Mit Cessna Citation XlS
Mit Luminair startet eine neue deutsche Fluglinie
Vier ehemalige Air-Hamburg-Beschäftigte haben eine neue deutsche Fluglinie gegründet. Die Businesscharterairline Luminair will eine Marktlücke füllen.
Das erste Flugzeug von Luminair: Eine Cessna Citation XLS.
Das erste Flugzeug von Luminair: Eine Cessna Citation XLS.
Air Hamburg war die größte Businesscharterairline Europas. Im Februar 2022 gab der Mutterkonzern von Vistajet bekannt, die deutsche Airline zu übernehmen. Zunächst versprach die neue Eigentümerin, die traditionsreiche Marke weiterzuführen. Lange hielt der Treueschwur aber nicht. Im November 2023 wurde entschieden, Air Hamburg vollständig in Vistajet zu integrieren.
Damit wandte sich Vistajet auch vom Geschäftsmodell ab, das Air Hamburg einst groß gemacht hatte. Anstatt ihre eigenen Flugzeuge und Crews direkt zu verkauften, hatte die Fluglinie auf Broker wie Elbjets, Air Charter Service, Air Partner und Lunajets gesetzt, welche die Jets vermarkteten. Die neue Strategie unter der neuen Eigentümerin sieht den direkten Verkauf von Flügen an die Endkunden vor – ohne die Vermittlung durch Broker.
Lumiar steht für Licht, Neuanfang und Vertrauen
Vier ehemalige Mitarbeiter von Air Hamburg erkannten in der Abkehr vom Brokergeschäft eine Marktlücke und handelten. Das Gründungsteam um die beiden Geschäftsführer David Bergold und Algernon Trotter sowie Operativchef Alexander Stevens und Kommerzchefin zuständigen Julia Feddern gründeten Anfang des Jahres eine neue Fluggesellschaft. Der Name: Luminair.
Die Namensfindung sei eine echte Herausforderung gewesen, verrät David Bergold im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. In der Vorauswahl waren teilweise recht gewagte Vorschläge, die sich schnell als ungeeignet erwiesen. «Schließlich kamen wir auf die Idee, den Namen mit Licht und Neuanfang, sowie Vertrauen zu verbinden – und so fiel die Entscheidung auf Luminair.»
Viel Vertrauen gespürt
Vertrauen haben die Vier viel gespürt. Zum einen von drei Hamburger Investoren, an die sie sich gewendet haben, um ihre Idee in die Tat umzusetzen. Schnell sei ihnen signalisiert worden, dass sie sie unterstützen würden, so Bergold. Einer der Investoren hat ihnen eine Cessna Citation XLS zur Verfügung gestellt. Ein Flugzeug ist notwendig, um das Luftverkehrsbetreiberzeugnis (Englisch: AOC) vom deutschen Luftfahrt-Bundesamt LBA zu erhalten.
Die Zusammenarbeit mit der Behörde bezeichnet Bergold als sehr gut. Innerhalb von zehn Monaten hat Luminair ihr Luftverkehrsbetreiberzeugnis erhalten. «Unsere flugbetrieblichen und technischen Prüfungen wurden abgeschlossen, und seit dem 1. November steht uns unser AOC zur Verfügung, sodass wir starten können», sagt er.
Erstflug am 7. November
Auch bei den Brokern genießt Luminair einen Vertrauensvorschuss. Das zeigen die vielen Buchungen, obwohl die Airline noch nicht gestartet ist. Dabei greifen nicht nur Vermittler aus Deutschland auf die neue Airline zurück, sondern auch welche aus Dubai und aus den USA. «Uns hat beim Einstieg ins Brokergeschäft geholfen, dass man uns schon kennt und wir offensichtlich einen guten Ruf haben», sagt Bergold, der zusammen mit Trotter einst Tickets für Air Hamburg verkaufte. Zuletzt waren beide Vize-Verkaufschefs.
Ein Blick ins Innere der Citation XLS. Die Decken sind mit dem Luminair-Schriftzug versehen. Bild: Luminair
Der offizielle Erstflug der neuen deutschen Airline ist für den 7. November auf der Strecke Hamburg – Malaga angesetzt. Da die Airline nun über eine Lizenz verfügt, könnte es möglich sein, dass die Cessna Citation XLS schon früher abheben wird. «Das meistgeflogene Dreieck ist von London nach Malaga, Palma oder Nizza zurück nach London», verrät Bergold.
Wachstum fest im Blick
Gleichzeitig plant Luminair zukünftiges Wachstum. Bis Ende des Jahres soll ein zweites Flugzeug kommen. Im kommenden Jahr sollen dann weitere Jets zur Flotte stoßen. «Wir bleiben vorerst bei der Citation XLS, da wir die Maschinen möglichst viel fliegen lassen wollen, um für die Investoren schnell eine solide Rentabilität zu erzielen», sagt der Airline-Chef. Zum Start hat die Fluglinie drei Crews, sprich sechs Piloten. Gerne würde die Airline aber noch sechs weitere Pilotinnen und Piloten einstellen.
Das Ziel ist eine Floating Fleet, bei der Flugzeuge möglichst immer in der Luft sind. So können Flugstrecken so geplant und verkauft werden, dass Leerflüge minimiert werden und die Jets idealerweise stets ausgelastet sind. «Dabei gilt, je mehr Flugzeuge man in der Flotte hat, desto besser kann man Flüge miteinander kombinieren».
Reines B2B-Geschäft
Da Luminair auf das B2B-Geschäft fokussiert ist, fällt das Branding der Flugzeuge eher dezent aus. Die Businessjets tragen lediglich klein ein Luminair-Logo. Um den Passagieren dennoch ein besonderes Erlebnis zu bieten, werden jedoch stets ein hochwertiges Essen, eine offene Bar und Champagner serviert.
Es ist ist nicht die erste Neugründung, die von Ex-Air-Hamburg-Angestellten gestartet wurde. 2021 ging Platoon Aviation an den Start. Sie betreibt inzwischen eine Flotte von acht Pilatus PC-24. Zwei weitere hat sie bereits bestellt.