Regeln in den USA
Kabinenbesatzungen fordern Verbot von Babys auf dem Schoß
In den USA müssen Kleinkinder unter zwei Jahren auf dem Schoß der Eltern nicht gesichert werden. Die größte Flugbegleitergewerkschaft will das ändern und fordert für jeden Reisenden einen eigenen Sitz.
Eine Mutter mit ihrem Baby im Flugzeug: Babys sollen in den USA künftig besser gesichert werden.
Eine Mutter mit ihrem Baby im Flugzeug: Babys sollen in den USA künftig besser gesichert werden.
Familien mit kleinen Kindern sind leidgeprüft, wenn es um Flugreisen geht. Der Platz ist oft begrenzt und widerspricht dem kindlichen Bewegungsdrang. Aber gerade weil Babys bis zu einem Alter von zwei Jahren kostenlos auf dem Schoß eines Erwachsenen mitfliegen dürfen, entscheiden sich Eltern oft doch fürs Flugzeug. Dabei ist es jedoch in den meisten Ländern essenziell, dass die Kinder mit einem sogenannten Loop-Belt am Gurt der Eltern gesichert werden.
In den USA ist das anders. Eltern müssen ihre Sprösslinge unter zwei Jahren einfach auf dem Schoß festhalten. Denn die amerikanische Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration, kurz FAA, verbietet aus Sicherheitsgründen die Verwendung des Loop-Belts. Tests hätten gezeigt, dass Kinder bei Verwendung des Gurts massiv gegen den Vordersitz gestoßen werden könnten.
«Ein Platz für jede Seele»
Die größte Flugbegleitergewerkschaft der USA hat sich auf dem derzeit in Nord-Virginia stattfindenden Sicherheitsgipfel der FAA erneut für ein Verbot von Schoß-Babys ausgesprochen, berichtet die Washington Post. Die Gewerkschaft fordert seit 2018 eine Regeländerung, nach der alle Passagiere auf einem Flug einer US-Fluggesellschaft unabhängig vom Alter auf einem Flugzeugsitz mit Rückhaltesystem Platz nehmen müssen.
«Wir haben kürzlich gesehen, wie Flugzeuge durch Turbulenzen in Sekundenbruchteilen 4.000 Fuß abstürzten», sagte Sara Nelson, die Vorsitzende der AFA-CWA. «Die G-Kräfte sind etwas, vor dem sich nicht einmal die liebevollste Mutter oder der liebevollste Vater schützen und ihr Kind halten können. Es ist einfach physikalisch unmöglich».
Unterstützung auch von der Ufo
Auch die deutsche Gewerkschaft Ufo begrüßt die Forderung der US-Kolleg:innen, wie die Gewerkschaft auf Anfrage von aeroTELEGRAPH mitteilt. «Die Gefahren der Loop Belts sind seit vielen Jahren bekannt, dennoch kam es bisher zur keinen Änderung durch den Gesetzgeber». Wenn das Flugzeug zum Beispiel bei der Notlandung stark oder abrupt bremsen müsse, drohe das Kind von dem Erwachsenem zerquetscht zu werden. Ein Startabbruch reiche dafür schon aus und komme nicht selten vor, so die Ufo.
Laut beiden Gewerkschaften ist die sicherste Option für Eltern, einen eigenen Sitzplatz für ihr Schoßkind zu buchen und es mit einem für die Luftfahrt zertifizierten Kinderrückhaltesystem wie eine Babyschale oder einen Autokindersitz zu sichern. Das ist auch die Empfehlung der europäischen Airlines.
FAA sieht es ähnlich
Die FAA schließt sich diesem Standpunkt auch an. In ihrer Übersicht «Fliegen mit Kindern» erklärt die Behörde: «Der sicherste Platz für Ihr Kind unter zwei Jahren in einem US-Flugzeug ist in einem zugelassenen Kinderrückhaltesystem (CRS) oder -gerät, nicht auf Ihrem Schoß. Ihre Arme sind nicht in der Lage, Ihr Kind auf dem Schoß sicher zu halten, insbesondere bei unerwarteten Turbulenzen, die die häufigste Ursache für Verletzungen bei Kindern im Flugzeug sind.»
Ob sich die Regeln schnell ändern werden, bleibt dennoch fraglich. Denn die Empfehlung setzt voraus, dass Eltern zusätzliches Geld investieren, sowohl in einen Sitz für ihr Baby, als auch in einen Kindersitz. Nicht alle sind bereit, das zu tun.