Letzte Aktualisierung: um 9:47 Uhr

Lolita Express N908JE

Jeffrey Epsteins private Boeing 727 – ein Ladenhüter

Der Privatjet wurde als Lolita Express berüchtigt. 2020 kaufte eine Firma die Boeing 727 ahnungslos, um sie weiterzuverkaufen. Doch die Verbindung zu Jeffrey Epstein macht das Flugzeug unverkäuflich.

Die Boeing 727 war ein unerwarteter Erfolg. 1964 auf den Markt gekommen, entwickelte sie sich zum Verkaufsschlager. Plante man bei Boeing ursprünglich mit der Produktion von bis zu 250 Exemplaren, entwickelte sich der Dreistrahler zum ersten Flugzeug, von dem über 1000 Stück produziert wurden. Heute sind noch 40 Exemplare im Einsatz. Die meisten davon sind Umbaufrachter oder Regierungs- und Luftwaffenflieger.

Der Rest wurde verschrottet. In den USA steht nun ein weiteres Exemplar vor dem endgültigen Aus. Die Boeing 727-100 mit Seriennummer 20115 hat eine dunkle Geschichte. Ausgeliefert wurde sie am 7. Juli 1969 an TWA. Später wurde sie zum VIP-Jet umgebaut. Zuletzt bot sie Platz für 29 Reisende, inklusive Schlafzimmer mit eigenem Bad, Clubsesseln und Couches.

Privatjet von Jeffrey Epstein

Die letzte Registrierung der Maschine ist N908JE. In der Medienöffentlichkeit ist die Boeing 727-100 inzwischen besser bekannt als Lolita Express. Ihr Eigentümer war rund 20 Jahre lang der verurteilte Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Er erhängte sich 2019 in New York in seiner Gefängniszelle. Er soll das Flugzeug unter anderem genutzt haben, um minderjährige Frauen zu seiner Privatinsel zu fliegen.

Ihren letzten Flug absolvierte die Boeing 727 am 11. Juli 2016. Er  führte vom Palm Beach International Airport zum Flughafen Brunswick Golden Isles in Georgia. Dort steht es seitdem in der Nähe eines Wartungshangars von Stambaugh Aviation. Das Flugzeugwartungsunternehmen verlangt etwa 1000 Dollar Gebühren pro Monat. 2019 wurden die drei Triebwerke entfernt.

Keine Kaufangebote

Nach Epsteins Suizid wurde die Boeing 727 mehrfach verkauft. Im Januar 2020 wurde sie auch bei Ebay zum Kauf angeboten. Der Startpreis lag bei 395.000 Euro. Noch vor dem Auktionsende wurde das Angebot jedoch wieder entfernt. Im März 2020 kaufte der Flugzeugvermittler World Aviation Services die Maschine in der Hoffnung, sie gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Doch nach Bekanntwerden der Verbindung zu Epstein sei kein einziges Kaufangebot bei World Aviation Services eingegangen, wie dessen Chef gegenüber der Zeitung Daily Mail betonte. Er selbst  «wusste nicht, wer [Epstein] war oder was er damit machte». Sein Geschäft sei die Luftfahrt – nicht dieser «Epstein-Scheiß.» Nun hat der Chef die Hoffnung aufgegeben und das Flugzeug wird 54 Jahre nach seinem Erstflug zerlegt.