Letzte Aktualisierung: um 16:49 Uhr

Lockheed Martin X-59 Quesst

Das ist der Überschallflieger ohne Überschallknall

Die Nasa und Lockheed Martin haben einen Prototyp eines neuen Überschallflugzeuges der Öffentlichkeit vorgestellt. Er verursacht keinen Überschallknall. Noch dieses Jahr soll die X-59 fliegen.

Laut, richtig laut ist es. Hinterlassen Flugzeuge einen Überschallknall, trifft der das menschliche Ohr mit ungefähr 110 Dezibel. Das ist in etwa so laut, wie wenn man bei einem Rockkonzert weit vorne und ungeschützt bei der Bühne steht. Kein Wunder, war es der Concorde verboten, schon über Land vollen Schub zu geben.

Vor fünf Jahren vergab die Nasa deshalb einen Auftrag an Lockheed Martin. Der amerikanische Flugzeugbauer bekam die Aufgabe, ein Überschallflugzeug zu entwickeln, das nur einen leisen Überschallknall verursacht. Statt einem Knall soll er nur noch ein «sanftes Klopfen» wahrnehmbar sein, so die Weltraumagentur der USA.

Nasa und Lockheed haben Verspätung

Ziel ist es, so kommerzielle Überschallflüge wieder möglich zu machen, die es seit dem Ende der Concorde 2003 nicht mehr gibt. In einem ersten Schritt musste Lockheed Martin das Flugzeug entwickeln und einen Prototyp bauen, der X-59 genannt wird. Das entsprechende Programm heißt Quesst. Die Abkürzung steht für Quiet Supersonic Transport.

Bei Quesst haben die Nasa und der Flugzeugbauer allerdings bereits Verspätung. Der Erstflug hätte einst 2022 stattfinden sollen, inzwischen ist er für das laufende Jahr angesetzt. Am Freitag (12. Januar) wurde der Prototyp der X-59 nun erstmals aus dem Hangar gerollt.

Aluminium, Verbundwerkstoffe und Titan

Der Flieger ist 29.5 Meter lang und weist eine Spannweite von neun Metern auf. Die Struktur besteht aus Aluminium, die Ruder und die Tragflächen sind aus Verbundwerkstoffen. Gewisse Bereiche, die besonders heiß werden, werden aus Titan gefertigt. Die X-59 soll dereinst 1,4 Mal so schnell wie der Schall fliegen können.

Die dünne, spitz zulaufende Nase macht fast ein Drittel der Länge der X-59 aus und bricht die Schockwellen, die bei einem Überschallflugzeug normalerweise zum Überschallknall führen. Ebenso helfen die sogenannten Entenflügel vorne am Rumpf (im Jargon: Canards). Sie verhindern, dass die Schallwellen sich zusammenballen. So soll die X-59 nur noch ein Tausendstel so laut sein wie klassische Überschallflieger.

Flüge über Städte in den USA

Angetrieben wird der Flieger von einem General Electric-F414-Triebwerk. Nach dem Rollout werde sich das Quesst-Team den nächsten Schritten zur Vorbereitung des Erstflugs zuwenden: integrierte Systemtests, Triebwerksläufe und Rolltests, so die Nasa.

Die Lockheed Martin X-59. Bild: Lockheed Martin

Ab 2025 soll die X-59 dann von der Edwards Air Force Base in Kalifornien aus zu weiteren Testflügen starten. Dabei soll sie beweisen, dass die leise Überschalltechnologie funktioniert und das Flugzeug auch fliegerisch hält, was Lockheed verspricht und es sicher ist. Ein Jahr später soll sie über Städte in den USA fliegen, um die Akzeptanz bei der Bevölkerung zu testen.

Neue Vorschriften

Ziel der Entwicklung der X-59 und von Quesst ist es, neue Vorschriften für Überschallflüge über bewohntem Gebiet möglich zu machen. Sie sind in den USA seit 1973 verboten. Schnelle Flugreisen mit Fracht und Passagieren will die Nasa wieder zur Realität machen.