Letzte Aktualisierung: um 17:40 Uhr

Größer als A321

Längerer und dünnerer Flügel macht Airbus A322 möglich

Der Flugzeugbauer arbeitet an einer Tragfläche aus Verbundwerkstoffen. Verwendet werden könnte sie für eine verlängerte Version des Airbus A321.

Über die Idee und den Namen munkelt die Branche seit Jahren. So sagte ein Analyst der Berenberg Bank 2017, dass Airbus «mit relativ geringem Entwicklungs- und Zeitaufwand einen größeren A321, eventuell auch einen größeren A322, ins Auge fassen» könnte. In letzter Zeit habe es entsprechende Bestrebungen gegeben.

In den folgenden Jahren präsentierte Airbus mit dem A321 LR und XLR tatsächlich neue Varianten des A321 Neo. Größer wurde der Jet allerdings nicht. Und so blieb auch der Name A322 weiterhin nur Gegenstand von Spekulationen. Nun wird es konkreter.

Montage des ersten Demonstrators startet bald

Laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg prüft Airbus derzeit das Interesse von Kunden an einer längeren Version des A321, womöglich A322 genannt. Ein zentrales Puzzlestück, um solch ein Flugzeug zu verwirklichen, ist mittlerweile auch weitaus realer als noch 2017: ein neuer Flügel aus Verbundwerkstoffen.

Airbus arbeitet – offiziell ohne Bezug auf ein bestimmtes Modell – schon an einer entsprechenden Tragfläche. Die Montage eines ersten Demonstrationsmodells soll in den kommenden Wochen beginnen. Ziel ist es, einen Flügel aus Verbundwerkstoffen herzustellen, der bezahlbar und für hohe Produktionsraten geeignet ist. Das sagte Sue Partridge, die bei Airbus die Entwicklung dieser Technologie leitet, gegenüber Bloomberg.

Kosten niedriger als bei Neuentwicklung

Partridge erklärte, die Tragfläche der Zukunft werde länger und dünner sein, um die aerodynamische Leistung und die Treibstoffeffizienz zu verbessern. Einklappbare Flügelspitzen, die auch Airbus schon studiert hat, könnten dafür sorgen, dass sich die Flugzeuge trotz größerer Spannweite weiter problemlos an Flughäfen bewegen können. Die grundsätzliche Entwicklung soll bis 2023 abgeschlossen sein. Dann kann die Technologie verfeinert werden, um sie an bestimmte Flugzeugmodelle anzupassen.

Analyst Sash Tusa von der britischen Firma Agency Partners schätzt, dass eine Verlängerung des A321 Neo zum A322 vier zusätzliche Reihen mit insgesamt 24 Economy-Sitzen bringen könnte. Die Kosten für die Entwicklung einer solchen Variante samt Anpassungen für die Nutzung größerer Triebwerke schätzt Tusa auf vier Milliarden Euro. Die Kosten für die Entwicklung eines neuen Modells bei Boeing beziffert er auf 15 bis 20 Milliarden.

Flügel als Ass im Ärmel gegen Boeing

Ob der amerikanische Airbus-Konkurrent im nächsten Schritt tatsächlich ein völlig neues Flugzeug entwickelt oder beispielsweise auf eine überarbeitete Version der 737 Max 10 setzt, ist noch unklar. Hat Airbus einmal den neuen Flügel entwickelt, hat der europäische Hersteller auf jeden Fall ein Ass im Ärmel, um zu reagieren. Neben dem A322 denkt er auch bereits über ein ganz neues Flugzeug als Nachfolger der A320-Familie nach. Es könnte ab 2030 fliegen.