Letzte Aktualisierung: um 21:23 Uhr

Nur noch 41 Flieger heben ab

Jet Airways bricht die Flotte weg

Mit 119 Flugzeugen gibt die indische Airline ihre Flottengröße an. Abheben kann jedoch nur noch rund ein Drittel davon. Eine andere Fluglinie wirft ein Auge auf einige der Jets.

Schon Anfang Januar musste die finanziell schwer angeschlagene Jet Airways acht Flugzeuge an die Leasinggesellschaft Gecas zurückgeben. Seitdem entspannte sich die Situation aber nicht wie erhofft, sondern spitzte sich weiter zu – wie sehr, zeigen nun Zahlen, die Indiens Luftfahrtministerium am Dienstag (19. März) veröffentlicht hat.

«Die derzeitige Verfügbarkeit von Flugzeugen in der Flotte für den Betrieb beträgt 41», ist in der Mitteilung des Ministeriums zu lesen. Vor wenigen Wochen habe Jet Airways noch 119 Flieger gehabt, so die Zeitung Times of India. Das ist auch die Flottengröße, welche die Fluglinie noch immer auf ihrer Webseite angibt. Rund zwei Drittel der Flieger sind somit an die Leasinggeber zurückgegangen oder können nicht abheben, weil etwa Raten nicht bezahlt wurden, sie repariert werden müssen oder vom 737-Max-Grounding betroffen sind.

Piloten wollen Arbeit niederlegen

Das Ministerium schreibt, derzeit führe Jet Airways 603 Inlandsflüge pro Woche durch und 382 internationale Flüge. Zum Vergleich: Im Winter 2016/2017 hatte die Fluglinie gemäß der Zeitung noch mehr als 3500 wöchentliche Inlandsflüge im Angebot. Nun ist die Luftfahrtbehörde DGCA angewiesen, kontinuierlich zu überprüfen, ob die Airline ihren Pflichten nachkommt, etwa was ausfallende Flüge und Passagier-Information angeht. Das Ministerium ermahnte Jet Airways zudem, kein gestresstes Personal einzusetzen.

Eine Pilotengewerkschaft in Mumbai kündigte an, dass ihre Mitglieder ab dem 1. April nicht mehr für Jet Airways fliegen würden, wenn sie bis zum 31. März nicht ihr Gehalt der vergangenen drei Monate oder zumindest ein entsprechendes Signal erhalten hätten.

Spicejet könnte Flieger leasen

Indes ist Konkurrent Spicejet laut der Zeitung Economic Times daran interessiert, Flugzeuge zu leasen, die zurzeit am Boden sind, weil Jet Airways die Leasingraten nicht zahlen kann. Die Billigfluggesellschaft könnte damit zumindest vorübergehend ihre zwölf Boeing 737 Max ersetzen, die zurzeit nicht abheben dürfen.

Die State Bank of India betonte derweil, eine Insolvenz von Jet Airways sei nur die allerletzte Möglichkeit. Ein Rettungsplan sei fast fertig. Im Hintergrund läuft eine politische Debatte: Am Dienstag berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei Informanten in der Verwaltung, die indische Regierung hätte die Staatsbank mit der Rettung der Airline beauftragt, um Tausende Jobverluste vor den Parlamentswahlen im April zu vermeiden. Die Opposition kritisierte, die Regierung würde eine private Fluglinie retten wollen, während die zugleich versuche, die staatliche Air India zu privatisieren.