Letzte Aktualisierung: um 18:15 Uhr

Kasachstan

Kabinencrews von Air Astana wagen den Aufstand

Die nationale kasachische Fluggesellschaft will wachsen, hat aber ein Problem mit ihrem fliegenden Personal. Die Beschäftigten in der Kabine kritisieren öffentlich ihre geringen Gehälter. 

Kasachstan gilt als wirtschaftlich stärkstes und damit reichstes Land Zentralasiens. Diese wirtschaftliche Stärke nutzen die autoritären Machthaber, um seit Jahren in ihre Luftfahrt zu investieren. Erst Anfang Juni wurde ein neues Terminal am Flughafen Almaty eröffnet. Eingezogen ist die Air Astana Group. Die Luftfahrt dient als glänzendes internationales Aushängeschild der ehemaligen Sowjetrepublik.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Zeichen bei Air Astana auf Erneuerung und Wachstum stehen. Die Fluglinie will perspektivisch ihre Embraer-Jets durch Modelle der A320-Neo-Familie ersetzen. Die Langstrecke soll von drei alten Boeing 767 auf Dreamliner umgestellt werden – allerdings schon seit einigen Jahren. 2028 will die Fluggesellschaft 80 Maschinen betreiben, knapp 20 mehr als jetzt.

Probleme treffen die Airline

Nun häufen sich offenbar Probleme bei der erst 23 Jahre alten Airline. Es soll zu ständigen Verspätungen und unangenehmen Wartezeiten für Passagiere kommen. So konnten am 2. Juni Passagiere eines Fluges nach der Landung in Astana über eine Stunde das Flugzeug nicht verlassen, weil zu wenig Personal vor Ort gewesen sein soll. In ihrer Verzweiflung sollen einige Reisende die Polizei gerufen haben.

Air Astana macht unter anderem die Bauarbeiten an den Start- und Landebahnen an kasachischen Flughäfen für die Verspätungen verantwortlich. Die Probleme haben aber auch die Politiker Kasachstans auf den Plan gerufen. Letzte Woche behauptete der stellvertretende Premierminister Roman Sklyar, dass Air Astana nicht über ausreichend Flugzeuge verfüge.

Niedriges Monatsgehalt

Das bestätigten auch die Flugbegleitenden von Air Astana, die ihre Arbeitsprobleme öffentlich zur Sprache brachten, berichtet das Portal Orda.kz. Der Vorgang ist in dem autoritär geführten Land eine kleine Sensation. Die Beschwerden der Mitarbeiter konzentrieren sich vor allem auf drei Hauptpunkte.

Erstens bemängeln sie das niedrige Monatsgehalt, das bei durchschnittlich 320.000 Tenge liegt. Das entspricht rund 620 Euro Monatslohn. Das landesweite Durchschnittsgehalt liegt bei etwa 382.279 Tenge oder umgerechnet rund 730 Euro.

Ausländer besten Management-Stellen

Zweitens sind die Flugbegleiter enttäuscht über die geringen Zulagen, die sie auch nur noch selten erhalten, weil das Management die Zahlungen so verändert, dass die Crews kaum noch davon profitieren. Die schlechten Gehälter führen dazu, dass viele Beschäftigte in der Kabine ihre Verträge nicht verlängern.

Drittens beklagen sie die Überbesetzung von Managern außerhalb der operativen Ebene und weisen darauf hin, dass die Führungsebene hauptsächlich aus Ausländern besteht, deren Gehälter über den lokalen Standards liegen.

Keine Lösung in Sicht

Laut dem Nachrichtenportal sollen Kabinenvertreter und Air-Astana-Manager in der vergangenen Woche vertrauliche Gespräche geführt haben. Air Astana muss eine Lösung finden, damit die Wachstumspläne nicht zu gefährden. Die Airline hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht öffentlich geäußert.