Militarisierung
Mexikanisches Militär übernimmt Kontrolle über Flughäfen
Das Militär gewinnt unter Mexikos Präsidenten immer mehr an Einfluss. Auch der wichtigste Flughafen des Landes wird künftig von der Marine betrieben. Mehr sollen folgen.
Militärparade vor dem Flughafen von Mexiko City: Künftig wird der Flughafen vom Militär betrieben.
Militärparade vor dem Flughafen von Mexiko City: Künftig wird der Flughafen vom Militär betrieben.
Die Drogenkriminalität stellt in Mexiko immer noch ein großes Problem dar. Erst Anfang des Jahres etwa herrschte in Sinaloa Ausnahmezustand, nachdem die Behörden den Sohn von Joaquín El Chapo Guzmán festgenommen hatten. Auch Zivilflugzeuge wurden dabei beschossen. Mexikos Präsident, der Linkspopulist Andrés Manuel López Obrador, will das ändern und Mexiko sicherer machen. Im Wahlkampf trat er mit dem Slogan «Umarmungen statt Kugeln» an.
Die Antwort sieht der Präsident im Militär. Es hat die Hauptverantwortung für die Bekämpfung der Drogenmafia. Aber nicht nur das. Von der Verwaltung von Kindergärten bis hin zu dem Bau von millionenschweren Projekten, wie dem Bau von Flughäfen – immer mehr unterstellt die Regierung dem Militär. Und auch die Luftfahrt ist längst zu einem großen Teil in der Hand des Militärs. Und jetzt auch der größte Flughafen des Landes. Die mexikanische Marine wird den internationalen Flughafen Benito Juárez in Mexiko-Stadt betreiben.
Mexico City ganz in der Hand des Militärs
Der Airport gilt als einer der wichtigsten Flughäfen Lateinamerikas nach Flugbewegungen und Frachtumsatz. 2022 zählte er 46 Millionen Reisende. Schon seit Februar ist di eMarine für die Sicherheit am Flughafen zuständig. Jetzt übernimmt sie alles vom Zoll bis zur Reinigung der Toiletten, von der Einwanderungskontrolle bis zur Gepäckabfertigung.
Der Flughafenchef Konteradmiral Carlos Velázquez Tiscareño erklärte gegenüber der Zeitung El Pais, dass «mehr Ordnung und Disziplin am Flughafen herrschen wird». Dabei werden rund 1500 uniformierte Marinebeamte für die Sicherheit sorgen. Der Rest wird ziviles Personal sein, aber «mit klareren Regeln», so Velázquez Tiscareño.
Sechs weitere Flughäfen in Planung
Die Probleme an Mexikos Drehkreuz sind groß. Ein Artikel der Nachrichtenagentur Associated Press listet folgende Punkte auf: Einschleusung großer Mengen von Drogen, nicht funktionierende Scanner, Diebstahl von Gepäck, wahlloser Umgang mit Flugplänen, Geschäfte ohne Verträge in Räumlichkeiten und Hangars, Schulden und Korruption.
Die Probleme gibt es aber nicht nur am Flughafen der Hauptstadt, auch viele andere Flughäfen des Landes kämpfen mit ähnlichen Problemen. Daher soll die Marine auf präsidiale Anordnung künftig noch sechs weitere Flughäfen betreiben. López Obrador hatte bereits angekündigt, dass er bis Ende 2024 ein Dutzend Flughäfen in der Hand der Armee oder der Marine sehen will.
Heraufstufung der USA erhofft?
Die Armee betreibt bereits die Flughäfen Tulum, Campeche, Puebla oder Nuevo Laredo und mit dem Airport Felipe Ángeles auch den zweiten Flughafen von Mexico City. Dieser wurde zwischen 2019 und 2022 von der Armee gebaut.
Der Schritt könnte auch dazu dienen, das Vertrauen der US-Luftfahrtbehörde FAA in die mexikanische Luftfahrt zu erhöhen. Die FAA hatte Mexiko 2021 im Sicherheitsrating auf Kategorie 2 herabgestuft. Das heißt: Fluggesellschaften aus Mexiko dürfen zwar weiterhin bestehende Routen in die USA fliegen, neue dürfen sie aber nicht mehr aufnehmen. Gleichzeitig mussten US-Fluggesellschaften Code-Share-Vereinbarungen mit mexikanischen Airlines aufkündigen.
Kritik an Militarisierung
Kritiker werfen López Obrador schon länger eine Militarisierung Mexikos vor. Rogelio Rodríguez Garduñ, Professor für Luftfahrtrecht an der Nationalen autonomenå Universität von Mexiko, erklärt gegenüber der Associated Press, dass das Eindringen der Armee und Marine in die Luftfahrt im Widerspruch zu internationalen Empfehlungen stehe, die eine sehr klare Grenze zwischen militärischen und zivilen Bereichen zieht.