Ecojet
Klimaaktivist gründet Fluggesellschaft
Dale Vince ist mit Ökoenergie reich geworden. Jetzt will der Unternehmer und Klimaaktivist die Luftfahrt mit seiner Airline Ecojet revolutionieren.
Eine Boeing 737: Die Airline denkt groß.
Eine Boeing 737: Die Airline denkt groß.
Der 26. Juli war der letzte Tag der Farnborough Airshow. In der Regel werden am letzten Tag keine großen Deals mehr verkündet. Doch Dale Vince hat es nicht so mit Konventionen, und so wurde bekannt, dass der von der britischen Presse häufig als «der reichste Ex-Hippie» bezeichnete Vince für seine Fluglinie Ecojet 22 wasserstoffelektrische ZA2000-Triebwerke gekauft und Optionen für 40 Motoren bei Zero Avia gesichert hat.
Wer ist Vince und was ist Ecojet? Der mittlerweile 62-Jährige ist ein britischer Unternehmer, Umweltaktivist und rund 100 Millionen Pfund schwer. Er gründete 1995 mit nur einer Windturbine einen der ersten grünen Energieversorger der Welt. Ecotricity bietet heute Strom aus erneuerbaren Energien aus Wind- und Sonnenkraft an. Er ist auch verantwortlich für eine grüne Bank und einen Handyanbieter.
Vom veganen Fußballclubchef zum Luftfahrtrevolutionär
Der Klimaaktivist fällt immer wieder auf. Er produziert seit 2020 echte, zertifizierte Diamanten aus Luft, Wind, Sonne und Regenwasser. 2010 übernahm er den Fußballclub Forest Green Rovers FC und baute ihn zum ersten veganen Fußballverein der Welt um, inklusive nachhaltiger Trikots und veganer Ernährung für die Spieler des Vereins.
Wenn es nach Vince geht, wird seine Fluglinie nicht weniger als die weltweite Luftfahrt revolutionieren. Ecojet wird die erste vollständig elektrisch betriebene Fluggesellschaft der Welt. Gegründet wurde die Airline am 27. August 2021 als Fresh Airlines Limited. Nach dem Einstieg des Entrepreneurs erhielt die Firma ihren heutigen Namen Ecojet.
Umrüstung konventioneller Flugzeuge
Die langfristige Idee ist, dass Ecojet konventionelle Flugzeuge mit Wasserstoff-Elektroantrieben nachrüstet. Zu den Gründen heißt es auf der Website: «Die Entscheidung, alte Flugzeuge umzufunktionieren, anstatt von Grund auf neue Modelle zu bauen, wird 90.000 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr einsparen.»
Um kurzfristig starten zu können, will die Airline mit konventionell angetriebenen Flugzeugen den Betrieb aufnehmen. Das Netzwerk soll im ersten Schritt Strecken von und nach Edinburgh umfassen. Im zweiten Schritt plant die Airline innereuropäische Flüge. Wenn die Technik es erlaubt, schließt Vince auch Langstreckenverbindungen nicht aus.
ATR-72 statt Twin Otter
Eigentlich sollten schon Anfang 2024 die ersten Flüge zwischen Edinburgh und Southampton abheben. Dazu kam es bisher nicht. Ecojet wollte ursprünglich mit dem 19-sitzigen Flugzeug Twin Otter starten, entschied sich dann aber doch, mit einer ATR-72 zu beginnen. Ecojet sucht seit Anfang des Jahres Personal für den 70-Sitzer. Mit den ZA2000-Triebwerken können Flugzeuge im Bereich von 40 bis 80 Sitzplätzen angetrieben werden.
Im Juli wurde bekannt, dass die Fluglinie eine Camo-Zulassung (Continuing Airworthiness Management Organisation), die man für den Start einer Fluggesellschaft benötigt, bei der britischen Luftfahrtbehörde gestellt hat. Nach aktuellen Plänen soll der Flugbetrieb Mitte oder Ende 2024 starten.
Ganzheitlich nachhaltig
Ecojet will nicht nur den Flugbetrieb CO2-neutral gestalten, sondern eine ganzheitliche Öko-Airline sein. Dazu gehören auch Mahlzeiten auf pflanzlicher Basis, der Verzicht auf Einwegplastik und die Ausstattung der Mitarbeiter mit umweltfreundlichen Uniformen. Das Logo der Airline erinnert stark an British Airways – ein stilisierter Union Jack – allerdings nur in Grün.
Vince hat sich Experten aus der Branche ins Boot geholt. Unterstützt wird der Millionär von Peter Davies, dem ehemaligen Chef von Brussels Airlines, Air Malta und Air Southwest. Chef von Ecojet ist Brent Smith, ein ehemaliger Flybe-Pilot. Das Motto der Airline ist: «Flag Carrier for Green Britain».