Regierungsjet
Kanada sucht neue Can Force One
Der Airbus A310, mit dem Kanadas Regierungschef abhebt, ist in die Jahre gekommen. Nun wird ein Nachfolger gesucht. Dabei fällt auch der Name eines kanadischen Jets.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau bei der Ankunft in Vietnam im November 2017: Bald mit einem anderen Flugzeug unterwegs?
Kanadas Premierminister Justin Trudeau bei der Ankunft in Vietnam im November 2017: Bald mit einem anderen Flugzeug unterwegs?
Im Herbst 2017 erteilte die Regierung der USA Boeing offiziell den Auftrag, ein vorläufiges Design für die neuen Air Force One zu entwerfen. Nun deutet sich auch in Kanada ein Wechsel beim Flugzeug für den Regierungschef an. Eine Vertreterin der Regierung sagte der Nachrichtenagentur The Canadian Press, man erwäge, die fünf Airbus A310, die unter der Bezeichnung Airbus CC-150 Polaris für die Royal Canadian Air Force fliegen, zu ersetzen.
Die kanadischen Luftstreitkräfte hatten die Flugzeuge ab 1992 von Canadian Airlines übernommen und vier von ihnen zu Militärtransportern umgerüstet. Die fünfte Maschine wurde zum VIP-Flieger umgebaut, der dem Premierminister sowie der Generalgouverneurin von Kanada für Flüge zur Verfügung steht, aber auch für den Transport des Staatsoberhauptes von und nach Kanada vorgesehen ist, wenn nötig: der Queen.
Veraltete Ausstattung
Das Flugzeug hat mittlerweile mehr als 30 Jahre auf dem Buckel und wurde 2013 zum letzten Mal im größeren Stil überarbeitet, unter anderem mit einer neuen Lackierung. Zuletzt musste der alternde Jet im Februar 2018 mit Premierminister Justin Trudeau an Bord auf dem Weg nach Indien einen Tankstopp in Rom verlängern von rund 90 Minuten auf fast drei Stunden, wie die Agentur berichtet. Grund sei ein Problem mit einem Sensor gewesen, der zuvor bereits schon einmal habe repariert werden müssen.
Die Ausstattung der Maschine ist offenbar nicht die modernste: Die Stromversorgung für mitreisende Regierungsangestellte und Journalisten wird laut Canadian Press mit Verlängerungskabeln sichergestellt, die über den Kabinenboden verlaufen. Wifi gibt es nicht an Bord und die Kommunikation des Premierministers mit der Außenwelt soll nur punktuell möglich und kostspielig sein. Zudem ist der A310 nicht so effizient beim Treibstoffverbrauch wie modernere Jets und muss wegen begrenzter Reichweite mehr Tankstopps einlegen.
Wird es eine CS300?
Kanadas Verteidigungsministerium hatte im Jahr 2016 geschätzt, der Austausch der fünf Flugzeuge werde zwischen 500 Millionen kanadischen Dollar (312 Millionen Euro) und 1,5 Milliarden Dollar (937 Millionen Euro) kosten. Noch 2018 sollen die potenziellen Nachfolger der CC-150 Polaris studiert werden und zwischen 2026 und 2036 geliefert.
Allerdings ist die Frage, ob Kanada dieses Mal nicht für den VIP-Jet ein anderes Modell wählt als für die weiteren vier Maschinen. Die Luftfahrtanalysten von Air Insight empfehlen der Regierung in einem Kommentar Bombardiers C-Series CS300, oder sogar eine kleine Flotte davon. Die Wahl des kanadischen Jets würde die richtigen politischen Signale aussenden, heißt es, und wäre auch in Sachen In-Flight-Kommunikation ein großer Fortschritt.