Letzte Aktualisierung: um 21:05 Uhr

Bericht über Lufthansa-Pilotenschule

Liegestütz mit Bierdusche auf dem Weg ins Cockpit

An der Pilotenschule in Bremen sollen neue Schüler laut einem Bericht mitunter mit demütigenden Ritualen begrüßt werden. Lufthansa untersucht die Vorwürfe.

Initiationsrituale – bei diesem Wort denken die meisten Menschen wohl an Eliteschulen, Burschenschaften und Armeen. Entsprechende Begrüßungsbräuche gibt es laut einem Bericht des Magazins der Süddeutschen Zeitung aber auch unter den Schülern der European Flight Academy in Bremen. Die Pilotenschule gehört der Lufthansa-Gruppe.

Einer der Flugschüler, der dort zum Lufthansa-Pilot ausgebildet wird, erzählt, wie er auf einer Bühne vor 150 Kollegen und Kolleginnen schmutzige Witze erzählen musste. Wenn niemand lachte, schrie die Menge: «Keiner von uns!» Er berichtet davon, wie ein selbst ernannter Drill-Sergeant durch ein Megafon Liegestütz befahl und wie diejenigen «Schwuchtel» genannt wurden, die dabei nicht schnell genug waren.

«Benedict Schwanz gegen den Penisschwitzer»

Damit nicht genug. Er musste auch Kronkorken aufsammeln und wurde wiederholt mit Bier übergossen. Die Schüler aus den beiden jüngsten Kursen organisieren demnach die Einführung ihrer Nachfolger. Dabei wurden auch T-Shirts verteilt, auf die Penisse und Brüste gemalt waren.

Die Autorin des Berichts beobachtete selber, wie angehende Piloten auf dem Hof der Flight Academy im Tutu tanzen mussten. «Benedict Schwanz gegen den Penisschwitzer», sei ein Duell angekündigt worden. Später erzählte ihr jemand, dass bei einem weiteren Spiel ein Flugschüler mit Kreislaufproblemen zusammengebrochen und in die Notaufnahme gebracht worden sei.

«Interne Untersuchungen aufgenommen»

In dem Bericht kommen auch aktuelle und ehemaligen Lufthansa-Piloten zu Wort, die schon vor Jahren oder Jahrzehnten Begrüßungsrituale mitmachten. Eine Pilotin erzählt, vor Jahren hätten Sauf- und Ausziehspielchen sogar in der Bremer Innenstadt stattgefunden. Hätte jemand nachgefragte, hätten sie sich als BWL-Studenten ausgegeben.

Auf Anfrage der Zeitung Frankfurter Rundschau sagte ein Sprecher der Schulbetreiberin Lufthansa Aviation Training, man nehme den Bericht sehr ernst. «Zur Klärung der Geschehnisse haben wir interne Untersuchungen aufgenommen, bevor wir entsprechende Maßnahmen ergreifen werden.» Die Aufarbeitung sei in vollem Gang.