Erkenntnis von KLM
Warum Plastik an Bord auch Vorteile hat
Auch KLM will die Verwendung von Plastik reduzieren. Doch manchmal kann Plastikfolie auch nachhaltig sein, sagt Manager Boet Kreiken.
Flieger von KLM: Weniger Plastik, aber nicht null Plastik.
Flieger von KLM: Weniger Plastik, aber nicht null Plastik.
Viele Fluggesellschaften wollen Plastik aus ihren Flugzeugen verbannen. Denn der Stoff hat schädliche Wirkungen aufs Klima. «Kohlendioxid, Methan und andere Treibhausgase werden in jeder Phase des Plastik-Lebenszyklus freigesetzt. Das beginnt, wenn die fossilen Rohstoffe gewonnen, raffiniert und in energieintensiven Verfahren verarbeitet werden, und endet, wo Kunststoffabfälle entsorgt oder verbrannt werden», schreibt die Heinrich Böll Stiftung. Zugleich ist Plastik ein Problem, wenn es in die Natur gelangt.
Deshalb hat auch KLM Plastik an vielen Stellen aus den Flugzeugen verbannt, so etwa Kunststofftrinkhalme. Aber: «Unser größter Feind ist das Gewicht», sagt Boet Kreiken im Gespräch mit aeroTELEGRAPH mit Blick auf Kerosinverbrauch und CO2-Ausstoß. Man habe daher von einem wissenschaftlichen Institut die Gesamtwirkung von allem, was man tue, berechnen lassen. Dabei habe es überraschende Resultate gegeben, so der Manager, der bei der niederländischen Fluglinie für das Kundenerlebnis verantwortlich ist.
Blick auf andere Branchen
«Zum Beispiel wird die Kunststofffolie über dem Essen bei KLM nicht verschwinden», so Kreiken. Einige Leute würden sagen, das sei nicht nachhaltig, das Gegenteil sei aber der Fall. «Das liegt daran, dass Kunststofffolie das leichteste Material ist, das es gibt. Und jedes Gramm ist wichtig, wenn man zwischen 400.000 und 500.000 Flüge pro Jahr durchführt.» Außerdem recycle man den Kunststoff.
Man schaue sich auch ständig in anderen Branchen nach Trends um. «Zum Beispiel hat Ikea nun Stühle ohne Schrauben. Sie nutzen Klick-Systeme.» So etwas sei bedeutsam, da die Metallindustrie bei der Herstellung von Schrauben für große Emissionen sorge.
Zeitungen und Duty-Free-Verkauf überflüssig
Andere Dinge seien an Bord gar nicht mehr nötig. So habe man Zeitungen an Bord zuerst wegen des Gewichts abgeschafft. «Vor ein paar Monaten haben wir dann sogar unsere Zeitungsapp eingestellt, weil sie kaum genutzt wurde.» Auch den Bordverkauf habe man in Europa bereits gestrichen und werde das im Januar auch auf der Langstrecke tun.
«Es ist Komplexität, man findet bessere Waren im Internet, es ist veraltet, ein Konzept aus den 1970er-Jahren.» Darauf angesprochen, dass Lufthansa weiterhin auf Bordverkäufe setzen will, sagt Kreiken: «Ich denke, dass Lufthansa wohl in zwei Jahren auch damit aufhört.»