Letzte Aktualisierung: um 8:46 Uhr

Nach Explosionsserie

Libanon verbannt Pager und Walkie-Talkies aus Flugzeugen

Nachdem im Libanon Hunderte Pager und auch Handfunkgeräte zur Explosion gebracht wurden, reagiert die Luftfahrtbehörde des Landes. Sie verbietet sie an Bord.

Hunderte Pager explodierten am Dienstag (17. September) im Libanon, am Tag darauf flogen Handfunkgeräte in die Luft. Insgesamt starben dadurch mindestens 37 Menschen, rund 3000 wurden verletzt. Recherchen der Zeitung New York Times legen nahe, dass es sich um eine Aktion des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad gegen die Hisbollah-Miliz handelt.

Offenbar war es dem Geheimdienst gelungen, die kleinen Geräte vor der Lieferung abzufangen und mit Sprengstoff zu präparieren – und sie dann später zeitgleich explodieren zu lassen. Israel hat sich allerdings nicht offiziell zu dem Angriff bekannt.

Die Vorteile von Pagern

Offen ist die Frage: Hätte auch der Pager von einer Person in einem Flugzeug explodieren können? Rein technisch scheint das möglich. Denn die Geräte, über die kurze Nachrichten versendet werden und die Piepstöne von sich geben, funktionieren über Funkfrequenzen.

Dadurch sind sie gut erreichbar und nicht etwa von Löchern im Mobilfunknetz betroffen, weshalb sie bei Feuerwehren, Rettungsdiensten und in Krankenhäusern auch heute noch teilweise im Einsatz sind. Außerdem sind sie schwer zu orten, was auch der Grund ist, weshalb die Hisbollah sich für diese jahrzehntealte Technik entschied.

Pager und Walkie-Talkies nun an Bord verboten

Unklar ist allerdings, wie gezielt die Pager zur Explosion gebracht wurden. Gab es womöglich Vorkehrungen, damit sie nicht in zivilen Passagierflugzeugen explodieren? Da es sich um eine verdeckte Operation handelte, ist das aktuell nicht zu beantworten.

Auf jeden Fall sieht die Luftfahrtbehörde Lebanese Civil Aviation Authority LCAA eine potenzielle Gefahr. Sie verbot am Donnerstag (19. September), Pager und Walkie-Talkies mit an Bord zu nehmen. Auch der Transport der Geräte als Waren über den Luftweg wurde untersagt.

Wie viel Sprengstoff steckte in Pagern?

Fluggesellschaften informieren ihre Passagierinnen und Passagiere über das Verbot. So schreibt etwa Qatar Airways . «Ab sofort gültig: Gemäß der Anweisung der Generaldirektion für Zivilluftfahrt der Republik Libanon ist es allen Fluggästen, die vom internationalen Flughafen Beirut Rafic Hariri abfliegen, verboten, Pager und Walkie-Talkies an Bord von Flügen mitzuführen.» Die gelte für Handgepäck ebenso wie für aufgegebenes Gepäck.

Welche Folgen eine Explosion an Bord haben könnte, hängt von vielen Faktoren ab, vor allem davon, wie stark die Explosion ist und wo sie stattfindet. Laut New York Times wurden die Pager mit etwa 25 bis 50 Gramm Sprengstoff präpariert. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte die Sprengstoffexpertin Sabrina Wahler, dass es vielleicht auch eine kleinere Menge war. «Ich denke, dass fünf Gramm ausreichen würden», so Wahler. Sie gehe davon aus, dass es ein Plastiksprengstoff zum Einsatz kam.

Die Folgen einer Explosion

Folge solch einer Pager-Explosion sei «zum einen die Druckwelle. Die kann Gewebe und Knochen verletzen», wenn der Pager am Körper getragen werde. Zudem gebe es Splitter aus Gehäuse, Display und Batterie, so die Expertin. «Wenn der Pager irgendwo auf dem Tisch liegt, dann wird man eher von den Splittern verletzt als von der Druckwelle.»

Zum Mengen-Vergleich: Beim Lockerbie-Anschlag 1988 wurde eine Boeing 747-100 von Pan Am gezielt durch eine Explosion zum Absturz gebracht. Dabei sollen rund 340 bis 450 Gramm Plastiksprengstoff in einem Koffer im Frachtraum zum Einsatz gekommen sein.