Letzte Aktualisierung: um 15:06 Uhr

Flugtest

Das bietet Play in der Economy Class

Play ist die neue isländische Billigairline, die auch nach Deutschland fliegt. Was bietet sie ihren Fluggästen? Wir haben es getestet.

In der Krise sieht Play eine Chance. Man habe dank Corona sehr gute langfristige Leasingverträge für Flugzeuge erhalten und sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen können, erklärte Chef Birgir Jónsson kürzlich im Interview mit aeroTELEGRAPH. Die neue isländische Billigairline will Nischen besetzen, die andere Fluggesellschaften nicht bedienen. Seit vergangener Woche fliegt sie auch nach Berlin. Was bietet Play? Wir haben es Anfang Juli auf einem Flug von Berlin nach Reykjavik getestet.

Buchung/Reservierung: ★★★☆☆. Die Webseite der Fluggesellschaft kommt sehr modern und übersichtlich daher. Flüge zu buchen geht einfach, auch das Flugdatum zu ändern geht, anders als bei vielen Airlines, mit einem Mausklick. Etwas störend finden wir allerdings den Zwang zur Erstellung eines Kontos. Auch klickten wir später versehentlich auf Sitzreservierung für den Rückflug, was sich nicht mehr rückgängig machen ließ. Zwar hieß es, die Option verfalle bei Nichtbezahlung nach 30 Minuten – das geschah aber nicht. Einchecken konnten wir beim Rückflug dann erst nach Bezahlung des Ausstandes. Diese Kinderkrankheiten ergeben ingesamt doch einen deutlichen Abzug.

Check-in/Einsteigen: ★★★★☆. Wir flogen ohne Aufgabegepäck, bei Play kostet jedoch auch Handgepäck. Die Option Handgepäck plus Priority Boarding schlägt mit 21 bis 28 Euro zu Buche, was wir doch sehr teuer finden. Aufgabegepäck kostet 25 bis 34 Euro. Für die Sitzreservierung blättert man zwischen 4 und 34 Euro hin. Wir bezahlten für einen Fensterplatz vorne im Flieger 22 Euro. Der Einsteigeprozess war dann sehr effizient und angenehm.

Crew: ★★★★☆. Die Besatzung ist überaus freundlich und professionell. Viel Kontakt hat man zu ihr allerdings nicht, da Play auf ein hartes Lowcost-Konzept setzt. An Bord gibt es nichts gratis, man kann daher den ganzen Flug verbringen, ohne mit einer Flugbegleiterin oder einem Flugbegleiter gesprochen zu haben. Das finden wir etwas schade, etwas mehr Interaktion wäre dann doch wünschenswert. Aber wir finden die Uniformen einfach toll, das wirkt zugleich cool und professionell.

Kabinenausstattung: ★★★★☆. Die ersten beiden Flugzeuge von Play sind jung, keine vier Jahre haben die Airbus A321 Neo auf dem Buckel. Entsprechen ist alles noch in bestem Zustand. Nur gewisse Gebrauchsspuren findet man – wie in jedem Flugzeug, das regelmäßig Passagiere fliegt. Da und dort erkennt man aber, dass der Vornutzer die mexikanische Interjet war. So sind die Schilder im Flugzeug auf Englisch und Spanisch verfasst. Zudem wird auf den kleinen Bildschirmen über den Köpfen neben der Flugkarte zwischendurch auch die Wetterprognose angezeigt – für mexikanische Städte wie Hermosillo. Reykjavik hätte uns mehr interessiert.

Sitz: ★★★★★. Play setzt auf einen klassischen Sitz für Schmalrumpfflugzeuge, er entspricht auch in der Bequemlichkeit dem Branchenstandard. Am Ende des fast vierstündigen Fluges spürt man sein Gesäß doch ein wenig. Er ist 18 Zoll oder rund 46 Zentimeter breit, was für normalbeleibte angenehm ist. Was geradezu gigantisch ist, ist der Sitzabstand. Mit 34 Zoll oder 86 Zentimeter ist er gleich drei Zoll oder 7,6 Zentimeter größer als etwa bei Lufthansa. Das bringt sehr viel Bequemlichkeit mit sich.

Sauberkeit: ★★★★★. Hier gibts absolut nichts auszusetzen, er Flieger ist perfekt gereinigt, auch in Ritzen finden sich keine Schmutzreste.

Mahlzeiten: ★★★★☆. Wer essen und trinken will, muss bei Play bezahlen. Die Preise sind europäischer Durchschnitt. Es gibt neben Snacks Sandwiches, Porridge und Nudelsuppen. Wir zahlen für ein Menü bestehend aus Club Sandwich (sehr fein), Cola und Schokoriegel 12 Euro. Das finden wir okay. Isländisch sind die Preise beim Bier. Eine Dose kostet 8 Euro, was doch ganz schön viel ist. Wir hätten uns allgemein noch etwas mehr gesündere Auswahl gewünscht, wie etwa Salate. Daher ein kleiner Abzug.

Unterhaltungssystem, Wifi/Strom: ★★☆☆☆. Unterhaltung gibt es an Bord keine, auch kein Wifi. Beides stört uns nicht. Für einen fast vierstündigen Flug wäre es aber schön gewesen, das eigene Smartphone über USB oder eine Steckdose aufladen zu können. Dies gilt umso mehr, dass man inzwischen immer mehr Dokumente auf dem Handy mit sich trägt (wie zum Beispiel Impfzertifikat) und es sich nicht leisten kann, dass der Akku am Flughafen leer ist.

Gesamtnote: 3,9 – Gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Play bietet ein typisches Lowcost-Produkt, aber mit Coolness und isländischem Charme. Viel mehr wird aber nicht geboten. Hier zahlt man vor allem für den Flug. Die Preise sind denn auch sehr günstig, mit Extras können sie dann aber rasch teuerer werden  – liegen aber auch dann unter der Konkurrenz.

Der Testflug verursachte 182 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen kompensierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen durch die Unterstützung von Aufforstungsprojekten und des Kaufs von Biokerosin über den Kompensationsanbieter Compensaid.

Das Flugticket für diesen Test wurde von Play zur Verfügung gestellt. Die Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei ihrem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels, noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.