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Gespräche in Lissabon

Lufthansa verhandelt offenbar über 19,9-Prozent-Beteiligung an Tap

Jetzt nimmt die portugiesische Regierung die Privatisierung der Nationalairline wieder auf. Und Lufthansa führt bereits Gespräche über einen Einsteig bei Tap. Offenbar geht es in einem ersten Schritt um 19,9 Prozent.

Miguel Pinto Luz machte im Juli klar, dass die portugiesische Regierung es bei der Privatisierung «eilig hat». Man habe zwar einige Neubewertungen vorgenommen und Modelle definiert, so der Infrastrukturminister. Das Umfeld sei jetzt aber günstig. Immerhin präsentierte Tap im Frühjahr den höchsten Gewinn ihrer Geschichte und mit 15,9 Millionen fast wieder so viele Passagiere wie vor der Pandemie.

Wenig später wurde aus Lissabon bekannt, dass es im September Neuigkeiten zum Privatisierungsprozess geben werde. Dazu passt, dass Lufthansa-Group-Chef Carsten Spohr offenbar am Montag (2. September) in Lissabon vorspricht, wie die Zeitung Corriere della Sera berichtet. Er trifft dort mit der portugiesischen Regierung zusammen, um die Pläne der deutschen Gruppe mit der Fluggesellschaft zu präsentieren.

Große Investoren aus dem Luftfahrtsektor

Zuvor hätten sich Vertreter der Regierung und der deutschen Gruppe bereits zu mehreren Vorgesprächen getroffen, heißt es im Bericht. Es gehe nun in einem ersten Schritt um die Übernahme von 19,9 Prozent an Tap. So will man offenbar vermeiden, den Einstieg bei der EU-Kommission in Brüssel anmelden zu müssen. Zugleich kann man so verhindern, dass ein Konkurrent seine Hand auf die portugiesische Fluglinie legt.

Die Absicht der Regierung ist allerdings zumindest mittelfristig eine andere. Sie will mindestens 51 Prozent der Nationalairline verkaufen. So zumindest hatte es die Vorgängerregierung vorgesehen und dabei explizit Finanzinvestoren ausgeschlossen. Man wolle große Investoren aus dem Luftfahrtsektor, allein oder in von ihnen geführten Konsortien, die mit den strategischen Zielen der Regierung übereinstimmten, hatte sie erklärt.

Ausbau in Brasilien

Diese Ziele waren, dass der neue Eigentümer von Tap der Airline einen Wachstumskurs verpassen, das Drehkreuz Lissabon ausbauen, Investitionen und Beschäftigung in hochwertigen Aktivitäten im portugiesischen Luftfahrtsektor garantieren muss. Zudem soll er den Punkt-zu-Punkt-Verkehr insbesondere auch ab Porto fördern und einen möglichst hohen Preis bieten.

Umgekehrt würde die portugiesische Nationalairline – bereits Partnerin im Rahmen von Star Alliance – Lufthansa Group auf einen Schlag ein großes Netz im wachsenden Brasilien bringen. Es ist ein Markt, auf dem sie selbst schwach ist. Tap bedient dort elf Ziele mit bis zu 91 wöchentlichen Frequenzen. Lufthansa und Swiss steuern nur São Paulo und Rio de Janeiro an.

Auch Air France-KLM und IAG wollen Tap

Auch wenn Konzernchef Spohr bereits in Lissabon verhandelt; Lufthansa Group ist nicht als einzige an Tap interessiert. Sie hat potente Konkurrenz. Auch Air France-KLM haben wiederholt klargemacht, stark an der portugiesischen Nationalairline interessiert zu sein. Sie hat sich im europäischen Konsolidierungsrennen kürzlich bereits SAS geschnappt und in ihre Allianz Sykteam geholt.

Ebenso haben IAG um British Airways und Iberia Interesse an Tap angemeldet. Die Überschneidungen sind bei der portugiesischen Fluggesellschaft deutlich geringer als sie es bei Air Europa gewesen wären. Diese Übernahme mussten der spanisch-britische Konzern aus wettbewerbsrechtlichen Gründen kürzlich aufgeben.

Air Europa wieder zu haben

Genau das eröffnet Lufthansa allerdings eine Alternative zur Stärkung in Südamerika. Weil IAG wegen wettbewerbsrechtlicher Hürden die Übernahme von Air Europa aufgeben musste, ist diese Fluggesellschaft mittelfristig wieder zu haben. Und sie bedient in Mittel- und Südamerika mehr als 15 Ziele.