Kenneth Copeland
Der TV-Prediger und seine Gulfstream
Der amerikanische Fernsehprediger Kenneth Copeland hat mit Spenden eine Gulfstream V gekauft. Mit seiner Vorliebe für Privatjets steht er unter US-Priestern nicht alleine da.
Pastor Kenneth Copeland vor seinem Flugzeug: «Wunderbares Geschenk».
Pastor Kenneth Copeland vor seinem Flugzeug: «Wunderbares Geschenk».
«Hallelujah, es ist vollbracht!», schreibt die amerikanische Freikirche Kenneth Copeland Ministries in einem Blogbeitrag vom Januar. Dank zahlreicher Spenden gutbetuchter Gläubiger hat der Pastor seine Gulfstream V erhalten. Der Privatjet soll künftig die Missionstätigkeit von Kenneth Copeland in den USA und im Ausland erleichtern.
Copeland ist ein prominenter Vertreter des sogenannten Wohlstandsevangelium» (Englisch: prosperity gospel), wonach Geld und Erfolg als Beweis für die Gunst Gottes betrachtet werden. Der ausgebildete Pilot Copeland ist mit einem geschätzten Vermögen von 760 Millionen Dollar laut der christlichen Webseite Beliefnet der reichste Priester der USA.
«Wir haben eine Gulfstream V gesät»
Die Gulfstream V ist nicht der erste Privatjet von Copeland und seiner Kirche, die sich kurz KCM nennt. Schon 2008 gab sie bekannt, dass sie fünf Flieger besitze. Dennoch ist die Freude über die neue Maschine groß: «Was für ein wunderbares Geschenk. Wir wussten, dass die Gulfstream V schnell kommen würde und nun haben wir sie. Und das dank Ihnen unseren treuen Teammitgliedern und dem Segen des lieben Gottes.»
«Wir haben eine Gulfstream V gesät», heißt es weiter im Blogbeitrag. Das verspreche eine reiche Ernte für alle, die für den Kauf gespendet haben, schreibt die Kirche. Nach der Theologie von KCM werden fromme Spenden mit Zinsen in Form von Erfolg und Reichtum zurückbezahlt. Doch mit dem Flugzeug alleine gibt sich Copeland nicht zufrieden. Die Spendenaktion läuft noch weiter.
Eigener Flugplatz bei Fort Worth
Zwar sei das Flugzeug, das vorher dem christlichen Geschäftsmann und Filmemacher Tyler Perry gehörte, in hervorragendem Zustand. Doch die Gläubigen müssten weitere «Samen» spenden, damit die Avionik der Gulfstream an die künftigen FAA-Standards angepasst und ein neuer Hangar für den Jet gebaut werden können. Zudem müsse die Piste des kircheneigenen Flugplatzes Kenneth Copeland Airport bei Fort Worth in Texas verbessert werden.
«Erinnern Sie sich, dass das Gesamtziel der Mission 17 Millionen Dollar beträgt», so KCM. Wie viel davon das Flugzeug gekostet hat, gibt die Organisation nicht bekannt. Eine gebrauchte Gulfstream V kostet durchschnittlich etwa 6 bis 12 Millionen Dollar. Da die Kirche schreibt, dass «Gott das Flugzeug für KCM beiseite gelegt hat», dürfte der Preis aber eher am unteren Ende der Skala liegen.
«Dämonen» auf Linienflügen
Copelands Vorliebe für Privatjets sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Kritik. Doch für den Pastor bedeutet das Fliegen in einem Linienflugzeug «in ein langes Rohr voller Dämonen zu steigen», wie die Zeitung «Kansas City Star» berichtet. Unter den US-Fernsehpredigern steht er damit nicht alleine da.
2015 sorgte Priester Creflo Dollar von der World Changers Church International für einen Aufschrei, als er 65 Millionen Dollar von seinen Schäfchen für eine neue Gulfstream G650 einsammeln wollte. Die Gläubigen seiner Kirche sollten jeder 300 Dollar dafür spenden. Obwohl die Spendenaktion nach massiver Kritik abgebrochen wurde, kam das Geld für den Jet zusammen. «Ein interkontinentaler Hochgeschwindigkeitsjet ist ein notwendiges Werkzeug um unsere Mission zu erfüllen», verteidigte sich die Kirche damals.