Streit mit Bombardier
Kanada macht mit Trick Druck auf Boeing
Die kanadische Regierung will Boeing im Konflikt mit Bombardier die Grenzen aufzeigen. Wichtig werden könnte aber auch eine neue Produktionsstätte in den USA.
CS100 von Bombardier: Deltas Bestellung führte zum Zoff.
CS100 von Bombardier: Deltas Bestellung führte zum Zoff.
Der Streit zwischen Boeing und Bombardier über die Bestellung von C-Series-Jets durch Delta Air Lines spitzt sich zu – und jetzt mischt sich die kanadische Regierung ein. Sie nutzt einen Trick, um Druck auf den US-Flugzeugbauer Boeing auszuüben. Zuerst beerdigte sie den Plan zum Kauf von 18 neuen Super-Hornet-Kampfjets bei Boeing und erklärte, stattdessen gebrauchte Flieger aus Australien als Übergangslösung anzuschaffen.
Dann kündigte die Regierung an, dass Bieter bei der Auftragsvergabe künftig im Nachteil seien, wenn sie Kanadas wirtschaftlichen Interessen schaden würden. Zuerst zum Einsatz kommen soll der neue «Economic Impact Test» bei der Ausschreibung für 88 neue Kampfjets. Obwohl die Regierungsvertreter Boeing nicht erwähnten, wurde der Test in Kanada schnell «Boeing-Klausel» genannt, wie die Zeitung The Globe and Mail schreibt.
Unterstützung von Provinz und Regierung
Boeing erklärte, man respektiere die Entscheidung der kanadischen Regierung, auf den Erwerb der 18 Jets zu verzichten. Allerdings habe man nun nicht im gleichen Maße die Möglichkeit, in Kanada Wachstum und Jobs zu schaffen wie bei einem Kauf.
Hintergrund ist der Zoff zwischen Boeing und dem kanadischen Flugzeugbauer Bombardier. Er entzündete sich daran, dass der US-Riese Delta Air Lines 75 C-Series CS100 bei Bombardier orderte und sich eine Option auf 50 weitere Jets des selben Typs sicherte. Boeing warf dem kleinen Konkurrenten vor, Delta die Flugzeuge mit staatlicher Unterstützung zum Dumpingpreis zu überlassen, nachdem die Provinz Quebec und die Zentralregierung Kanadas das Unternehmen zuvor finanziell unterstützt hatten.
Boeing kritisiert «illegale Subventionen»
So beschwerte sich der US-Flugzeughersteller beim US-Handelsministerium. Die Behörde gab Boeing recht und verhängte in zwei Schritten insgesamt 300 Prozent Strafzölle über die C-Series. Ein endgültiges Urteil muss aber die United States International Trade Commission fällen, eine unabhängige, gerichtsähnliche Bundesbehörde der USA. Und vor dieser Kommission äußerten sich die Beteiligten nun am Montag (18. Dezember).
Boeing warf Bombardier erneut vor, staatliche Mittel genutzt zu haben, um Flugzeuge zu «absurd niedrigen Preisen» auf den US-Markt zu bringen. Die C-Series würde ohne die «illegalen Subventionen» der kanadischen Regierung gar nicht mehr existieren, so der Konzern in einer Mitteilung zur Anhörung. Boeing sieht in einer günstigen C-Series einen potentiellen Konkurrenten für den kleinsten Flieger aus dem eigenen Hause, die 737.
Kanadas Botschafter warnt Komission
Bombardier hielt Boeing dagegen einen «unbegründeten Angriff auf Fluggesellschaften, die fliegende Öffentlichkeit und die amerikanische Luftfahrtindustrie» vor. Außerdem führte der Hersteller an, dass Boeing seit dem Produktionsende von 717 und 737-600 gar kein Flugzeug mehr baue, das Deltas Ansprüchen entspreche. Die C-Series sei daher überhaupt keine Bedrohung für den amerikanischen Flugzeughersteller, heiß es in einer Mitteilung.
Kanadas Botschafter in den USA, David MacNaughton, äußerte sich ebenfalls vor der Kommission. Er sagte, es sei schwer zu verstehen, warum ein Unternehmen «in einer so beneidenswerten wirtschaftlichen und finanziellen Position» und mit einem für fast sieben Jahre gefüllten Orderbuch gegen einen Neueinsteiger so vorgehe. MacNaughton warnte, ein Urteil zugunsten Boeings könnte gegen Regeln der Welthandelsorganisation verstoßen.
Bombardier kündigt Produktionsstätte an
Allerdings teilte Bombardier, an deren C-Series-Programm Airbus die Mehrheit übernimmt, noch etwas mit: «Die C-Series-Partnerschaft von Bombardier und Airbus wird den Bau einer neuen Produktionsstätte im Bundesstaat Alabama beinhalten», schrieb Bombardier. Diese werde US-Airlines mit in den USA gebauten Flugzeugen beliefern und direkt 400 bis 500 neue Jobs schaffen.
Derweil fordert Delta laut dem Fachportal Flight Global mittlerweile von Bombardier, dass alle bestellten Jets im angekündigten neuen Werk in Alabama montiert werden. Im Gegenzug sei man bereit, auf erste Lieferungen im kommenden Jahr zu verzichten und zu warten, bis die Fertigung in den USA angelaufen sei, erklärte Deltas Chef fürs Lieferantenmanagement, Greg May, laut dem Bericht.