Kingfisher streicht Langstreckenflüge
Die indische Airline muss internationale Routen aufgeben. Gleichzeitig kündigt Partner British Airways das Codeshare-Abkommen.
Kingfisher-Jet: Weniger als die Hälfte der Flotte fliegt noch.
Kingfisher-Jet: Weniger als die Hälfte der Flotte fliegt noch.
Ein Jet sei schon zurück bei der Leasing-Firma: Wie die verschuldete Kingfisher Airlines gemäß der Hindustan Times bekannt gab, habe man den Airbus A330-200 an die Firma in Großbritannien zurück gegeben. Gebraucht wurde er auf Langstreckenflügen. Und sie sind für die Fluglinie die unprofitabelsten. Daher will man diese nun massiv einschränken und so die Kosten weiter reduzieren. Man arbeite «an allen Fronten» daran, sich finanziell endlich wieder aufzurappeln, heißt es in einer Mitteilung der Fluggesellschaft. Dazu gehöre auch, die «massiv blutenden» Langstreckenflüge zu reduzieren. Zusätzlich wurde nun auch bekannt, dass British Airways das Code-Share-Abkommen mit den Indern aufgab. Wie die Economic Times berichtet, gilt die Annulation schon seit dem 9. März. Über nähere Gründe sagte man bei der British-Airways-Mutter International Airlines Group nichts.
Die Handlungsfähigkeit der Airline ist ohnehin schon eingeschränkt: Von der 64 Flieger zählenden Flotte ist momentan weniger als die Hälfte im Einsatz. Da die indische Luftfahrtbehörde DCGA befürchtet hatte, dass die Zahlungsprobleme auch Wartung und Reparatur der Flugzeuge beeinträchtigt, musste Kingfisher kürzlich einen Großteil der Flotte grounden. In dieser Woche verschärfte sich die Situation noch. Am Dienstag bot die Fluggesellschaft nur noch 101 Flüge an, am Mittwoch waren es etwa gleich wenige. Am Montag waren die Kingfisher-Maschinen 145 mal abgehoben. Der Grund für den Einbruch: Erneut traten Piloten in Streik, die seit Monaten auf ihr Gehalt warten. Noch am heutigen Donnerstag (15. März) will sich Hauptaktionär Vijay Mallya mit den unzufriedenen Mitarbeitern treffen, um die Wogen zu glätten und den Schaden in Grenzen zu halten.
Wenig Grund für Optimismus
Doch bei den Nachrichten, die zur Zeit über die Fluggesellschaft in den Medien zu lesen sind, fällt es schwer, optimistisch für Kingfisher zu sein. Nachdem indische Steuerbehörden zuletzt mehrere Konten der Airline eingefroren hatten, warf die Iata die Airline aus ihrem Abrechnungssystem, weil sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen konnte. Das geschah schon zum zweiten Mal in etwas mehr als einem Monat. Die drittgrößte indische Fluggesellschaft hat es seit Beginn des Flugbetriebs 2005 nie geschafft, schwarze Zahlen zu schreiben. Insgesamt häufte Kingfisher rund eine Milliarde Euro an Schulden an, alleine im letzten Quartal 2011 betrug der Verlust rund 65 Millionen.
Woher das Geld kommen soll, mit dem die Airline es aus der Krise schafft, ist nicht wirklich klar. Zwar vermeldete Milliardär Vijay Mallya zuletzt, zwei indische Investoren hätten Interesse an einer Beteiligung. Es ging um einen Anteil von insgesamt 24 Prozent. Doch das dürften diese nun noch einmal genau prüfen. Wie die Times of India berichtet, kann Kingfisher nun auch nicht mehr auf Kredite der State Bank of India hoffen. Finanzminister Pranab Mukherjee erklärte gegenüber der Zeitung, dass keine weiteren Kredite vom Staatsinstitut geplant seien. Vielleicht liegt das auch daran, dass eben bekannt wurde, dass Mallya gemäß der Zeitung Deccan Chronicle umgerechnet 38 Millionen Euro in sein Formel-Eins-Team Force India steckte – während seine Airline um jede Rupie kämpft.