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Anlehnung an Netflix und Co.

Macht Corona Flugabos für Airlines attraktiver?

Flüge nicht einzeln kaufen, sondern per Abonnement buchen. Dieses Angebot kommt bei Volaris in Mexiko gut an. Setzen nach der Corona-Krise mehr Airlines auf das Modell?

Iñaki Uriz und seine Firma Caravelo aus Barcelona entwickeln Software für die Luftfahrt- und Reisebranche. Auf ihrer Webseite finden sich als Referenzen Finnair, Eurowings, Air Asia und weitere Fluglinien. Aber bei einem Produkt hat Caravelo bisher nur einen einzigen Kunden. Es handelt sich um eine Software, mit der Airlines Abo-Modelle anbieten.

Der einzige Kunde ist Volaris. Die mexikanische Billigairline bietet mit dem sogenannten V.Pass ein Zwölf-Monats-Abonnement für Inlandsflüge an. Für umgerechnet 25 Euro im Monat erhalten die Mitglieder des Programms einen Hin- und Rückflug pro Monat, für etwas mehr als 15 Euro monatlich einen einfachen Flug. Steuern kommen extra hinzu.

30.000 Abonnenten bei Volaris

«Wir haben eine ganze Reihe von Abo-Modellen gesehen, Netflix, Spotify oder Itunes Music – Modelle, die eine niedrige monatliche Gebühr verlangen, aber Kunden über einen langen Zeitraum an sich binden», erklärt Volaris-Kommerzchef Holger Blankenstein gegenüber dem Reisemagazin Skift. Da dies bei preissensiblen jüngeren Leuten beliebt sei, habe man das Konzept auf Flüge übertragen. Im März hatte V.Pass rund 30.000 Mitglieder.

Im Zuge der Corona-Krise musste Volaris Änderungen vornehmen, da die Kunden kaum reisen können, die Airline sie aber nicht verärgern und langfristig verlieren will. So müssen die Mitglieder ihren Flug nicht jeden Monat nutzen, sondern haben dafür bis Ende des Jahres 2020 Zeit. Buchen müssen sie die Flüge allerdings schon monatsweise. Wer also etwa im Mai nicht fliegen kann oder will, kann zum Beispiel einen Flug für Oktober oder November reservieren – muss dies allerdings schon im Mai tun.

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt?

Iñaki Uriz und Caravelo hoffen durch Corona derweil sogar auf zusätzliche Kunden für ihre Abo-Software. Eine weitere Fluggesellschaft soll sich laut Uriz schon dafür entschieden haben. Der Firmenchef argumentiert, Fluglinien könnten gerade in der aktuellen Neustart-Phase profitieren, in der viele Kunden noch vorsichtig seien.

Mit Blick auf das Verhalten von Passagieren sagt Uriz: «Man muss etwas tun, um eine Buchung vorzunehmen, aber das tun Leute in solchen Situationen einfach nicht.» Dagegen gelte: «Abonnements sind viel widerstandsfähiger.» So würden Airlines zwar nicht jedes Ticket zum für sie optimalen Preis verkaufen, aber stetige Einnahmen haben. Und Passagiere mit Abo hätten generell Planungssicherheit, was die Flugpreise angehe.

Die Preisfindung ist schwierig

Aber man kann die Sache auch von der anderen Seite sehen. Im Falle der Airlines heißt das: Sie müssen erst einmal in den Aufbau eines Abo-Programmes investieren, egal, ob es in- oder extern entwickelt wird. Und welche Fluggesellschaft hat derzeit schon Geld für Experimente übrig? Zudem ist es schwierig, den richtigen Preis für Abos zu finden. Auch Volaris-Manager Blankestein gibt zu, dass man immer noch an der Preisgestaltung arbeitet.

Die Reisenden müssen sich derweil fragen: Kann und will ich wirklich jeden Monat fliegen? Gerade in Europa dürfte solch eine Idee bei der zunehmend umweltbewussteren jungen Zielgruppe womöglich weniger beliebt sein als noch vor einigen Jahren. Aber selbst wer in dieser Hinsicht keine Bedenken hat, läuft Gefahr, dass es ihm so geht wie mit manch anderem Abo: Es kommt etwas dazwischen, Pläne ändern sich, man vergisst es und am Ende des Jahres hat man von zwölf möglichen Flügen nur die Hälfte genutzt.

Swiss und Austrian mit 10er-Abos

Die Lufthansa-Gruppe hat eine andere Art von Abo-Modell getestet: Den Verkauf von 10er-Karten. Während Eurowings sich wieder davon verabschiedete, hielten Swiss und Austrian Airlines daran fest. Bei den Österreichern bekommt man ab 799 Euro den Europa-Pass mit zehn Flügen zwischen verschiedenen Zielen in Europa. Zudem gibt es den City Pass mit zehn Flügen zwischen Wien und einem anderen Flughafen, wobei der Preis sich nach diesem Ziel richtet. Swiss bietet ein ähnliches Modell mit 10er-Karten für Flüge ab Genf an.