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Lufthansa und ITA Airways

Die schwierige deutsch-italienische Liebe

Chronik einer Liebe: Seit Jahren buhlt Lufthansa um die italienische Nationalairline. Doch nie wurde Liebe daraus. Was mit Alitalia nicht funktionierte, könnte mit ITA Airways klappen.

Ein bisschen hat es etwas von einem italienischen Filmdrama. Ständig umwerben sich die beiden, aber nie wird etwas Festes draus. Denn es gibt Nebenbuhler, gesellschaftliche Zwänge und Schicksalsschläge. Vielleicht könnte aus der schwierigen Liebe zwischen Lufthansa und der italienischen Nationalairline, die inzwischen nicht mehr Alitalia, sondern ITA Airways heißt, doch noch etwas werden.

ITA-Präsident Alfredo Altavilla machte in einem Interview mit der Wirtschaftszeitung Handelsblatt sehr deutlich, dass er großes Interesse an einer Übernahme durch Lufthansa hat. «Es wäre falsch, eigenständig zu bleiben, weil wir im Vergleich zu den drei großen in Europa tätigen Airline-Gruppen immer zu klein wären», sagte der Manager. Er hoffe sehr, «dass Lufthansa zu den hübschen und reichen Verehrern gehört, die sich jetzt vielleicht für ITA Airways interessieren».

Auch Lufthansa will gerne

Und die Hoffnung ist nicht ganz unbegründet. «Italien ist nach den USA unser wichtigster Auslandsmarkt», sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr erst kürzlich. Man sei zudem die Nummer eins im Transatlantikverkehr ab und nach Italien. «Wir glauben deshalb, dass die natürliche Heimat für eine neue italienische Nationairline eine Partnerschaft mit Lufthansa ist.» Gespräche haben Spohr und Altavilla bereits geführt.

Zuletzt hatte es so ausgesehen, als rückte eine Beziehung in die Ferne, weil ITA Mitglied der Allianz Skyteam wurde, während die Lufthansa-Gruppe Gründungsmitglied der Star Alliance ist. Doch mit Skyteam, so Altavilla, sei es nicht so ernst. Man habe den Vertrag erst einmal für ein Jahr geschlossen.

Doch es ist keine Liebe auf den ersten Blick

Es ist definitiv keine Liebe auf den ersten Blick. Viele Jahre warb Lufthansa um Alitalia. Doch die italienische Angebetete zeigte bisher dem deutschen Verehrer am Ende immer die kalte Schulter – oder umgekehrt.

Als 2017 schon einmal zur Debatte stand, Alitalia zu übernehmen, fand Spohr deutliche Worte. Alitalia sei keine Option für einen Zukauf. Doch man könne von der Krise der Italiener profitieren. Sollten zum Beispiel im Zuge der Restrukturierung Slots oder sogar Flugzeuge von Alitalia zum Verkauf stehen, dann werde man sich das sicher ansehen, so der Lufthansa-Chef damals.

Als andere interessiert waren, war Lufthansa wieder interessiert

Zwei Jahre später sah es dann aber wieder anders aus. Eigentlich wollten Delta Air Lines und der Flughafenbetreiber Atlantia unter der Führung der italienischen Staatsbahnen Alitalia damals übernehmen. Lufthansa wollte aber nicht, dass die amerikanische Konkurrentin erstarkt, und buhlte wieder um die Italienerin. Man konnte sich sogar vorstellen, Minderheitseigentümerin bei Alitalia zu werden, berichteten damals italienische Medien.

Eine italienische Delegation reiste eigens nach Frankfurt, um die Ideen der Deutschen besser zu verstehen. Wie es damals hieß, offerierte Lufthansa 150 Millionen Euro für eine Beteiligung. Doch auch diese Pläne scheiterten.

Gleichberechtigte Partnerschaft mit Alitalia angestrebt – erfolglos

Besser ging es den Italienern aber nicht. Als es im Januar 2020 einmal mehr um die Zukunft Alitalias ging, sandte Lufthansa den damaligen Air-Dolomiti-Chef Jörg Eberhart nach Rom, um vor der Verkehrskommission der Abgeordnetenkammer des Parlaments zu erklären, warum ein Zusammenschluss Sinn mache. Er versuchte, Zweifel an einem unüberbrückbaren kulturellen Graben zwischen einem italienischen und einem deutschen Unternehmen schnell zu zerstreuen. «Die italienische und die deutsche Kultur ergänzen sich bestens», sagte er.

Doch Lufthansa hatte mit dem Werben um die Airline keinen Erfolg. Wohl auch, weil man sich in Frankfurt vor einer konkreten Investition scheute. Zu hoch waren die Schulden der Fluglinie, zu festgefahren die Beziehungen mit den Mitarbeitenden, zu unattraktiv die Kostenstruktur. Nur eine restrukturierte Alitalia interessierte Lufthansa damals.

Neue Ausgangslage

Man wolle zuerst eine «gleichberechtigte kommerzielle Partnerschaft» mit Alitalia eingehen. Die beiden Fluggesellschaften hätten im Rahmen der Zusammenarbeit ihre Flugpläne aufeinander abstimmen, Codeshare-Flüge aufnehmen und den Verkauf koordinieren sollen. Dann müsse Alitalia auch das Bündnis wechseln – also von Skyteam zu Star Alliance überlaufen.

Dazu kam es nie. Kurz nach dem erneuten Versuch von Lufthansa löste die Pandemie die schlimmste Krise der Luftfahrtgeschichte aus. Und sie brach Alitalia das Genick. Das Resultat ist die neue, schlankere ITA. Und die will nun doch wieder mit dem «hübschen reichen Verehrer» Lufthansa zusammen sein – und der Verehrer mit ihr.

Es gibt noch immer Nebenbuhler

Doch wie es bei italienischen Romanzen üblich ist, ist ITA nicht leicht zu haben. Denn Präsident Altavilla sagte auch: «Wir sind eine hübsche Junggesellin, die viele Verehrer hat.» Im vergangenen Dezember noch signalisierte Air France-KLM, man habe Interesse an einer Partnerschaft. Mal schauen, ob das deutsch-italienische Liebesdrama doch noch ein Happy End findet.