugzeuggröße ausgerichtet.

Die CS500 und CS900 sind also kein Thema?
Nein. Wir verfolgen diese Pläne nicht aktiv. Wir konzentrieren uns auf Verbesserungen der bestehenden Modelle und das Hochfahren der Produktion.

* Rob Dewar arbeitet seit 1986 für Bombardier. Seit 2010 ist er Chef des C-Series-Programms.