Lufthansa macht im ersten Quartal so hohen operativen Verlust, dass sie Neuprojekte stoppt
Lufthansa Group steigerte ihren Umsatz im Vorjahresvergleich im ersten Quartal 2024 um 5 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,0 Milliarden Euro). Dabei verzeichnete der Konzern einen operativen Verlust (Adjusted Ebit) von -849 Millionen Euro (Vorjahr: -273 Millionen Euro). «Streiks, sowohl von verschiedenen Beschäftigtengruppen innerhalb des Konzerns als auch von Beschäftigten bei Systempartnern, wirkten sich mit rund 350 Millionen Euro negativ auf das Ergebnis aus», schreibt Lufthansa. Zudem ging das Ergebnis von Lufthansa Cargo zurück, nachdem sich das Logistikgeschäft nach der pandemiebedingten Sonderkonjunktur mittlerweile wieder normalisiert hat. Die Adjusted Ebit-Marge sank auf -11,5 Prozent (Vorjahr: -3,9 Prozent). Das Konzernergebnis sank auf -734 Millionen Euro (Vorjahr: -467 Millionen Euro).
Insgesamt flogen 24 Millionen Fluggäste mit den Airlines von Lufthansa Group, ein Anstieg um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1. Quartal 2023: 22 Millionen). Die Konzernairlines weiteten ihr Angebot an Sitzplätzen trotz der streikbedingten Flugstreichungen um 12 Prozent gegenüber Vorjahr aus. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 lag es damit bei 84 Prozent, rund 5 Prozentpunkte niedriger als ursprünglich geplant. Trotz der deutlichen Ausweitung des Angebots blieb die Auslastung aufgrund der hohen Nachfrage konstant hoch. Der Sitzladefaktor betrug 79,7 Prozent und lag damit auf Vorjahresniveau.
«Wir lassen heute das erste Quartal hinter uns, das vor allem durch Streiks belastet wurde und stehen an einem Wendepunkt», so Lufthansa-Chef Carsten Spohr. «Für den größten Teil unserer Mitarbeitenden haben wir langfristige Tarif-Abschlüsse erzielt. Das bedeutet Sicherheit und Klarheit für die kommenden Jahre. Wir verzeichnen nach wie vor eine starke Nachfrage, die für den Sommer sogar noch einmal deutlich über dem Vorjahr liegt.»
Der Umsatz der Passagierairlines stieg im ersten Quartal um 7 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,2 Milliarden Euro). Dabei verbuchten sie ein Adjusted Ebit in Höhe von -918 Millionen Euro (Vorjahr: -512 Millionen Euro). Streiks beeinflussten das Ergebnis in diesem Segment mit rund 300 Millionen Euro. Die Durchschnittserlöse (Yields) sanken um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, unter anderem aufgrund der streikbedingten Unsicherheit auf Kundenseite und dem entsprechenden Ausbleiben hochpreisiger Last Minute Buchungen. Die Stückerlöse (RASK) lagen um 6,3 Prozent unter Vorjahr, zusätzlich beeinflusst von niedrigeren Cargo-Erlösen und streikbedingt deutlich höheren Kompensationszahlungen an Passagiere.
Die Stückkosten (CASK) stiegen streikbedingt um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Bereinigt um die Streikeffekte lagen diese jedoch trotz höherer Aufwendungen für Gebühren, Technikleistungen und Personal 1,8 Prozent unter Vorjahr.
Lufthansa Airlines hat aufgrund der hohen Verluste der Kernmarke im ersten Quartal (Adjusted Ebit –640 Millionen Euro) Maßnahmen initiiert, die kurzfristig das Ergebnis in diesem Jahr stützen sollen. So ist unter anderem vorgesehen, die Sachkosten zu reduzieren, Neuprojekte zu stoppen und Einstellungen in administrativen Bereichen zu prüfen.
Die Nachfrage nach Wartungs-, Überholungs- und Reparaturleistungen sowie weiteren Produkten von Lufthansa Technik stieg im ersten Quartal 2024 aufgrund der positiven Entwicklung bei den Flugreisen. Die Umsatzerlöse stiegen entsprechend um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,5 Milliarden Euro). Das Adjusted Ebit sank um 14 Prozent auf 116 Millionen Euro (Vorjahr: 135 Millionen Euro), belastet von streikbedingten Arbeitsausfällen. Ohne diesen Effekt, der das Ergebnis mit rund 25 Millionen Euro belastete, lag das Ergebnis also über Vorjahr.
Im Logistikgeschäft stieg das Angebot aufgrund der Ausweitung des Flugverkehrs um 7 Prozent und auch der Absatz konnte um 10 Prozent gesteigert werden. Die Durchschnittserlöse lagen um rund 25 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals, in dem das Ergebnis noch erheblich von einer hohen Nachfrage aufgrund von Lieferkettenstörungen und dem knappen Angebot infolge der Pandemie unterstützt wurde. Lufthansa Cargo erzielte so ein Adjusted Ebit in Höhe von -22 Millionen Euro (Vorjahr: 151 Millionen Euro). Ohne die Streikeffekte von 25 Millionen Euro war das Quartalsergebnis leicht positiv.
Aufgrund der anhaltend hohen Buchungseingänge lag der operative Cashflow trotz des negativen operativen Ergebnisses bei rund 1,3 Milliarden Euro. Die Netto-Investitionen lagen mit 940 Millionen Euro rund zehn Prozent unter Vorjahr, sodass sich der Adjusted Free Cashflow auf 305 Millionen Euro (Vorjahr: 482 Millionen Euro) belief.
Der Konzern hat im ersten Quartal 2024 seine Bilanz weiter gestärkt. Die Nettokreditverschuldung reduzierte sich wegen des positiven Free Cashflows gegenüber dem Jahresende 2023 auf 5,5 Milliarden Euro (31. Dezember 2023: 5,7 Milliarden Euro). Die Netto-Pensionsverpflichtungen sanken zinsbedingt auf 2,4 Milliarden Euro (31. Dezember 2023: 2,7 Milliarden Euro). Ende März 2023 stand dem Unternehmen Liquidität in Höhe von insgesamt 10,8 Milliarden Euro (31. Dezember 2023: 10,5 Milliarden Euro) zur Verfügung. Nach einem Upgrade von Moody’s im ersten Quartal wird die Lufthansa Group als einzige europäische Netzwerk-Airline nun wieder durchgängig von allen vier Agenturen am Markt mit einem Investment Grade Rating bewertet.
Die Buchungen für den Zeitraum des Sommerflugplans (April bis Oktober) liegen 16 Prozent über dem Vorjahr.
Die Lufthansa Group plant die angebotene Kapazität im zweiten Quartal auf rund 92 Prozent des Vorkrisenniveaus zu steigern. Der Anstieg fällt damit aufgrund weiterer Investitionen in die operative Stabilität und verzögerter Flugzeuglieferungen geringer aus als ursprünglich geplant. Dabei erwartet das Unternehmen einen Rückgang der Stückerlöse (RASK) gegenüber Vorjahr im niedrigen einstelligen Prozentbereich, unter anderem weil sich Kundinnen und Kunden während der inzwischen beigelegten Tarifauseinandersetzungen mit kurzfristigen Buchungen für den April und, in geringerem Umfang, Mai zurückhielten.
Für die Stückkosten (CASK) wird im zweiten Quartal ein Anstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich erwartet. Das Adjusted Ebit wird somit im zweiten Quartal noch unter dem des Vorjahres liegen. Entsprechend der geringeren Kapazität der ersten beiden Quartale erwartet die Lufthansa Group im Gesamtjahr 2024 nun ein Kapazitätsniveau von rund 92 Prozent des Vorkrisenwertes des Jahres 2019 zu erreichen (bislang: 94 Prozent).
Im dritten Quartal soll die Kapazität weiter, auf über 95 Prozent des Vorkrisenniveaus, gesteigert werden. Auf Basis der Buchungseingänge gehen die Konzernairlines davon aus, dass die Stückerlöse (RASK) im dritten Quartal über dem Vorjahr liegen werden.
In der zweiten Jahreshälfte wird das operative Ergebnis des Konzerns voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr. Wie bereits am 15. April kommuniziert, wird für das Gesamtjahr nun ein Adjusted Ebit von rund 2,2 Milliarden Euro erwartet (bislang: stabile Ergebnisentwicklung im Vergleich zu 2,7 Milliarden Euro im Vorjahr). Für die Passagierairlines wird im Gesamtjahr ein Rückgang der Stückerlöse (RASK) im niedrigen einstelligen Prozentbereich und ein Anstieg der Stückkosten (CASK), ebenfalls im niedrigen einstelligen Prozentbereich, erwartet. Ohne die Berücksichtigung der Auswirkungen der Streiks im ersten Quartal werden sich die Stückkosten (CASK) voraussichtlich stabil entwickeln. Der Adjusted Free Cashflow wird voraussichtlich bei mindestens 1 Milliarde Euro liegen (bislang: mindestens 1,5 Milliarden Euro).