Letzte Aktualisierung: um 21:05 Uhr

Boeings Dreamliner-Probleme

Muss Lufthansa um pünktlichen 787-Start bangen?

Boeing hat ein neues Problem mit bereits produzierten 787 Dreamlinern. Die Behebung ist aufwändig. Leidet auch Lufthansa darunter?

«Die ersten Boeing 787-9 sollen bereits im kommenden Winter für Lufthansa fliegen, die weiteren folgen noch im ersten Halbjahr 2022.» Diesen Zeitplan verkündete Lufthansa Anfang Mai, als sie den Kauf von fünf zusätzlichen Dreamlinern bekannt gab. Es handelt sich um bereits produzierte 787, die andere Airlines nicht so schnell abnehmen wollten.

Allerdings sind seit Bekanntgabe der Bestellungen zwei Dinge passiert: Zum einen hat Boeing die erst im März wieder aufgenommenen Dreamliner-Auslieferungen Ende Mai erneut gestoppt. Der Grund: Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA fordert mehr Informationen zur Behebung der bisherigen Produktionsprobleme bei der 787.

«Die Büchse der Pandora geöffnet»

Zum anderen trat Mitte Juli ein weiteres technisches Problem auf. Die FAA teilte mit, betroffen seien bestimmte noch nicht ausgelieferte Boeing 787, und das Problem finde sich «nahe der Nase» des Flugzeugs. Zwar gebe es «keine unmittelbare Bedrohung für die Flugsicherheit», dennoch werde Boeing die Flugzeuge vor der Wiederaufnahme der Auslieferungen reparieren, so die Behörde. Wie viele Maschinen betroffen sind, ist unklar.

Laut dem Magazin The Air Current handelt es sich um Schwierigkeiten am vorderen Druckschot, das hinter der Nase des Fliegers sitzt. Es ist keine kleine Schwierigkeit. Bei jeder betroffenen 787 müsse zur Behebung des Problems das Cockpit entfernt werden, heißt es. Ein mit der Angelegenheit vertrauter Boeing-Mitarbeiter sagte gegenüber dem Magazin: «Sie haben die Büchse der Pandora geöffnet.» Der Hersteller selber räumt den Inspektionen und Arbeiten Priorität ein und senkt dafür vorübergehend die 787-Produktionsrate.

Lufthansa und Boeing schweigen

Aber betrifft das auch die Flieger, die Lufthansa bekommt? Der deutsche Luftfahrtkonzern äußert sich dazu nicht, sondern verweist auf Boeing. Der Hersteller erklärt seinerseits, man könne das nicht kommentieren. Laut dem Magazin Air Finance Journal soll Lufthansa fünf Flieger erhalten, die zuerst für die chinesische Suparna Airlines vorgesehen waren, dann aber an Hainan Airlines (vier Jets) und Vistara (ein Jet) gehen sollten. Offiziell bestätigt ist das nicht. Auch ist nicht klar, ob Lufthansa womöglich sogar andere Exemplare erhalten könnte, sollten die bisher eingeplanten Flugzeuge Probleme haben.

Vieles ist also offen. Sollten die ersten fünf Boeing 787 für Lufthansa allerdings betroffen sein vom neuen Problem und die Airline keine Wechseloption haben, sind Verzögerungen nicht unwahrscheinlich. Der Flugzeugbauer rechnet damit, dass in diesem Jahr nur noch «weniger als die Hälfte der 787 ausgeliefert wird, die sich derzeit im Bestand befinden».