Boeings Krisenflieger
Max-Probleme wirbeln Pläne der Airlines durcheinander
Noch immer wissen Betreiber der Boeing 737 Max nicht, wann ihre Flugzeuge wieder abheben dürfen. American Airlines, Ryanair und Co müssen ihre Pläne ständig überarbeiten.
Boeing 737 Max von American: Die Fluglinie muss ihre Planung immer wieder anpassen.
Boeing 737 Max von American: Die Fluglinie muss ihre Planung immer wieder anpassen.
Alle Fluggesellschaften, die schon Boeing 737 Max besitzen oder welche bestellt haben, sind derzeit nervös. Sie warten gespannt darauf, wann Luftfahrtbehörden weltweit dem Flugzeugmodell wieder erlauben zu starten. Noch ist der Termin völlig ungewiss.
Gerade erst haben Insider aus der US-Luftfahrtbehörde FAA gegenüber der Zeitung Wall Street Journal gesagt, dass die Max vielleicht bis Anfang 2020 am Boden bleiben muss. American Airlines und United haben die Max mittlerweile bis November aus ihren Flugplänen gestrichen. Andernorts ist von einem Neustart im Oktober die Rede.
Es braucht viel Vorlauf
Klar ist, dass es für die betroffenen Fluglinien schwieriger wird, je länger das Grounding anhält. Sie müssen ihre Flugpläne mit vielen Monaten Vorlauf erarbeiten. Das geht aber nur dann, wenn sie auch wissen, wie groß ihre künftige Flotte sein wird.
Was das bedeutet, zeigt Ryanair. Airline-Chef Michael O’Leary erklärte kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, er sorge sich aufgrund der Max-Problematik um die Sommersaison 2020. «Die Herausforderung ist, dass das Flugzeug Ende September, Oktober oder spätestens November wieder fliegen muss, damit das unser Wachstum im Sommer 2020 nicht unterbrochen wird», so O’Leary. Ryanair hat 135 Exemplare der Spezialversion 737 Max bestellt, die sich 737 Max 200 nennt.
Ryanair plant mit weniger Jets im Sommer
Knapp eine Woche später teilte Ryanair dann am Dienstag (16. Juli) mit, dass man für den Sommer 2020 wirklich schmaler planen müsse. «Boeing hofft, dass das Zertifizierungspaket im September den Regulierungsbehörden vorgelegt wird», so O’Leary nun. Kurz danach sei vom Hersteller die Rückkehr der Max in den Betrieb geplant. Man selber halte es jedoch für möglich, dass der Neustart erst spät im Dezember komme.
Die bestellte Spezialversion Max 200 müsste zudem separat zertifiziert werden, womit man zwei Monate nach dem erneuten Betriebsstart der normalen Max rechne. «Entsprechend hofft Ryanair heute, die ersten Max 200 irgendwann zwischen Januar und Februar 2020 zu erhalten», so der Airline-Chef. Auch dann sind die Probleme aber nicht gelöst. Denn man könne nur sechs bis acht 737 Max pro Monat in Empfang nehmen aufgrund des Aufwandes des Lieferprozesses und der Verfügbarkeit trainierter Max-Piloten.
Verzögerungen aufholen
Daher rechne man damit, Ende Mai 30 737 Max 200 zu haben statt der ursprünglich geplanten 58, erklärte O’Leary. Das Wachstum im Sommer 2020 und im gesamten Jahr werde daher zurückgehen und man prüfe nun sogar, Basen zu schließen. Trotz allem stehe man weiter zur Max und werde mit Boeing und Europas Luftfahrtbehörde Easa daran arbeiten, die Verzögerungen im Winter 2020 aufzuholen, so der Ryanair-Chef.
So wie Ryanair geht es weltweit allen 47 Fluggesellschaften, die bereits 737 Max besitzen und den mehr als 30 anderen, die noch Lieferungen erwarten. Ihre Planungsabteilungen sind derzeit im Dauerstress.