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Flüge zwischen Europa und Nordamerika

Mit dem Ende der Nordatlantik-Autobahn könnten Airlines Millionen sparen

Seit den 1960er-Jahren werden auf Flügen zwischen Europa und Nordamerika feste Korridore festgelegt. Das System wurde jetzt gelockert - und könnte bald ganz verschwinden.

Eine Art mehrspurige Autobahn aus Luft verbindet seit Anfang der 1960er-Jahre Europa mit Nordamerika. Doch anders als bei den Schnellstraßen ändert sich der Standort täglich. Festgelegt wird er North Atlantic Organised Track System (abgekürzt: NAT-OTS) täglich neu.

Die britische Flugsicherung NATS und ihr Pendant Nav Canada legen bis zu zwölf sogenannte Tracks fest, also feste Spuren. Und das für den westwärts und den ostwärts gerichteten Verkehr. Damit nutzen sie den Jetstream des Tages optimal.

Weniger Co2-Ausstoß

Schon bald könnte das System Geschichte sein. Bereits seit dem 1. März haben Fluggesellschaften die Möglichkeit, für Flüge unterhalb der Flugfläche 330, also unterhalb von 10.000 Metern, ihre eigenen Streckenpläne einzureichen. Sie können jetzt jede beliebige Flugbahn wählen. Wie NATS schreibt, kann man sich aber auch vorstellen, das alte System ganz fallen zu lassen. Doch die Entscheidung liege schlussendlich bei den Fluggesellschaften.

Möglich werden die Änderungen durch ein neues satellitenbasiertes Tracking-System. Dieses ermöglicht es den Fluglotsen, alle sieben oder acht Sekunden Aktualisierungen der Flugzeugpositionen zu erhalten, im Gegensatz zu den bisherigen 14 oder mehr Minuten. Dadurch kann der Mindestabstand zwischen den Flugzeugen, der aus Sicherheitsgründen nötig ist, von rund 40 Seemeilen (74 Kilometer) auf 14 (rund 26 Kilometer) gesenkt werden.

Mehrere Tage ohne fixe Routen gab es schon

Das macht nicht nur das OTS-System effizienter, sondern ermöglicht auch eine unabhängige Routenplanung. Der Vorteil: Mit einer flexibleren Planung der Streckenführung außerhalb der Nordatlantik-Autobahn können Fluggesellschaften kürzere Strecken fliegen oder den Jetstream für sie optimal nutzen. Das führt zu hohen Ersparnissen bei den Treibstoffkosten und einer drastischen Verringerung der CO2-Emissionen, heißt es in einer 2021 in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters erschienenen Forschungsarbeit.

Die durch die flexiblere Planung mögliche Verkürzung der Flugstrecken könne laut der Studie bei 0,7 bis 16,4 Prozent liegen. Allein auf der Strecke zwischen New York und London, auf der im Jahr 2019 3,8 Millionen Sitzplätze angeboten wurden, könne man so Millionen Kilogramm an CO2 einsparen.

Mehrere Tage ohne Routen gab es schon

Dass es dabei solche Fortschritte gab, liegt ausgerechnet an der größten Krise der Luftfahrtgeschichte. Denn, so schreibt die NATS: Weil es während der Pandemie teils so wenig Flüge der den Nordatlantik gab, konnte man experimentieren. Am 9. März 2021 gab es zum ersten Mal seit Bestehen des Systems keine westwärts gerichteten Strecken über den Nordatlantik.

Seitdem hat es weitere 20 solche Tage gegeben. Fluggesellschaften und Flugsicherung arbeiten derzeit zusammen, um die Ergebnisse und Vorteile von solchen flexiblen Routen zu analysieren.