Opposition von Aktionär Heinz-Hermann Thiele
Lufthansa fürchtet, Insolvenz anmelden zu müssen
Der Vorstand des Luftfahrtkonzerns hat Angst, dass zu wenige Aktionäre an der außerordentlichen Hauptversammlung teilnehmen. Dadurch könnte das Rettungspaket scheitern - mit schlimmen Folgen für Lufthansa.
Flieger von Lufthansa: Das Rettungspaket wird doch noch zur Zitterpartie.
Flieger von Lufthansa: Das Rettungspaket wird doch noch zur Zitterpartie.
Es ist wohl das Horrorszenario aller Beteiligten: Der über Wochen ausgehandelte Kompromiss zwischen der deutschen Regierung und der Führung von Lufthansa über die Art und den Umfang der Staatshilfe wird von den Aktionären abgelehnt. Der Konzern müsste dann Insolvenz anmelden.
Genau dazu könnte es kommen. Denn das Management von Lufthansa befürchtet, dass bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni weniger als 50 Prozent der Stimmen vertreten sein werden, wie es am Mittwoch (17. Juni) in einer Mitteilung erklärte. Und das erhöht die Anforderung an die Zustimmungsquote, mit der das Paket angenommen werden muss. Zwei Drittel der anwesenden Aktionäre müssten dann Ja sagen.
Thiele würde viel Geld verlieren
Das Management fürchtete, dies nicht zu erreichen. Denn Großaktionär und Milliardär Heinz-Hermann Thiele hat in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt, er besitze inzwischen 15 Prozent der Aktien. Zudem zeigt er sich dem vorgelegten Rettungspaket gegenüber kritisch. Der Milliardär stört sich vor allem daran, dass der Staat einen Anteil von 20 Prozent am Konzern übernimmt.
Das ist kein Wunder. Denn als Folge der geplanten Kapitalerhöhung würde Thiele viel Geld verlieren. Seine Investition in Lufthansa-Aktien würde massiv abgewertet. Er glaubt, dass es «andere, konsensfähige Lösungen gäbe», wie er dem Blatt sagte.
Dringender Appell an Aktionäre
Im Szenario von Lufthansa, in dem weniger als 50 Prozent der Anteilseigner an der Hauptversammlung teilnehmen und Thiele 15 Prozent besitzt, ist das Ziel einer Zweidrittelmehrheit kaum mehr erreichbar. Darum müsse man «möglicherweise zeitnah zur Hauptversammlung ein insolvenzrechtliches Schutzschirmverfahren beantragen, wenn es dann nicht unverzüglich zu einer anderen Lösung kommt», so der Konzern in der Mitteilung.
Neben Thiele sind die Fonds Lansdowne Partners International und Blackrock die beiden anderen großen Aktionäre. Der Rest der Aktien ist im Besitz von vielen kleineren Investoren. Sie will Lufthansa mit der Nachricht mobilisieren. Denn wenn mehr als 50 Prozent der Stimmen beim Aktionärstreffen anwesend sind, sinkt die erforderliche
Zustimmungsquote auf eine einfache Mehrheit. Der Vorstand richtet daher an «alle privaten und institutionellen Aktionäre den eindringlichen Appell, ihr Stimmrecht wahrzunehmen und an der Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens mitzuwirken».