Gal Gershon, Sun D'Or
«Künftig wollen wir in einer neuen Lackierung unterwegs sein»
El Al arbeitet seit zwei Jahren an einer eigenen Freizeitfluglinie. Im Interview erklärt Chef Gal Gershon, was Sun D'Or vom gescheiterten Projekt Up unterscheidet und warum seine Fluggesellschaft in diesem Jahr nicht wachsen wird.
Sun D’Or-Chef Gal Gershon vor einem Jet: Fehlende Lieferslots begrenzen dieses Jahr das Wachstum.
Sun D’Or-Chef Gal Gershon vor einem Jet: Fehlende Lieferslots begrenzen dieses Jahr das Wachstum.
Sun D’Or ist auf dem deutschen Markt recht unbekannt. Können Sie die Fluggesellschaft kurz vorstellen?
Gal Gershon*: Wir sind keine junge Airline, uns gibt es bereits seit 1977. Wir sind eine 100-prozentige Tochter von El Al. Aber unser Hauptaugenmerk lag bis vor Kurzem hauptsächlich auf dem Charterverkehr. Vor zwei Jahren wurde Sundor als Folge der Corona-Pandemie im Grunde neu gestartet: Wir sind die Ferienmarke der El-Al-Gruppe. Wir fliegen ab Tel Aviv Freizeitziele im Kurzstreckenbereich.
Welche Ziele sind das?
Wir konkurrieren für El Al auf Freizeitrouten, die ab Tel Aviv sonst von internationalen Billigfluggesellschaften angeboten werden. Damit wollen wir israelischen Verbrauchern eine Alternative bieten, die es ihnen ermöglicht, mit einer israelischen Fluggesellschaft zu fliegen. Primär fliegen wir nach Griechenland, in die Türkei und nach Zypern. Erst kürzlich haben wir unser Angebot auch auf Polen und Georgien erweitert.
Was ist bei Sun D’Or anders als bei El Al?
Wir haben keine Business Class. Wir fliegen in einer reinen Economy-Bestuhlung mit Boeing 737-800. Die Maschinen kommen von El Al. Wir glauben daran, dass wir als Gruppe erfolgreich sind, wie beispielsweise Air Canada und Air Canada Rouge. Bei uns ist, wie bei El Al, Essen inklusive.
Wie groß ist die Flotte?
Aktuell haben wir leider nur zwei eigene Flugzeuge. Um unseren Flugplan abdecken zu können, haben wir im letzten Sommer drei Boeing 737-800 der tschechischen Smartwings im Leasing betrieben. Im letzten Jahr waren wir mit fünf Maschinen unterwegs. Damit haben wir als einzige israelische Airline weiter Flüge in die Türkei durchführen können.
Planen Sie einen eigenen Markenauftritt inklusive Webseite und neuer Flugzeuglackierung?
Das ist eine gute Frage. Wir hatten in der Vergangenheit eine eigene Website, hielten es aber für den richtigen Weg, diese abzuschaffen, damit alles auf der El-Al-Website gebündelt ist. Alle Flüge werden unter dem LY-Flugcode durchgeführt und auch die Buchung läuft über El Al. Fluggäste werden bei der Flugsuche darauf hingewiesen, dass der Flug von Sun D’Or durchgeführt wird. Künftig wollen wir aber in einer neuen Lackierung unterwegs sein.
Wie wird die Lackierung aussehen?
Wir investieren viel Zeit und Mühe und natürlich auch Geld, um das Ganze zu überarbeiten. Wir wollen weg vom Charterunternehmen und hin zur neuen Sun D’Or.
Wir können nur über Leasing-Flugzeuge wachsen, können aber aufgrund der Lage keine Maschinen leasen.
Wie viele Angestellte arbeiten an der neuen Sun D’Or?
Wir sind aktuell nur 20 Leute, aber wir werden von 4000 El-Al-Mitarbeitern unterstützt. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf das Marketing und die Entwicklung der Airline.
Ist Sun D’Or eine Up 2.0?
Up war der Versuch von El Al, eine eigene Lowcost-Airline aufzubauen. Der Versuch ist aus vielen Gründen gescheitert. Unser Modell ist völlig anders. Wir bieten ein schlankes Produkt – ohne Lounge-Zugang und ohne Schnick-Schnack. Aber wir sind Teil des El-Al-Vielfliegerprogramms. Reisende können also auch bei uns Punkte sammeln. Treue El-Al-Kunden werden daher lieber mit uns nach Zypern fliegen als mit der Billigflieger-Konkurrenz.
Wie sehen die Wachstumspläne für die kommenden Jahre aus?
Das ist leider sehr schwierig zu beantworten. Wir alle wissen um die derzeit politisch extrem schwierige Lage in Israel. Wir können nur über Leasing-Flugzeuge wachsen, können aber aufgrund der Lage keine Maschinen leasen.
Niemand vermietet ihnen Flugzeuge?
Aktuell sieht es nicht so aus. Leasinggesellschaften ziehen es vor, ihre Flugzeuge in einem einfacheren Umfeld unterzubringen. Zudem ist der Bedarf an Flugzeugen weltweit aktuell sehr hoch, das macht es uns noch schwerer, an Maschinen zu kommen. Wir hoffen, dass wir in den nächsten Jahren wieder Flugzeuge bekommen werden, um weitere Destinationen aufnehmen zu können. Ich bin dennoch optimistisch, was unsere Zukunft betrifft. Wir haben im vergangenen Jahr ein wirklich finanziell starkes Jahr gehabt.
Gibt es Pläne, auch Verbindungen nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz aufzunehmen?
Berlin ist eine spannende Destination, aber auch Wien. Das sind alles wichtige Verbindungen für El Al. Wir sehen für uns aktuell kein Potenzial.
*Gal Gershon ist seit Februar 2022 Chef von Sun D’Oor. Zuvor war er 16 Jahre lang in verschiedenen Positionen für El Al tätig, unter anderem als Verkaufschef für Nordamerika.