Nach ITA-Absage
Lufthansa stärkt Air Dolomiti mit zusätzlichen Jets
Die deutsche Fluggesellschaft will in Italien wachsen. Auch ohne ITA Airways. Dafür stärkt Lufthansa ihre Tochter Air Dolomiti.
Flieger von Air Dolomiti: Die Fluglinie baut aus.
Flieger von Air Dolomiti: Die Fluglinie baut aus.
Daraus, dass der italienische Markt für Lufthansa von enormer Bedeutung ist, machte Carsten Spohr nie ein Geheimnis. «Italien ist nach den USA unser wichtigster Auslandsmarkt», sagte der Konzernchef von Lufthansa wiederholt. Daher wäre ein Kauf von ITA Airways eine ideale Ergänzung gewesen. Daraus wird nichts.
Doch das ändere nichts daran, dass man in Italien weiterhin Potenzial sehe, so Spohr. Man werde das Angebot ab und nach Italien ausbauen, so der Manager am Donnerstag (27. Oktober) bei einer Pressekonferenz. Jetzt halt einfach ohne die italienische Nationalairline, die inzwischen Verhandlungen mit der Finanzgesellschaft Certares und Air France-KLM und Delta führt.
Mehr Fluggäste nach Italien als nach Deutschland
Auf den Nordatlantikflügen reisten mehr seiner Fluggäste nach Italien als nach Deutschland, so Spohr. Und dann noch ein kleiner Seitenhieb. «Das wirft bei ITA vielleicht mehr Fragen auf als bei uns», fügte der Lufthansa-Chef an.
Eine Verstärkung des Angebots bedeutet nicht nur, dass mehr über die Lufthansa-Drehkreuze in Deutschland, Österreich und der Schweiz geflogen wird. Denn der Konzern verfügt bereits über eine Tochter in Italien. Und die könnte vielleicht als eine Gewinnerin aus dem geplatzten Deal hervorgehen.
Air Dolomiti Rolle als Zubringerin wichtiger
Air Dolomiti werde man mit zwei bis drei zusätzlichen Embraer-Jets von Cityline stärken, so Spohr. Die Fluggesellschaft mit Sitz in Verona fungiert aktuell hauptsächlich als Zubringerin für Lufthansas Netz ab den großen Drehkreuzen. Und ohne ITA wird diese Rolle gestärkt. Derzeit besteht die Flotte von Air Dolomiti aus 17 Embraer E195. Schon die letzten zwei stammen von ihrer Schwesterairline Lufthansa Cityline.
Was die Niederlage bei ITA betrifft, wiegelt Spohr ab: Man sei nur interessiert, «wenn es sich um eine echte Privatisierung handelt», so der Lufthansa-Chef. Was er meint: Certares stellte dem italienischen Staat mehr Mitspracherecht in Aussicht. 42 Prozent an der Airline sowie den Präsidenten und Sitze im Aufsichtsrat gestehen die Amerikaner der Regierung zu.
Turbulente Zeiten bei ITA
Bei ITA begannen damit turbulente Zeiten. Präsident Alfredo Altavilla wurde abgesetzt und die Befugnisse auf den Airline-Chef Fabio Maria Lazzerini. Zudem gibt es Ermittlungen gegen mehrere Manager, deren E-Mail und Whatsapp-Verläufe untersucht werden.
Die Beschuldigten sollen demnach versucht haben, den geplanten Verkauf an die Gruppe um Certares zu torpedieren. Mit verzerrten Informationen über die Investmentfirma und deren Angebot sollen die ITA-Führungskräfte den Versuch unternommen haben, das Konsortium in ein schlechtes Licht zu rücken.