Sitze für ARJ21
Junger Sitzbauer aus Frankreich gewinnt Auftrag in China
Im großen und hart umkämpften Markt der Flugzeugsitze ist Expliseat ein Jüngling. Dennoch holte sich die Firma aus Paris einen Großauftrag aus China.
Sitze von Expliseat: Bisher stattete der französische Hersteller Airlines mit etwa Boeing 737 aus oder mit Regionalflieger von ATR.
Sitze von Expliseat: Bisher stattete der französische Hersteller Airlines mit etwa Boeing 737 aus oder mit Regionalflieger von ATR.
Mehr als 40 ARJ21 stehen in der Volksrepublik bereits im Dienst. Seit drei Jahren liefert der staatliche Flugzeugbauer Comac seinen Regionaljet ARJ21 an heimische Kunden aus, nachdem Entwicklung und Zulassung zuvor durch mehrjährige Verspätungen geplagt waren.
Dass noch viele weitere ARJ21 frisch aus den Werkshallen rollen werden, gilt als gesichert. Kräftigen Anschub bekam das Programm erst kürzlich durch mehrere staatlich eingefädelte Großorders. Für künftige Exemplare soll ein eigens entwickelter Passagiersitz gebaut werden. Und bei der Vergabe dieses Auftrags sorgte der chinesische Flugzeugbauer für eine Überraschung.
Kein Big Player
Vergangene Woche (15. Oktober) verkündete der französische Sitzhersteller Expliseat, im Auftrag von Comac den neuen Sitz für den ARJ21 zu entwickeln. Im großen und hart umkämpften Markt der Sitzhersteller ist das Unternehmen aus Paris alles andere als ein Big Player. Etwa 15 Airlines bestellten ihre Sitze bisher bei der 2011 gegründeten Firma, etwas mehr als 80 Flugzeuge sind bislang insgesamt von Expliseat ausgerüstet worden.
In der Sitzbranche ein überschaubarer Wert. Zum Vergleich: Der schwäbische Branchengigant Recaro wird 2021 allein für Wizz Air 146 Airbus A320 mit Sitzen ausstatten. Zum Hauptkundenkreis von Expliseat gehören größtenteils kleinere Airlines wie etwa Tahiti Airlines oder Air Caraibes, für die etwa Turbopropflieger von ATR mit Sitzen ausgestattet wurden.
Besonders leicht
Bei der kanadischen Nolinor sowie auch dem indischen Billigflieger Spicejet sind es auch Kurz- und Mittelstreckenflieger vom Typ Boeing 737, die von Expliseat ausgerüstet worden sind. Sitze für den Airbus A320 hat die Firma ebenfalls in ihrem Portfolio. Auch für die Regionalflieger Embraer E-Jet, Bombardier CRJ sowie die De Havilland DHC Dash 8 bietet das Unternehmen seine Produkte an.
Spezialisiert hat sich Expliseat auf ultraleichte Konstruktionen. Zwei Sitze aus Karbon und Titan zählen zum Sortiment der Franzosen: Der Tiseat E1 sowie der leichtere Tiseat E2. Beide optional mit jeweils zwei oder drei Sitzen je Bank. Laut Expliseat ist der E2 etwa 40 Prozent leichter als der nächstleichtere Sitz auf dem Markt.
Nur Entwicklung?
Die Neuentwicklung für den ARJ21 wird auf dem E2 basieren, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Comac verspricht sich durch die neuen Sitze eine kleine Gewichtsreduktion. Doch noch ist über den Deal vieles ungewiss.
So ist nicht klar, welches Volumen der Auftrag haben wird. Ob die neuen Sitze von Expliseat überhaupt gebaut werden, ist auch nicht bekannt. In der Mitteilung ist lediglich von einer Entwicklung die Rede.