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Lufthansa Group 2022 wieder mit Gewinn und führt neue Krisenpolster ein

Aufgrund der im Jahresverlauf stark steigenden Nachfrage nach Flugreisen konnte die Gruppe ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr auf 32,8 Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Im Jahr 2022 erwirtschaftete sie ein Betriebsergebnis Adjusted Ebit von 1,5 Milliarden Euro (Vorjahr: minus 1,7 Milliarden Euro) und kehrte damit trotz der hohen Kosteninflation, vor allem bei den Treibstoffkosten, zu einem deutlich positiven Ergebnis zurück. Die betriebliche Marge verbesserte sich entsprechend auf 4,6 Prozent (Vorjahr: -9,9 Prozent). Das Konzernergebnis lag bei 791 Millionen Euro – eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr (Vorjahr: -2,2 Milliarden Euro), so Lufthansa Group.

Im vergangenen Jahr flogen wieder deutlich mehr Menschen mit den Airlines der Lufthansa Group als im Jahr 2021. Insgesamt konnten mit 102 Millionen Fluggästen mehr als doppelt so viele Passagiere an Bord begrüßt werden wie 2021 (Vorjahr: 47 Millionen). Mit der stark steigenden Nachfrage nach Flugreisen wurde die Zahl der angebotenen Flüge im Jahresverlauf deutlich ausgeweitet. Im Sommer 2022 führten weltweite Engpässe in der Airline-Industrie zu einer kurzfristigen Überlastung des Gesamtsystems. Um das System zu entlasten, wurden von Airlines weltweit zahlreiche Flüge gestrichen, wodurch der Flugbetrieb stabilisiert werden konnte. Insgesamt lag die angebotene Kapazität der Passagier-Airlines der Lufthansa Group bei 72 Prozent im Vergleich zum Vorkrisen-Jahr 2019. Noch im ersten Quartal 2022 lag die Kapazität bei nur 57 Prozent des Vorkrisenniveaus. Der Sitzladefaktor stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 18,2 Prozent auf 79,8 Prozent (Vorjahr 61,6 Prozent).

Das Geschäftsjahr im Segment Passagier-Airlines von Lufthansa Group war zweigeteilt: Während die Ergebnisse zu Jahresbeginn noch stark von der Ausbreitung der Omikron-Virusvariante und den damit verbundenen Reiserestriktionen beeinflusst waren, profitierten die Passagier-Airlines im Jahresverlauf von einer deutlich steigenden Nachfrage nach Flugtickets. Die Umsatzerlöse der Passagier-Airlines stiegen im Geschäftsjahr 2022 aufgrund des deutlich gestiegenen Passagieraufkommens und der höheren Durchschnittserlöse um 148 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 22,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,2 Milliarden Euro).

Das Betriesergebnis der Passagier-Airlines konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich verbessert werden, der operative Verlust lag bei 300 Millionen Euro (Vorjahr: -3,3 Milliarden Euro). Aufgrund der starken Nachfrage und eines weiterhin limitierten Angebots gelang es dabei, die Durchschnittserlöse vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich zu steigern. Im Jahr 2022 insgesamt lagen die Durchschnittserlöse 16 Prozent über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019. Im vierten Quartal betrug die Differenz 21 Prozent. Damit konnte das Segment trotz der stark gestiegenen Kosten im dritten und vierten Quartal des Jahres ein deutlich positives Betriebsergebnis erzielen. Die Airlines Swiss (476 Millionen Euro) und Austrian Airlines (3 Millionen Euro) erwirtschafteten auch im Gesamtjahr 2022 einen operativen Gewinn.

Die positive Ergebnisentwicklung im Geschäftsfeld Logistik setzte sich auch im Geschäftsjahr 2022 fort. Lufthansa Cargo profitierte von der anhaltend hohen Nachfrage nach Luftfrachtkapazitäten. Das marktweite Angebot an Kapazitäten war auch 2022 noch durch den Wegfall von Belly-Kapazitäten in Passagierflugzeugen reduziert. Die Durchschnittserlöse stiegen in allen Verkehrsgebieten von Lufthansa Cargo und lagen insgesamt um 21 Prozent über dem Vorjahr. Sie erreichten damit einen neuen Höchststand in der Geschichte der Lufthansa Cargo und lagen 136 Prozent über dem Vorkrisenniveau von 2019. Das Betriebsergebnis stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,5 Milliarden Euro) – auch dies ist ein absoluter Rekordwert in der Geschichte des Unternehmens.

Aufgrund der global stark steigenden Nachfrage nach Flugreisen und der damit einhergehenden wachsenden Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturdienstleistungen stieg auch das Ergebnis von Lufthansa Technik im Geschäftsjahr 2022 auf ein Rekordniveau. Es stieg gegenüber dem Vorjahr um 41 Prozent auf 511 Millionen Euro (Vorjahr: 362 Millionen Euro).

Den Cateringbereich stellten die hohe Inflation und der angespannte Arbeitsmarkt in Nordamerika vor besondere Herausforderungen. Dennoch konnte die LSG Group eine positive Geschäftsentwicklung verzeichnen. Der Umsatz verbesserte sich um knapp 80 Prozent und das Adjusted EBIT verbesserte sich auf vergleichbarer Basis, also bei Herausrechnung der Zuschüsse im Rahmen des US Caees Act im Vorjahr. Der BetriebsvVerlust im Jahr 2022 belief sich auf 11 Millionen Euro.

Im Geschäftsjahr 2022 legte die Lufthansa Group weiterhin einen besonderen Fokus auf die Optimierung des Cash Flows. Aufgrund der Ergebnisverbesserung, des starken Buchungsanstiegs und der damit verbundenen Kundenanzahlungen sowie des konsequenten Managements von Forderungen und Verbindlichkeiten konnte der operative Cash Flow deutlich verbessert werden. Die Netto-Investitionen beliefen sich im Geschäftsjahr 2022 auf 2,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,1 Milliarden Euro), insgesamt niedriger als erwartet aufgrund der Verschiebung von geplanten Flugzeugauslieferungen. In Summe erreichte der Adjusted Free Cash Flow im Geschäftsjahr 2022 mit 2,5 Milliarden Euro einen historischen Höchstwert und verbesserte sich deutlich gegenüber dem Vorjahr (Vorjahr: -1,0 Milliarden Euro).

Die Lufthansa Group hat beschlossen, zukünftig eine Liquidität im Bereich von 8 bis 10 Milliarden Euro vorzuhalten, um sich gegen mögliche Krisen besser zu schützen. Angesichts der signifikanten Steigerung des Geschäftsbetriebs wurde damit das Niveau der angestrebten Mindestliquidität nochmals erhöht. Zum 31. Dezember 2022 lag die verfügbare Liquidität der Lufthansa Group mit 10,4 Milliarden Euro sogar über dem neu definierten langfristigen Zielkorridor (Vorjahr: 9,4 Milliarden Euro). Nachdem die verbliebenen Staatshilfen in Österreich und Belgien im vierten Quartal vollständig zurückgezahlt wurden, hat die Lufthansa Group im Geschäftsjahr sämtliche staatliche Stabilisierungsmaßnahmen erfolgreich beendet.

Die Netto-Pensionsverpflichtungen reduzierten sich vor allem aufgrund des marktweit steigenden Zinsniveaus auf 2,0 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,5 Milliarden Euro). Die Nettokreditverschuldung sank ebenfalls deutlich auf 6,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,0 Milliarden Euro), was annähernd dem Vorkrisenniveau entspricht. Das bilanzielle Eigenkapital verdoppelte sich zum 31. Dezember 2022 nahezu auf 8,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,5 Milliarden Euro). Der Verschuldungsgrad, definiert als die Summe aus Nettokreditverschuldung und Nettopensionsverbindlichkeiten im Vergleich zum Betriebsergebnis (Ebitda), liegt mit 2,3 nunmehr unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 von 2,8.