Lionair-Gründer Rusdi Kirana
Boeing «hat mich verraten»
Lion Air verschärft die Vorwürfe an den Flugzeugbauer. Gründer Rusdi Kirana erklärte nun, Boeing verhalte sich unethisch und unmoralisch - dabei sei er einer der größten Kunden.
Blick aus einer Boeing 737 von Lion Air: Dicke Luft zwischen dem Hersteller und der Airline.
Blick aus einer Boeing 737 von Lion Air: Dicke Luft zwischen dem Hersteller und der Airline.
Wenn das Stressniveau extrem ist, kochen die Emotionen hoch und Worte werden nicht mehr so bedacht gewählt wie sonst. Oftmals beruhigen sich danach die erhitzten Gemüter. Nicht so im Fall Lion Air gegen Boeing. Seit dem ungeklärten Absturz einer Boeing 737 Max in die Java-See macht der Gründer der indonesischen Billigairline dem Flugzeugbauer heftige Vorwürfe. Rusdi Kirana droht, die restlichen bestellen Flugzeuge der Amerikaner nicht mehr anzunehmen.
Jetzt hat Kirana die Vorwürfe erneuert. «Ich befand mich in einer schwierigen Lage. Und sie haben sich entschieden, mich zu verprügeln», sagte der Firmengründer dieser Tage der Nachrichtenagentur Bloomberg. Er bezog sich damit auf die unübliche Reaktion von Boeing, in der die Amerikaner die ersten Erkenntnisse der indonesischen Behörden kritisierten. Der Flugzeugbauer wies auf diverse Punkte hin, welche im ersten Untersuchungsbericht zu Unglücksflug JT610 angeblich nicht erwähnt worden seien und sich auf vorangegangene Flüge und die Wartung bei Lion Air beziehen.
«Unethisch und unmoralisch»
«Was wollen sie damit erreichen?», fragte der Lion-Air-Patron. Vielleicht habe Boeing tatsächlich etwas von diesem Verhalten, vielleicht sage man sich in Chicago und Seattle einfach «that’s business». Aber der Hersteller müsse auch verstehen, dass er ihr Partner sei und einer der größten Kunden. Boeing habe sich «unethisch und unmoralisch in dieser Beziehung» verhalten, sagt Kirana. Darum trenne man sich jetzt. Seine Anwälte seien bereits an der Arbeit.
Boeing «hat mich verraten», so der indonesische Luftfahrtpionier weiter. Für ihn liegt der Ball jetzt bei Boeing. Der Konzern müsse etwas tun, um die Beziehung noch zu retten. Bisher aber habe sich der Hersteller «unweise» verhalten, so Kirana. Er hat den Chefposten bei Lion Air zwar formell abgegeben und ist mittlerweile Indonesiens Botschafter in Malaysia. Dennoch hält er weiterhin Anteile und ist bei monatlichen Sitzungen anwesend.
Auch Lion Air wurde kritisiert
Die Ermittler hatten indes auch Lion Air scharf kritisiert: Dafür, das Flugzeug nicht am Boden behalten zu haben. Sie fordern die Fluggesellschaft auf, ihre Sicherheitskultur zu verbessern.
Im Streit zwischen der Airline und Boeing geht es um viel. Lion Air hat bei Boeing per Ende November noch Bestellungen über 188 Flugzeuge mit einem Listenpreis von fast 22 Milliarden Dollar offen. Die Order von 201 Boeing 737 Max im Jahr 2011 galt als eine der größten Bestellungen überhaupt. Der damalige US-Präsident Barack Obama war bei der Unterzeichnung des Deals anwesend.