An-2-Nachfolgerin
LMS-901 Baikal bekommt Rettungssystem mit Fallschirm
Was bisher nur Privatflugzeuge und kleine Businessjets haben, soll nun auch die LMS-901 Baikal bekommen. Der Hersteller plant für den russischen Turbopropflieger ein Rettungssystem mit Fallschirm.
Darstellung des Rettungssystems: Mit Fallschirm zu Boden gleiten.
Darstellung des Rettungssystems: Mit Fallschirm zu Boden gleiten.
Ein Sowjetmodell ist das meistgebaute Passagierflugzeug der Welt. Mehr als 18.000 Antonov An-2 wurden insgesamt hergestellt. Hunderte davon sind noch immer unterwegs in Russland und den GUS-Staaten. Zuletzt nicht mit der besten Unfallbilanz.
Um die Uralt-Flieger zu ersetzen und die Anbindung kleiner, abgelegener Kommunen sicherzustellen, entwickelt der staatliche russische Luftfahrtkonzern UAC den Nachfolger LMS-901 Baikal. Im Januar absolvierte er seinen Erstflug. Bisher haben Krasavia (zehn Exemplare), Aeroservice (sieben) und Aurora (keine Zahl genannt) Absichtserklärungen zum Kauf des einmotorigen Turbopropfliegers für neun Fluggäste oder zwei Tonnen Fracht unterzeichnet. Hersteller Ural Works of Civil Aviation erwartet in Zukunft aber Hunderte von Orders.
Bisher vor allem bei Privatflugzeugen
Wenn sie eingeführt wird, wir die Baikal eine Besonderheit aufweisen. Man werde das neue Flugzeug mit einem «kompletten Rettungssystem ausstatten», sagte dieser Tage der stellvertretende russische Industrie- und Handelsminister Oleg Botsharov. Sie werde einen Rettungsfallschirm bekommen.
Solche Systeme gibt es bereits. Sie werden aber vor allem bei Privatflugzeugen eingesetzt. Dabei kann die Person im Cockpit im Notfall einen Rettungsfallschirm aktivieren. Er soll dann eine sichere Landung ermöglichen.
Fallschirm im Rumpf
Auch die Businessjets von Cirrus Aircraft haben ein solches System. Dabei bremst der Autopilot den Jet in einem Notfall zunächst ab. Der Fallschirm über dem Triebwerk wird ausgelöst, wenn das Flugzeug nur noch mit 120 bis 300 Kilometer pro Stunde unterwegs ist. Mit dem Schirm kann die Maschine dann möglichst sanft zu Boden gleiten.
Das System für die LMS-901 wird vom russischen Luftfahrtzulieferer Technodinamika gemeinsam mit Ural Works of Civil Aviation entwickelt. «Der Pilot stellt das Triebwerk ab und betätigt das Fallschirmsystem, das sich im Rumpf befindet. Zu diesem Zeitpunkt wird der Fallschirm ausgelöst und das Flugzeug geht damit in den Sinkflug», erklärt ein Sprecher des Herstellers gegenüber dem Portal Aviatsiya Rossii die Funktionsweise.
Ersatz des westlichen Triebwerks
Damit das System auch funktioniert, haben die Entwickler ein großes Problem zu lösen. Das maximale Startgewicht der Baikal beträgt 4,8 Tonnen. Das ist ungefähr doppelt so viel wie das des größten Businessjets von Cirrus, der SF50 Vision. Ein Fallschirm für ein so hohes Gewicht muss einiges leisten können. Zudem muss verhindert werden, dass das System fälschlicherweise ausgelöst wird. Das könnte den Flieger auseinanderbrechen lassen.
Die LMS-901 Baikal soll 2024 an die ersten Kunden ausgeliefert werden. Das aktuell noch verwendete General Electric H80-100-Triebwerk will Hersteller Ural Works of Civil Aviation bis dann durch das heimische VK-800 SM ersetzen. Ein rundum neues Flugzeug ist die LMS-901 Baikal allerdings nicht. Sie basiert auf der Aeroprogress T-101 Grach. Diese wurde noch in den letzten Tagen der Sowjetunion entwickelt.