Somalia
Funk-Wirrwarr – Jets von Qatar und Ethiopian auf Kollisionskurs
Eine Boeing 787 von Qatar Airways und ein Airbus A350 von Ethiopian Airlines wurden vor einem Unglück bewahrt. Der Vorfall vor der somalischen Küste steht in Zusammenhang mit einem Konflikt um den Luftraum.
Die beiden Flugzeuge bei Flightradar: Welche Flugsicherung ist zuständig?
Die beiden Flugzeuge bei Flightradar: Welche Flugsicherung ist zuständig?
Die Boeing 787 mit dem Kennzeichen A7-BCN von Qatar Airways war am Samstag (24. Februar) als Flug QR1383 auf dem Weg von Doha nach Entebbe in Uganda. Während der Dreamliner über dem Golf von Aden in Richtung Land steuerte, war ein Airbus A350-900 mit der Registrierung ET-ATY von Ethiopian Airlines dort in die andere Richtung unterwegs. Flug ET602 ging von Addis Ababa nach Dubai.
Der A350 von Ethiopian flog konstant auf einer Höhe von 39.000 Fuß oder umgerechnet 11.887 Meter. Die Boeing 787 flog auf 38.000 Fuß oder 11.582 Meter. Allerdings begann der Qatar-Dreamliner um 09:35 Uhr (koordinierte Weltzeit UTC) auf 40.000 Fuß zu steigen.
Dreamliner von Qatar begann zu steigen
Gemäß dem auf Zwischenfälle spezialisierten Portal Aviation Herald bekam sie die Anweisung zum Steigen von der Flugsicherung Mogadishu Center in Somalias Hauptstadt Mogadishu. Der A350 dagegen stand in Kontakt mit der geografisch näher gelegenen Flugsicherung Hargeisa Center in Somaliland.
Somaliland ist eine zu Somalia gehörende autonome Region im Nordwesten des Landes, die – wenn auch international nicht anerkannt – praktisch unabhängig ist. Sowohl Somalia als auch Somaliland beanspruchen die Kontrolle des Luftraumes für sich. Zuletzt häuften sich Meldungen, dass Flugzeuge von zwei Lotsen unterschiedliche Informationen erhielten.
Konflikt zwischen Somalia und Somaliland
Die Folge der Anweisung zum Steigen war, dass sich die beiden Jets offenbar gefährlich nahe kamen. Das Kollisionswarnsystem (im Jargon Traffic Alert and Collision Avoidance System TCAS) wurde aktiviert. Die Somaliland Civil Aviation and Airports Authority gab eine Stellungnahme heraus, in der es heißt, die Besatzung sei «fälschlicherweise von den Lotsen in Mogadishu angewiesen worden, auf 40.000 Fuß zu steigen». So seien die Flieger «in einen gefährlichen Abstand zueinander» geraten. Das TCAS hätte sie gerettet.
Die Somaliland-Behörde veröffentlichte auch eine Audio-Datei, die den Funkverkehr zwischen beiden Fliegern wiedergeben soll. Darin bezeichnet der Qatar-Kapitän die Anweisung zum Steigen als Fehler und sagt, dass das TCAS aktiv geworden sei. Somalias Behörde Somali Civil Aviation Authority hingegen ging nicht auf den Vorfall selber ein, schrieb bei Facebook aber: «Die somalische Zivilluftfahrtbehörde SCAA versichert allen somalischen Bürgern und Fluggesellschaften, die den Luftraum Somalias nutzen, dass sie die volle Kontrolle über die Sicherheit von Flügen hat, die den Luftraum Somalias nutzen. Im Luftraum Somalias mangelt es nicht an Sicherheit und Schutz.»
Qatar Airway mit Meldung an Behörden
Im Konflikt um den Luftraum über Somalia ist die Echtheit von Angaben und Dokumenten derzeit oft schwer zu prüfen. So wies etwa die Somali Civil Aviation Authority kürzlich auf eine Mitteilung hin, die ihren Briefkopf trägt, aber eine Fälschung sei.
Qatar Airways erklärte auf Anfrage von aeroTELEGRAPH, der Vorfall sei von der Besatzung umgehend bearbeitet und den zuständigen Behörden gemeldet worden. «Zu keinem Zeitpunkt wurden die erforderlichen Sicherheitsmargen für unsere Besatzung und unsere Passagiere beeinträchtigt.» Die Fluggesellschaft aus Katar verweist auf ihre «hervorragend ausgebildeten Piloten» und «modernsten Systeme», die vielfältige Möglichkeiten bieten würden, «jederzeit eine sichere Trennung aufrechtzuerhalten».