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D-AIXJ

Lufthansa baut Airbus A350 zum Forschungsflieger um

Datensammler über den Wolken: Zusammen mit Forschungsinstituten rüstet Lufthansa den Airbus A350 mit dem Kennzeichen D-AIXJ aus, um im Flug Klimaforschung zu betreiben.

Lufthansas A350-900 mit dem Kennzeichen D-AIXJ erhält einen Zweitjob. Das Flugzeug mit dem Taufnahmen Erfurt wird künftig nicht mehr nur Passagiere transportieren, sondern zugleich Daten für die Klimaforschung erheben. Dazu wird der Langstreckenjet umgerüstet.

Die umfassendsten Umbauten sind in einem Lufthansa-Technik-Hangar auf Malta bereits erfolgt. «Am unteren Flugzeugrumpf wurden die Vorbereitungen für die Installation des Luft-Einlasssystems getroffen», erklärt Lufthansa. «Danach folgt eine Reihe von Testfügen, an deren Ende die Zertifizierung eines rund 1,6 Tonnen schweren Klimaforschungslabors, des sogenannten Caribic-Messcontainers, steht.» Die Abkürzung steht für «Civil Aircraft for the Regular Investigation of the atmosphere Based on an Instrument Container».

Genauer als satelliten- oder bodengestützte Systeme

Ende 2021 soll der Airbus A350 von Lufthansa ab München zum ersten Flug im Dienst der Klimaforschung abheben. Er misst dann in der Tropopausenregion (in neun bis zwölf Kilometern Flughöhe) rund 100 verschiedene Spurengase, Aerosol- und Wolkenparameter.

Mit den von der D-AIXJ gewonnen Daten soll die Leistungsfähigkeit heutiger Atmosphären- und Klimamodelle und damit deren Aussagekraft für das zukünftige Klima auf der Erde bewerten werden. «Klimarelevante Parameter können in dieser Höhe mit deutlich höherer Genauigkeit und zeitlicher Auflösung an Bord des Flugzeugs erfasst werden als mit satelliten- oder bodengestützten Messsystemen», erklärt Lufthansa.

Weiterhin normaler Passagierverkehr

D-AIXJ wird aber nicht zu reinen Forschungsflügen abheben, sondern Messungen während des normalen Passagierbetriebs vornehmen. «Der Messcontainer wird nicht immer dabei sein, sondern für die Flüge an Bord gebracht, die für die Forschung besonders interessant sind», sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Dem jetzt gestarteten A350-Umbau ist eine rund vierjährige Planungs- und Entwicklungsphase vorausgegangen. Daran beteiligt waren mehr als zehn Unternehmen, darunter auch Airbus, und Safran, sowie das Karlsruhe Institute of Technology als Vertreter eines größeren wissenschaftlichen Konsortiums von mehreren Forschungsinstituten.

«Weltweit tatsächlich einzigartig»

«Das Lufthansa Caribic-Flugzeug ist weltweit tatsächlich einzigartig», sagt Andreas Zahn vom Karlsruher Institut für Technologie. Der umgerüstete A350 sei mit einer High-End-Instrumentierung ausgestattet und ermögliche deren Einsatz kostengünstig, regelmäßig und über Jahrzehnte. «So können wir verstehen, welche Prozesse sich in welchem Ausmaß verändern und wie sie das Klima der Erde in Zukunft beeinflussen werden», so der Forscher. «Kein anderes Beobachtungssystem weltweit, weder am Boden noch auf einem Satelliten, kann so hochauflösende Multiparameterdaten in der freien Atmosphäre liefern.»