Neue Strategie gesucht
Lufthansas Optionen für die Langstrecken von Eurowings
Eurowings zieht sich von der Langstrecke zurück. Trotzdem will der Lufthansa-Konzern weiterhin touristische Fernflüge anbieten. Es bleiben ihm zwei Alternativen.
Ehemalige Boeing 747 von Condor (Archivbild): Baut sich eine eigene Ferienfliegersparte mit eigenem Markennamen auf – also eine Art neue Condor?
Ehemalige Boeing 747 von Condor (Archivbild): Baut sich eine eigene Ferienfliegersparte mit eigenem Markennamen auf – also eine Art neue Condor?
Jahrelang hat Lufthansa die touristische Langstrecke vernachlässigt und in großen Teilen der Konkurrenz überlassen. Doch Anfang März schickte sich Deutschlands größter Luftfahrtkonzern an, das zu ändern, und zwar mit Hilfe der Tochter Eurowings. Diese solle dazu im Herbst erstmals ab Frankfurt starten, hieß es. «Nach den Erfolgen von Edelweiss in Zürich und dem Einsatz von ersten Eurowings-Langstreckenflugzeugen ab München sollen nun auch ein Angebot in Frankfurt und mehr Flüge ab München dazukommen», hieß es.
Auch Lufthansas Vertriebschefin Heike Birlenbach erklärte im März im Gespräch mit aeroTELEGRAPH: «Das Segment von Langstrecken-Urlaubsflügen wächst stärker als alle anderen. Hier sehen wir noch ein großes Potenzial.» Allerdings machte der Konzern auch klar, dass er sich dabei nicht einzig auf das Eurowings-Management verlassen will. «Lufthansa wird bei der Vermarktung der neuen Eurowings-Langstreckenziele mit ihrer weltweiten Vertriebsstärke sowie qualitativ hochwertigen Serviceprozessen am Boden unterstützen», schrieb Lufthansa damals. Doch bei einer Unterstützung bleibt es nicht.
Eurowings fokussiert sich auf Kurzstrecke
Denn wirtschaftlich entwickelte sich Eurowings zuletzt nicht, wie erhofft. Ende April strich der Konzern seinem Billigflieger die Wachstumspläne, Mitte Juni war dann klar, Eurowings braucht sogar «Turnaround-Maßnahmen». Dazu gehört eine Fokussierung auf die Kurzstrecke, wie man Montag (24. Juni) bekannt wurde. Die Eurowings-Langstrecke liege «künftig in der kommerziellen Verantwortung der Netzwerkorganisation», teilt Lufthansa mit. Damit nimmt die Mutter der Tochter die Langstrecke wieder ganz aus der Hand.
Spannend dabei ist, dass sich der Luftfahrtkonzern nicht dazu äußert, wo innerhalb des Bereichs Netzwerkairlines, zu dem die Fluglinien Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines gehören, die Verantwortung für die touristische Langstrecke künftig angesiedelt sein soll. Offenbar lässt sich das Management zwei Optionen offen. Zum einen könnte es bei einem erfolgreichen Gebot für Condor Punta Cana und Co. mit der jetzigen Thomas-Cook-Tochter bedienen. Doch Lufthansas Finanzvorstand Ulrich Svensson sagte am Montag (24. Juni), er rechne nicht damit, dass Lufthansa den Zuschlag bekommen werde. Er gab zudem zu bedenken, dass die Flotte alt und die Eingliederung nicht einfach sei.
Baut Lufthansa eigene Sparte auf?
Deshalb könnte eine zweite Option zum Tragen kommen. Lufthansa baut sich eine eigene Ferienfliegersparte – allenfalls sogar mit eigenem Markennamen auf – also eine Art neue Condor, die ja einst zum Konzern gehört hatte. Mit der schweizerischen Edelweiss hat sie schon eine erfolgreiche Fluglinie im Konzern, die als Vorbild dienen könnte.