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Nicht mehr russisch

Let kehrt nach 14 Jahren in tschechischen Besitz zurück

Let bangte um seine Zukunft. Denn der tschechische Flugzeugbauer hatte einen russischen Mehrheitseigentümer. Jetzt ist das Problem gelöst. Let gibt sich optimistisch.

In Kunovice war man schon eine ganze Weile lang nervös. Dort sitzt der Flugzeugbauer Let Aviation Industries, der unter anderem die Let L-410 herstellt. Schon bald soll die Wasserflugzeugvariante  L-410 NG Seawader auf den Markt kommen. Doch die Mitarbeitenden und das Management hatten zuletzt andere Sorgen. Denn das Unternehmen hatte einen russischen Mehrheitseigentümer.

Die Bergbau-Holding Ural Mining and Metallurgical UGMK ist der zweitgrößte russische Kupferproduzent, geführt wird er von zwei russischen Milliardären: Iskander Makhmudov als Haupteigentümer und Andrei Kozitsyn als Firmenchef. Dennoch machte der Flugzeugbauer klar, wie er zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine stand.

Let geht zurück in Tschechische Hände

«Wir beschäftigen derzeit fast tausend Mitarbeitende, darunter Personen aus der Tschechischen Republik, der Slowakei, der Ukraine, Weißrussland und Russland», hieß es auf der Webseite. «Wir arbeiten zusammen, wir sind Kollegen, wir sind Freunde, und wir wüssten nicht, dass es unter uns jemanden gibt, der die Invasion der Ukraine unterstützt.» Und man stellte in Aussicht, dass sich bei den Eigentümern etwas ändern könnte.

Das ist jetzt geschehen. Wie das Unternehmen bekannt gibt, geht es in die Hände der tschechischen Gruppe Omnipol über. Nach 14 Jahren befindet sich der Flugzeugbauer damit wieder ein tschechischer Hand. Bereits am 21. April 2022 habe man mit dem russischen Eigentümer den Verkauf von 100 Prozent der Anteile an das Rüstungsunternehmen vereinbart.

Schon seit November intensivere Zusammenarbeit

Bereits seit vergangenem November habe man die Zusammenarbeit mit der Omnipol-Gruppe intensiviert, teilt Let mit. Dann hatten die Unternehmen ein Abkommen über die strategische Zusammenarbeit auf ausländischen Märkten wieder aufgenommen.

Ziel des Abkommens war die Zusammenarbeit und Koordinierung der Geschäftsaktivitäten sowie die Expansion in neue Märkte. Jetzt wolle man das Ganze noch intensivieren. «In der aktuellen Krisensituation war es für uns eine Selbstverständlichkeit, unser Bestes zu tun, um den letzten tschechischen Flugzeughersteller zu retten», so Omnipol-Präsident Jiří Podpěra. «Es gibt nicht mehr viele tschechische Traditionsunternehmen auf dem Markt, daher ist es unsere Aufgabe, ihre Produktion zu erhalten und weiterzuentwickeln.»

Let-Chefin hofft auf Stärkung

Let-Chefin Ilona Plšková vertraut darauf, dass die Übernahme die Produktionspläne sichern und den Mitarbeitenden sichere Arbeitsplätze gewähren wird. Man gehe davon aus, dass man in den kommenden Monaten dieses Jahres neue Flugzeuglieferverträge für Kunden in Drittmärkten abschließen werde, so beide Unternehmen.

Sie vertraue darauf, dass die Übernahme Let stärken werde, so Plšková. Das würden auch die letzten erfolgreichen Käufe der Gruppe zeigen. Die in Prag ansässige Investitions- und Handelsgruppe beteiligt sich seit Jahren an traditionellen tschechischen Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie. Dennoch dürfte der aktuelle Wegfall des wichtigen russischen Marktes zur großen Herausforderung für den Flugzeugbauer Let werden.