Finanzielle Ungereimtheiten
Privatisierung von Air Moldova kommt auf den Prüfstand
Seit vergangenem Jahr ist die nationale Fluglinie der Republik Moldau in privater Hand. Doch nun gibt es prominente Zweifel daran, dass beim Verkauf alles sauber ablief.
Flieger von Air Moldova: Der Präsident Moldaus erhielt bedenkliche Informationen.
Flieger von Air Moldova: Der Präsident Moldaus erhielt bedenkliche Informationen.
Mit der Privatisierung wollte die Regierung von Moldau sich nicht nur weiter von den Spuren des Sozialismus loslösen. Der Verkauf der zuvor noch staatlichen Air Moldova sollte die Luftfahrt des südosteuropäischen Landes auch moderner und sicherer machen. Im vergangenen Jahr übernahm die rumänische Blue Air zusammen mit zwei anderen Privatinvestoren die defizitäre Nationalairline und plant seitdem deren Ausbau.
Doch nun hat das Parlament des Landes vergangene Woche die Überprüfung von vier Privatisierungen staatlicher Unternehmen beschlossen, wie der staatliche russische Nachrichtensender Sputnik berichtet. Bei einem der betroffenen Deals, die nun unter die Lupe kommen sollen, handelt es sich demnach um den Verkauf von Air Moldova.
Hinweis auf auf finanzielle Ungereimtheiten
Doch damit nicht genug. Moldaus Präsident Igor Doden erklärte im Interview mit der Zeitung Cotidianul, er habe kürzlich geheime Informationen erhalten, die auf finanzielle Ungereimtheiten bei den Geldtransaktionen rund um den Air-Moldova-Verkauf hinweisen würden. Der Präsident nannte sogar die Option, rückwirkend gegen Verkauf vorzugehen.
Der Verkaufspreis damals betrug 1,2 Milliarden moldauische Leu, umgerechnet rund 61 Millionen Euro. Doch der allergrößte Teil davon wurde zur Tilgung von Schulden der Airline aufgewendet, nur 50 Millionen Leu oder umgerechnet knapp 2,6 Millionen Euro flossen in die Staatskasse. Opposition und Experten kritisierten bereits damals den geringen Betrag und mangelnde Transparenz bei dem Verkauf.
Politischer Wandel in der Republik Moldau
Doden ist zwar schon seit Ende 2016 Präsident von Moldau. Doch erst kürzlich haben sich die politischen Verhältnisse in der ehemaligen Sowjetrepublik geändert. Der einflussreiche Oligarch und Politiker Vlad Plahotniuc, der zahlreicher Wirtschaftsverbrechen verdächtigt wird, hat im Juni das Land verlassen. Danach gingen die prorussische Sozialisten-Partei von Präsident Doden und die proeuropäische Mitte-Rechts-Allianz ACUM ein Zweckbündnis ein. Premierministerin wurde die Ökonomin und ACUM-Politikerin Maia Sandu, die sich einen Namen als Kämpferin gegen die Korruption im Land gemacht hat.