Kein Bedarf mehr
Lufthansa tritt bei Pilotenausbildung auf Bremse
Lufthansa, Eurowings, Austrian und Swiss verkleinern ihre Flotten. Daher brauchen sie weniger Piloten. Nun tritt die konzerneigene Flugschule auf die Bremse.
Nachwuchspilot im Simulator: Lufthansa hat kaum noch Bedarf.
Nachwuchspilot im Simulator: Lufthansa hat kaum noch Bedarf.
Noch vor knapp zwei Jahren hatte Lufthansa Aviation Training ein völlig anderes Problem. «Wir suchen händeringend Piloten», erklärte der damalige Chef des hauseigenen Ausbildungsbetriebes des deutschen Luftfahrtkonzerns. Man bekomme zwar gute Bewerbungen, aber zu wenige. Die Konkurrenz durch andere Airlines, aber auch die Attraktivität anderer Branchen machte sich bemerkbar.
Die Corona-Krise hat die Ausgangslage völlig verändert. Die Lufthansa-Gruppe verkleinert ihre Flotte um 100 Flugzeuge und hat dementsprechend auch einen Überhang an mehreren hundert Piloten. Für Neulinge wird es deshalb schwierig, auf absehbare Zeit bei Lufthansa, Eurowings, Austrian oder Swiss ins Cockpit zu kommen.
Kein Flugtraining in den USA
Das spüren auch Flugschüler, die bereits von der European Flight Academy aufgenommen worden sind, in der die Flugschulen von Lufthansa Aviation Training zusammengefasst sind. «Es ist zu erwarten, dass es mittelfristig keinen Bedarf an zusätzlichen Flugzeugführerinnen und -führern gibt», erklärt das Unternehmen in einer Mitteilung. Man erwarte zwar eine Erholung. Doch bis dahin werde es «einige Jahre» dauern.
Deshalb – und wegen der epidemiologisch unsicheren Lage in den USA – verlängert die European Flight Academy die Trainingspause an den beiden Flugschulen in Arizona und Florida bis «mindestens 31. Dezember 2020». An den beiden Standorten sammeln Flugschüler nach der ersten Theoriephase praktische Erfahrung in der Luft. Betroffen sind rund 750 Schülerinnen und Schüler.
Brüten über die Zukunft
Auch die rund 50 künftigen Flugschüler, die bereits eine Zusage zur Aufnahme in die European Flight Academy erhalten haben, sind betroffen. Sie können ihr Training nicht mehr aufnehmen. Ihnen wird eine «vorzeitige und kostenfreie Beendigung der Schulungsverträge» angeboten. Wie es mit der Pilotenausbildung weitergehen wird, ist noch offen. «Wir arbeiten an Lösungen für die Zukunft», so ein Sprecher von Lufthansa Aviation Training.
Schon vor der Corona-Krise ist Lufthansa bei der Ausbildung neuer Piloten auf die Bremse getreten. Die Verkleinerung der Flotte bei Lufthansa Cargo, die Anpassungen im Rahmen der Fokussierung bei Eurowings und der Stellenabbau bei Austrian Airlines sorgten bereits dafür, dass nicht alle Nachwuchspiloten auch übernommen werden konnten.