Gepäckverbot
Malaysias heimlich längster Flug der Welt
Malaysia Airlines verbot vorübergehend Passagieren von Kuala Lumpur nach Europa die Gepäckmitnahme – wegen ungewöhnlicher Wetterbedingungen. Doch nicht nur der Gegenwind ist Schuld.
Kabine von Malaysia Airlines: Am Dienstag war nur Handgepäck erlaubt.
Kabine von Malaysia Airlines: Am Dienstag war nur Handgepäck erlaubt.
Es war eine kuriose Meldung: Wegen starken Gegenwinds durften Passagiere von Malaysia-Airlines-Flügen ab Kuala Lumpur nach Kontinentaleuropa am Dienstag kein Gepäck mehr aufgeben. Das habe sich aus der Sicherheitseinstufung ergeben, hieß es in der Begründung. Nur einen Tag später sah es wieder anders aus: Reisende dürfen ihre Koffer wieder mitnehmen, so Malaysia Airlines am Mittwoch.
Doch nicht nur der Gegenwind ist schuld am höheren Verbrauch. Schnell merkten Beobachter: Der erhöhte Treibstoffverbrauch der Malaysia-Flieger kommt nicht alleine vom Gegenwind – die Airline nimmt auf ihrem Weg auch eine andere Route als andere Fluggesellschaften. Und mit dieser Strecke würde sie glatt den ersten Platz der längsten Flüge der Welt für sich beanspruchen.
4400 Kilometer längere Route als KLM
Laut Flightaware flog am betroffenen Tag der Jet von Malaysia Airlines von Kuala Lumpur aus über Ägypten und den Balkan, um Amsterdam zu erreichen – das ist eine Strecke von rund 15’700 Kilometern. Ein Flieger von KLMe flog eine andere Route – die nur rund 11’300 Kilometer lang war. Er vermied zwar – wie auch Malaysia – die Ukraine, flog aber anders als die andere Maschine über Russland.
Gegenüber der Zeitung Financial Times bestätigte Malaysia Airlines, dass man aufgrund seiner eigenen Sicherheitseinschätzung eine andere Route nehme als andere Anbieter. «Wegen unserer abweichenden Strecke kann der Flug bis zu zwei Stunden länger dauern als der mit der Konkurrenz», heißt es weiter. Wenn das dann noch mit ungewöhnlich starkem Gegenwind zusammentreffe, müsse man die Menge an mitgenommener Fracht und Gepäck begrenzen.
Malaysia Airlines ist übervorsichtig – mit gutem Grund
Nachdem eine Boeing 777 von Malaysia Airlines im Juli 2014 auf Flug MH17 über der Ukraine abgeschossen worden war, haben alle Fluggesellschaften ihre Routen so angepasst, dass sie nicht mehr über das kritische Gebiet Ostukraine fliegen. Malaysia Airlines war nach dem Crash wohl noch einmal vorsichtiger als alle anderen – mit der Folge, dass man sich in Sachen Fracht und Gepäck je nach Wetterbedingungen stark einschränken muss.